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UNESCO-L'Oreal-Stipendium an Österreicherin  
  Die Biophysikerin Andrea Hickel wird als erste österreichische Forscherin mit dem UNESCO-L'Oreal Nachwuchs-Stipendium "For Women in Science" ausgezeichnet. Sie erforscht neue Methoden zur Bekämpfung von Bakterien.  
Zwei Preise in Europa
Jährlich vergeben die UNESCO und die Kosmetikfirma L'Oreal weltweit zehn Forschungsstipendien - zwei davon in Europa - an die besten Nachwuchswissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Biowissenschaften.

Im Hauptquartier der UNESCO in Paris wird am 6. März der Biophysikerin Hickel das mit 10.000 US-Dollar (11.470 Euro) dotierte Stipendium für ihre Arbeit über neue Arzneimittel gegen Bakterien überreicht.
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Biographie der Forscherin
Die 34-jährige Grazerin Andrea Hickel promovierte 1996 im Fach Chemie an der Technischen Universität Graz. Nach ihrem Studium erhielt sie ein Erwin Schrödinger Auslandsstipendium und verbrachte zwei Jahre an der renommierten Universität in Berkeley, wo sie am Department of Chemical Engeneering Untersuchungen an Enzymen durchführte.

Seit 1999 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Biophysik und Röntgenstrukturforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz. Darüber hinaus ist sie Lehrbeauftragte am Chemie-Ingenieurskolleg.
->   Andrea Hickel
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Erforschung neuer Antibiotika ...
Hervorgehoben wurden Hickels Ergebnisse zur Erforschung neuartiger und - auf Grund eines besonderen Angriffsmechanismus - wirksamerer Pharmaka gegen Bakterien.

Die Biophysikerin erforscht eine neue Methode zur Bekämpfung von Bakterien: Im Gegensatz zu herkömmlichen sollen die "neuen Antibiotika" nicht an einer einzelnen Stelle, sondern an der gesamten Hülle des Bakteriums angreifen, und damit Resistenzen vorbeugen.
... dank antimikrobieller Peptide
Die neuartigen Antibiotika basieren auf so genannten antimikrobiellen Peptiden - also "kleine Proteine", die Bakterien bekämpfen können. Der Hauptvorteil dieser Wirkstoffe liegt darin, dass sie Bakterien binnen weniger Minuten durch einen Angriff an der Zellmembran zerstören.

Da es dabei zu keiner Bindung an spezifische Rezeptoren kommt, ist die Bildung resistenter Keime unwahrscheinlich.
Gezielte Veränderung der Peptide
Solche antimikrobiellen Peptide können zwischen "humanen" und bakteriellen Zellen unterscheiden. Dadurch gelingt es, den Angriff auf die Bakterien zu beschränken.

Mittels verschiedener biophysikalischer Methoden (z.B. Mikrokalorimetrie, Röntgenmethoden) wird die Interaktion der antimikrobiellen Peptide mit Lipidmodellsystemen untersucht. Damit wird es möglich, diese Peptide gezielt zu verändern, um die gewünschte Spezifität und Wirkung zu erzielen.

Weiters wird erforscht, in welcher Form die antimikrobiellen Peptide als Arzneimittel gegeben werden könnten.
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Bereits der zweite Preis der L'Oreal-Stiftung
science.ORF.at-Host Renee Schroeder vom Institut für Mikrobiologie und Genetik am Wiener Biocenter war bereits Ende November als erfolgreiche Wissenschaftlerin mit dem L'Oreal Special Honor Award "For Women in Science" ausgezeichnet worden.
->   Renee Schroeder und ihr Preis
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Multiresistenzen erfordern neue Antibiotika
"Bis vor kurzem galten Infektionskrankheiten als kontrollierbar. Dieser Optimismus führte zu einer fatalen Gleichgültigkeit im Umgang mit Antibiotika, so dass Krankheitserreger Multiresistenzen gegen viele klassischen Antibiotika entwickelt haben und sich rasant ausbreiten konnten", begründet Hickel die Notwendigkeit neuer Antibiotika in einer Aussendung der ÖAW.

Verschärft trete dieses Problem in Krankenhäusern auf, da ein großer Teil der dort übertragenen Infektionen durch antibiotikaresistente Bakterien verursacht wird.

Dadurch entstehen allein in den USA jährlich Kosten von 4 bis 5 Milliarden Dollar pro Jahr.
Forschungen fortsetzen
Mit dem gewährten Stipendium will Hickel an der Universität Oxford in der Biomembrane Structure Unit ihre Untersuchungen mit den Methoden der Kernspinresonanz-Spektroskopie fortsetzen.
->   "For Women in Science"
->   Mehr über das Stipendium
->   Institute of Biophysics and X-ray Structure Research (ÖAW)
 
 
 
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01.01.2010