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UNO-Bericht: Szenarien gegen Hunger und Armut  
  Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel können nach Ansicht des Entwicklungsprogrammes der UNO (UNDP) helfen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. In seinem neuen Jahresbericht skizziert das UNDP Szenarien zum Abbau weltweiter Armut und Unterentwicklung.  
Der UNDP-Bericht kommt zu dem Schluss, dass die meisten Länder ihre auf dem Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen im Vorjahr vereinbarten Ziele zur Armutsbekämpfung bis 2015 nicht erfüllen können. "93 Länder, in denen 62 Prozent der Weltbevölkerung leben, können voraussichtlich die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren nicht bis 2015 um zwei Drittel senken."
11 Millionen Kinder sterben an Unterernährung
"Elf Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jährlich an Ursachen, die vermieden werden könnten - etwa 30.000 täglich", heißt es in dem Report.

"Gleichzeitig können 83 Länder, in denen 70 Prozent der Weltbevölkerung leben, voraussichtlich nicht den Anteil ihrer Bürger ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser um die Hälfte reduzieren."
Chancen der Gentechnik verkannt
In dem Bericht wendet sich das UNDP auch gegen die in den Industrienationen weit verbreitete Ablehnung genmanipulierter Lebensmittel. Neue, anspruchslosere Feldfrüchte könnten vielmehr die Versorgung in den Entwicklungsländern auch unter ungünstigen Boden- und Klimaverhältnissen nachhaltig verbessern, heißt es in dem "Bericht über die menschliche Entwicklung 2001", der offiziell am Dienstag in Mexiko-Stadt vorgestellt wird.

Bei aller berechtigten Sorge im Westen über die noch nicht
abzusehenden Folgen für Gesundheit und Umwelt würden die Chancen der Gentechnik verkannt: "In der aktuellen Debatte in Europa und den USA um die Genmanipulation werden die Belange der Entwicklungsländer oft schlichtweg ignoriert", heißt es in dem 256 Seiten starken Bericht.
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'Ausgeglichene Beurteilung notwendig'
Die Erforschung der Gesundheitsrisiken der Biotechnologie
bleibe selbstverständlich oberstes Gebot, sagte Kate Raworth, Mitautorin des Berichts, am Montag in einem Interview. "Was wir jedoch fordern, ist eine ausgeglichenere Beurteilung der Biotechnologie. Statt Dürreregionen fruchtbar machen zu wollen, könnte man das Saatgut den jeweiligen Gegebenheiten anpassen und etwa dürreresistent machen."
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Konsequenzen absehbar
Für Professor Richard Lewontin von der Harvard-Universität
ist es nach wie vor unmöglich, die Konsequenzen der
Biotechnologie abzusehen. Negative Folgen hätten sich zwar noch nicht eingestellt, schrieb er kürzlich. Doch viele Studien in den USA basierten nicht auf amtlichen Daten, sondern auf Informationen von Firmen, die ein bestimmtes Produkt zulassen möchten.

Marc Malloch Brown, der Leiter des UNDP, verwies zum Thema Nutzen der Biotechnologie auf Bestrebungen in Japan, neue Reissorten in Westafrika zu züchten. Diese seien weniger dürreanfällig, dafür aber eiweißreicher und fast doppelt so ertragreich wie herkömmliche Sorten.
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Was das UNDP ist, wie das UNDP arbeitet
Das UNO-Entwicklungsprogramm UNDP ist die wichtigste UNO-Institution für technische Entwicklungszusammenarbeit. Die Hauptaufgaben des UNDP sind die Anwaltschaft für nachhaltige menschliche Entwicklung, die Koordination der Entwicklungsaktivitäten des UNO-Systems, die Unterstützung der Programmländer beim Aufbau von Kapazitäten in den Bereichen Regierungsführung, Armutsbekämpfung und Umweltmanagement; darüber hinaus die Gleichstellung der Frau sowie Krisenbewältigung und die Koordination der UNO-Reform im Entwicklungsbereich.

Das UNDP wird von einem Administrator geleitet. Seit 1999 ist das erstmals ein Europäer, der Brite Mark Malloch Brown. Zuvor war der heutige UNDP-Chef Vizepräsident bei der Weltbank und dort für externe Beziehungen und UNO-Angelegenheiten zuständig.
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Dringender Forschungsbedarf bei Impfstoffen
Gentechnisch veränderte Lebensmittel und Kulturpflanzen könnten nach Einschätzung der UNO-Behörde allerdings nicht nur bahnbrechend für die Entwicklungsländer werden.

Der Bericht räumt ökologische und gesundheitliche Risiken ein, empfiehlt aber die Züchtung von neuen Sorten von Sorghum, Maniok, Mais und anderen Grundnahrungsmitteln, die hohen Ertrag abwerfen und gegen Trockenheit tolerant sind, insbesondere für Afrika südlich der Sahara und Südasien.

Der UNDP-Bericht sieht auch besonders dringenden Forschungsbedarf bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Malaria, HIV und Tuberkulose ebenso wie gegen weniger bekannte Krankheiten wie Schlafkrankheit und die Flussblindheit.
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Informationstechnologie gegen Armut
Billige PCs und preisgünstiger Mobilfunk in Entwicklungsländern könnten laut dem Bericht des UNDP helfen, die Technologiekluft zwischen Arm und Reich zu überwinden.
->   Mehr dazu in der ORF ON FutureZone
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Ganzheitliches Bild menschlichen Fortschritts
Dem elften Jahresbericht der UNO über die menschliche
Entwicklung liegt eine umfassende Untersuchung der
Lebensverhältnisse in über 160 Ländern zu Grunde.

Der dafür erstellte Index versucht ein ganzheitliches Bild menschlichen Fortschritts abzugeben und berücksichtigt daher neben der Einkommensverteilung auch die Aspekte Gesundheit und Erziehung, Alphabetisierungsrate und Lebenserwartung.

(Reuters/APA/red)
->   Der UNDP-Bericht im Detail
->   Die UNDP-Homepage
 
 
 
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01.01.2010