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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Aufforstung: Keine Lösung für Klimaschutz  
  Ein vor allem von den USA vertretener Ansatz zur Reduktion von Treibhausgasen ist es, zusätzliche Wälder als Kohlenstoffspeicher anzulegen. Eine neue Studie kommt nun zu dem Schluss, dass diese Methode nicht zielführend ist.  
Wissenschaftler der britischen "Royal Society" veröffentlichten am Montag eine Studie zum Nutzen von Aufforstungen für den Klimaschutz: Die Methode könne langfristig nicht die Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes ersetzen, so das Ergebnis.

Die Autoren kommen gar zu dem Schluss, dass jetzt neu angelegte Klimaspeicher - z.B. in Form von Wäldern - den Treibhauseffekt noch verstärken könnten.
->   The Royal Society
Geringe Speicherkapazität der Wälder
Kohlenstoffspeicher in Form von Aufforstung und neuen landwirtschaftlichen Methoden könnten vielleicht kurzfristig bei einer Reduktion der Treibhausgase helfen.

Doch ihre Speicherkapazität sei sehr gering im Vergleich mit dem Ausstoß durch die Verbrennung von fossilen Stoffen, zitiert eine Presseaussendung der Royal Society David Read, einen der Autoren der Studie.

Man wisse auch zu wenig über die Prozesse, die die Aufnahme von Kohlenddioxid durch Pflanzen und Böden kontrollierten, heißt es dort weiter.
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Maximalmenge ist zuwenig
Laut Bericht entspricht die Maximalmenge des Kohlendioxids, das man weltweit durch land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen der Atmosphäre entziehen könnte, lediglich einem Viertel der bis 2050 benötigten Emissionsreduzierungen, wenn man die globale Erderwärmung minimieren will. Selbst dieses Ziel, so die Studie weiter, verlange für seine Umsetzung sehr viel politische Disziplin.
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Prozess könnte sich umkehren
Zudem ist offenbar nicht auszuschließen, dass eine größere Produktion von Biomasse und ein gleichzeitiger Temperaturanstieg dazu führen, dass sich der Prozess umkehrt:

Mikroorganismen könnten sich sprunghaft vermehren, die Biomasse verzehren und so verstärkt Kohlendioxid an die Atmosphäre abgeben, zitiert BBC Online John Shepard, einen weiteren Autor der Studie.
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Pflanzen als Kohlendioxid-Speicher
Pflanzen können zwar tatsächlich Kohlendioxid binden, doch sobald sie absterben, sei es durch Krankheit, Schädlinge, Waldbrände oder einfach auf natürlichem Wege, gelangt dieser wieder in die Atmosphäre.
->   Mehr dazu in science.orf.at: Kohlenstoffspeicher Wald
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Streit um Kyoto-Protokoll
Der Bericht kommt passend zur UN-Klimakonferenz, die im Juli in Bonn stattfinden wird. Denn seit Monaten schwelt der Streit zwischen den Nationen, die sich im Kyoto-Protokoll zu konkreten Emissionsreduzierungen der wichtigsten Treibhausgase verpflichtet hatten.
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Kyoto-Protokoll
Die Teilnehmer einigten sich 1997 im japanischen Kyoto darauf, zwischen 2008 und 2012 die Emissionen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um rund fünf Prozent zu senken. Die Gesamtreduktion ist nach Ländergruppen aufgeteilt. So muss etwa die EU ihre Emissionen um acht Prozent verringern, die USA um sieben und Japan um sechs. Die EU-Länder haben untereinander sehr unterschiedliche Reduktionsziele ausgehandelt. Während Deutschland seine Treibhausgase um 21 Prozent verringern muss, dürfen industriell schwächere Länder wie Irland oder Portugal ihre Emissionen sogar erhöhen.
->   Kyoto-Protocol
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Damit das Kyoto-Protokoll wie geplant 2002 in Kraft treten kann, muss es nämlich zunächst von 55 Prozent der insgesamt 160 Vertragsstaaten ratifiziert werden. Zweitens müssen die ratifizierenden Staaten für 55 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich sein.
USA steigen aus Abkommen aus
Anfang dieses Jahres hatten die USA ihren Ausstieg aus dem Abkommen verkündet, nachdem bereits im vergangenen November die UN-Klimakonferenz in Den Haag gescheitert war. Die Vereinigten Staaten alleine produzieren rund ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes. Es ist deswegen äußerst schwierig, das Abkommen ohne sie umzusetzen.
Streitpunkt: Aufforstung statt Reduktion
Der Streit, der letztlich zum Scheitern der Den Haager Konferenz geführt hat, entfachte sich vor allem an einer Frage: In welchem Ausmaß können sich die einzelnen Länder von ihren Verpflichtungen zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes "freikaufen"?

Die USA - wie unter anderem auch Japan, Kanada und Australien - bestehen auf die Möglichkeit, einen Teil der Reduzierung von Kohlendioxid (CO2) durch Aufforstung und landwirtschaftliche Bearbeitung des Bodens zu erbringen.
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Mehr dazu in science.orf.at
->   UN-Klimakonferenz in Den Haag gescheitert
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Japan könnte den Ausschlag geben
Als "Zünglein an der Wage" gilt mittlerweile Japan, dessen Teilnahme nach dem Ausstieg der USA essentiell ist. Ministerpräsident Junichiro Koizumi erklärte vor einigen Tagen jedoch, die internen Beratungen seien in Japan noch nicht abgeschlossen.

(red)
Mehr dazu in science.orf.at
->   USA werden Klima-Abkommen nicht umsetzen (28.03.01)
->   USA bereiten Alternative zu Kyoto-Abkommen vor (07.04.01
->   Philipp Steger: US-Alternativen zum Kyoto-Protokoll? (12.06.01)
Weitere Meldungen zum Thema Klimaschutz in science.orf.at
->   Rasantes Verkehrswachstum bedroht Klimaschutz (29.06.01)
->   Klimaschutz in Österreich (05.06.01)
Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change:
->   Klimaänderung durch Menschenhand (22.01.01)
 
 
 
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01.01.2010