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Kinderpornos: Psychostruktur der Konsumenten  
  Nach der jüngsten Affäre um Kinderpornografie stellt sich die Frage, welche Psychostruktur jene Menschen haben, die sich daran erregen. Fachleute glauben, dass sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stecken geblieben sind.  
Diese Einschätzung gab heute Magret Aull, Präsidentin des Österreichischen Psychotherapeutenverbandes, im ORF-Radio.
Nicht nur sexuelles Begehren
An den Kinderpornos erregen sich die vornehmlich männlichen Konsumenten nicht nur sexuell. Dabei gehe es auch um die "Lust an Bemächtigung".

Unsere Gesellschaft sei nach wie vor eine, die Sexualität für Macht- und Bemächtigungsansprüche missbraucht, so Aull.

Ein Kind so schwach und machtlos wie in einem Kinderporno zu sehen gebe persönlichkeitsschwachen Menschen das Gefühl von Macht, das Gefühl, in einer starken Position zu sein.
->   Mehr über die Kinderporno-Affäre in oesterreich.ORF.at
Änderung des Männerbildes erforderlich
Auch heute müssten Männer, wenn sie ihrem Rollenbild entsprechen wollen, in erster Linie Stärke zeigen. Unsere Gesellschaft habe endlich ganz deutlich zu artikulieren und zu akzeptieren, dass Männer schwach und hilfsbedürftig sein dürfen, meinte Aull.

Macht und Machtausübung dürfe nicht länger das selbst von der Gesellschaft hochgehaltene Statussymbol von Männlichkeit sein. Dadurch zwinge man die Männer, so Aull, Teile ihres Ichs, die Schwäche, Hilfs- und Anlehnungsbedürftigkeit ausdrücken, abzuspalten.

Das Gefühl, doch stark zu sein, Macht zu haben und sich anderer bemächtigen zu können, holen sich persönlichkeitsschwache Männer dann von den Kinderpornos im Internet.
Internet: Realer Hintergrund kann geleugnet werden
Die Befriedigung am Zuschauen im Internet heißt für Aull: "Ich bin ganz geschützt, ich bin eigentlich als Subjekt nicht wirklich involviert, ich laufe nicht Gefahr, auf der Beziehungsebene in irgendeiner Form bedroht zu werden und kann mich erregen."

Zudem liege laut Aull die Vermutung nahe, dass sich die Konsumenten von Kinderpornos unschuldig fühlen können: "Sie stellen ja nichts an, sie tun ja niemandem weh, sie schauen ja nur zu und blenden völlig aus, dass das, was sie sich sozusagen virtuell hineinziehen, ganz real Kinder betrifft, die ganz real verletzt, gedemütigt, sadistisch behandelt werden."

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft/red
->   Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
 
 
 
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01.01.2010