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medien.welten: Vom Kieselstein zum WWW  
  Im Technischen Museum Wien entsteht eine neue Schausammlung. Die Ausstellung "medien.welten", die sich der Geschichte der Medien "vom Kieselstein bis zum World Wide Web" widmet, soll zum Jahreswechsel für Besucher geöffnet werden.  
Breites Medienverständnis
Die Schausammlung hat ein breites Medienverständnis: Medium als etwas, das Botschaften speichert oder Botschaften übermittelt. So werden nicht nur Film, Fotografie oder Radio behandelt, sondern auch Datenerfassung oder Rechnen.

Der Bogen spannt sich vom Zählen mit Repräsentationssteinchen, über die Druckerpresse bis zum Internet, von ersten Nachrichtentransportmitteln über die Wiener Rohrpost bis zum Satelliten.
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Flexible Medienmatrix
Der Besucher kann die Mediengeschichte nach Themen lesen - z.B. die Entwicklung der Post von der Antike bis heute oder nach Epochen - wie wurden Informationen beispielsweise im Barock gesammelt, gespeichert, verbreitet und rezipiert.
->   Vorschau auf medien.welten
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Buchdruck und Post
Schriftliche Information kann durch den Buchdruck rasch und massenhaft vervielfältig werden. Wissen wird veröffentlicht und öffentlich diskutiert.

Um schriftliche Information zu übermitteln, bietet sich das Postnetz an. Boten oder Kuriere transportieren die Information vom Sender zum Empfänger. Die erste Poststrecke ist 1490 belegt. Sie verbindet Innsbruck mit Brüssel und Mechelen, den damaligen Verwaltungszentren der Habsburger.

Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit werden wichtig. Das Postnetz wird räumlich und zeitlich immer dichter. Damit wird auch das Straßennetz dichter und die Post macht nicht nur Nachrichten mobil, sondern auch Menschen.
Rauchzeichen, Telegraf und Telefon
Durch die Telegrafie können Informationen über weite Strecken rasch übermittelt werden. Die Ursprünge liegen in Fackel-, Rauch- oder Trommelzeichen. Die Information wird dabei auf einen Code reduziert.

Um 1800 entsteht die moderne optische Telegrafie. Auf Holzgerüsten sind schwenkbare Balken angebracht. Die elektrische Telegrafie wird zu Beginn im Zugverkehr benutzt, der Ausbau des Telegrafennetzes erfolgt parallel zum Ausbau des Eisenbahnnetzes.

Dort wo die Telegrafie räumlich endet, nämlich in den Städten und für einzelne Benutzer, dort steht das Telefon zur Verfügung. Bis in die 30er Jahre schaltet das Fräulein vom Amt die Verbindung. Dann werden die Vermittlungszentralen automatisiert und die Gesprächsteilnehmer können selbst wählen.
Lochkarten
Mit der Lochkarte werden Merkmale eines Menschen auf einen Code reduziert: Geschlecht, Alter, Bildung. Der Mensch selbst ist die Information. Eine mechanische Bearbeitung der Daten ist möglich, eine Maschine kann die Karten nach verschiedenen Aspekten sortieren.

Das erste Lochkartensystem ließ Hermann Hollerith 1887 in den USA patentieren. Wenig später, im Jahr 1890, wird es bei der Volkszählung in den USA erstmals groß eingesetzt.

Daten werden zu einem industriell verarbeitbaren Material, unabhängig von ihrem Inhalt und unabhängig von den Menschen, auf die sie sich beziehen. Verlust von Individualität und Anonymisierung des Einzelnen in den Prozessen der Verwaltung sind die Folge.
Tonwalze, Schallplatte ...
Der Phonograph kann um die Jahrhundertwende nicht nur Töne wiedergeben, sondern auch aufzeichnen. Stimmen oder Musik werden zu jedem beliebigen Zeitpunkt angehört und mehrmals abgespielt. Der Phonograph wird für private Zwecke verwendet, von Ärzten für Befunde, in Büros für Diktate und für wissenschaftliche Zwecke.

Der Phonograph wird von der Schallplatte überholt. Sie kann zwar nicht für den Hausgebrauch aufnehmen, aber sie kann leichter vervielfältigt werden und hält länger.
... und Radio, Funk
Um Sprache oder Ton zu übermitteln, wird der Funk entwickelt. Funk dient der Armee, um Truppen zu kommandieren, oder der Kriegsflotte, um Schiffe zu dirigieren. Ein Kind des Funks ist das Radio.

Das Radio wird von Beginn an vom Staat missbraucht, und vor allem die Nationalsozialisten wissen es für ihre Zwecke einzusetzen. Radio eignet sich besonders für Propaganda: Einer spricht zu vielen und niemand von diesen vielen Zuhörern kann darauf antworten.
Camera obscura, Foto und Film
Bildmedien bewahren den Augenblick für später. Bekanntestes frühes Bildmedium ist die camera obscura. Das Prinzip ist einfach: Ein innen geschwärzter Kasten mit transparenter Rückwand, durch ein Loch fällt das Bild und ist auf der Rückwand spiegelverkehrt, verkleinert und auf den Kopf gestellt sichtbar.

So ein Bild chemisch festzuhalten, gelingt Daguerre 1839. Allerdings liefert die nach ihm benannte Daguerrotypie jedes Mal Originale, Abzüge oder Kopien sind nicht möglich.

Auf dem Weg von den ersten bewegten Bildern zum heutigen Kino ist der Cinématographe eine wichtige Station. Die Brüder Lumière projizieren damit 1895 den ersten Film auf eine Leinwand. Der Erfolg des Films und des Kinos ist damals nicht abzusehen: Film ist zu Beginn ein billiges Vergnügen, eine Schaubudenattraktion.
Cyberspace
Durch PC und Internet verschmelzen die Speicherfunktion und die Übermittlungsfunktion der Medien. Dem Benutzer steht als Datenspeicher das gesamte Internet zur Verfügung, seine Informationen kann er weltweit einholen und weltweit verteilen.

Durch Digitalkamera oder Mikrofon sind alle bis dahin entwickelten Medienformen nun in einem Gerät versammelt: Email ersetzt den Brief, Filme werden am Computer geschnitten und in der Sekunde ans Ende der Welt geschickt, über Kontinente hinweg werden Videokonferenzen abgehalten, Bücher werden am Bildschirm gelesen, Musikstücke aus Datenbanken heruntergeladen, der PC dient nebenbei als Radio oder Fernseher.
Virtuelles Museum
Um selbst Mediengeschichte zu schreiben, wird die Sammlung mit ähnlichen Medienmuseen weltweit vernetzt: Über eine Internetplattform sollen Medienwissenschaftler und Medienhistoriker mit einander in Kontakt treten und die Schausammlung im virtuellen Raum fortsetzen.

Ein Beitrag von Barbara Daser für die Ö1-Dimensionen vom 28. Februar, 19 Uhr.
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->   Medien oder Kommunikation in Museum (Europa)
 
 
 
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01.01.2010