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Geschlechterverhältnis: Eine Frage der Geografie?  
  Rund um den Globus kommen mehr Buben als Mädchen zur Welt. Doch innerhalb dieses Verhältnisses gibt es große relative Unterschiede - und diese können auch geographisch aufgeschlüsselt werden. So kommen in Südeuropa signifikant mehr Buben zur Welt als im Norden des Kontinents.  
Ungeklärte Ursachen
Das fanden maltesische Forscher heraus, die demographische Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auswerteten.

Warum dies so ist, können sich die Wissenschaftler laut ihrer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des "British Medical Journal" erscheint, nicht erklären. Denn in Nordamerika gibt es genau das gegenteilige Phänomen: So ist etwa in Kanada die Geburt eines Buben noch wahrscheinlicher als in Mexiko.
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Der Artikel "Unexplained differences in sex ratios at birth in Europe and North Americaim" erscheint am 27. April im "British Medical Journal" (BMJ 2002;324:1010-1011).
->   Der Original-Artikel
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Signifikante Unterschiede
Das Forscherteam unter Leitung des Kinderarztes Victor Grech bediente sich Daten aus fast 50 Jahren, um den Zusammenhang zwischen geographischer Breite und den Geburten von Söhnen oder Töchtern zu ergründen.

Das Ergebnis ist statistisch signifikant: In Mittelmeerländern wie Griechenland, Italien und Spanien werden mehr Buben geboren als in Deutschland, Österreich oder Schweden.
Klima fällt als Ursache aus
Die klimatischen Bedingungen kommen als Erklärung nicht in Frage. Denn auf dem nordamerikanischen Kontinent sind es die wärmeren Regionen, in denen - relativ - mehr Mädchen als Buben geboren werden.
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Drei Gruppen von Ländern
Bei der Studie, die vom St. Luke's Hospital auf Malta durchgeführt wurde, sind drei Gruppen definiert: südliche Länder wie Italien und Spanien zwischen dem 35. und 40. Breitengrad, zentraleuropäische wie Österreich und Frankreich (40.-55.) sowie Länder Nordeuropas wie Schweden oder Island (jenseits des 55.).

Ebenso wurde auch der amerikanische Kontinent eingeteilt in Mexiko (unterhalb des 30. Breitengrades), USA (30.-50.) und Kanada (über dem 50.).
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Absolut überall mehr Buben als Mädchen
Mit absoluten Zahlen hatte die Studie freilich nichts zu tun. In allen untersuchten Ländern Europas und Amerikas werden mehr Buben als Mädchen geboren. In Österreich etwa waren es zwischen 1950 und 1999 zwei Millionen 600.186 Buben und zwei Millionen 466.512 Mädchen.

Insgesamt gab es auf den beiden Kontinenten im Untersuchungszeitraum ein Plus an männlichen Geburten von etwa 15 Millionen.
"Sexualproportion"
Aus diesem Grund operierten die maltesischen Wissenschaftler mit dem statistischen Begriff der Sexualproportion, der die Geschlechterverteilung der Bevölkerung eines Raumes ausdrückt. Diese gibt an, wieviel männliche Personen auf je 100 weibliche Personen entfallen.
Normal: 105 Knaben auf 100 Mädchen
In den meisten Ländern beträgt das Verhältnis der Neugeborenen 105 bis 106 Knaben zu 100 Mädchen. In Österreich etwa wurden laut Statistik Austria im Jahr 2000 40.123 männliche und 38.136 weibliche Babys geboren. Die Sexualproportion lag damit bei 105,2.
->   Bevölkerungsstatistik der Statistik Austria
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Einfluss-Faktor Rauchen
Erst vor kurzem berichtete science.ORF.at, dass Paare, die gerne einen Jungen bekommen möchten, nicht rauchen sollten. Eine dänisch-japanische Studie hatte gezeigt, dass die Rauchgewohnheiten der zukünftigen Eltern rund um die Empfängnis einen starken Einfluss auf das Geschlecht des Kindes haben.
->   Rauchen beeinflusst Geschlecht von Neugeborenen
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Männer sterben früher
Später verschiebt sich diese Relation aufgrund der höheren Sterblichkeit von Männern, aber auch wegen der höheren "Migrationshäufigkeit" von Männern.

Die Lebenserwartung etwa der Frauen in Österreich lag 2000 um sechs Jahre über jener von Männern und betrug 81 Jahre .
Abweichungen untersucht
Was das Forscherteam um Victor Grech also untersucht hat, sind die Abweichungen von der "normalen" Sexualproportion.

Und diese ergaben für Nordeuropa und Mexiko relativ mehr Mädchengeburten sowie für Südeuropa und die USA einen über dem Durchschnitt liegenden Wert von Knabengeburten.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010