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Uni-Reform: Medizin-Unis so gut wie sicher?  
  Die Umwandlung der medizinischen Fakultäten in selbstständige Universitäten scheint so gut wie sicher. Bislang hatten die Rektoren und Dekane der drei österreichischen Medizin-Standorte eine Ausgliederung der medizinischen Fakultäten aus ihren "Mutterhäusern" abgelehnt, doch nun hat das Fakutätskollegium der größten, der Wiener medizinischen Fakultät dem Ausgliederungs-Modell der Regierung zugestimmt.  
Nur Innsbrucker Mediziner dagegen
Auch die Grazer Mediziner haben sich bereits gegen dieses Modell ausgesprochen, das einen Verbleib der Fakultäten an ihren Stammuniversitäten vorsieht.

Damit sind nur die Innsbrucker Mediziner dezidiert gegen die Schaffung eigener Medizin-Unis, eine neuerliche Abstimmung im Fakultätskollegium soll dort am Mittwoch erfolgen.
Abstimmung über Alternativ-Variante
Nach Angaben der Wiener Mediziner hat das Bildungsministerium die drei Medizin-Fakultäten aufgefordert, über die Alternativ-Variante der Rektoren und Dekane abzustimmen, die einen Verbleib der Fakultäten innerhalb ihrer Universitäten - allerdings mit weit reichender Autonomie ausgestattet - vorsieht.
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Die Alternativvorschläge der Rektoren und Dekane
Mitte April schlugen die Rektoren und Dekane der Uni Wien, Graz und Innsbruck eine alternative Lösung zum UG-Entwurf vor. In einer Art Teilautonomie sollten die Medizinischen Fakultäten im bisherigen Umfang als Organisationseinheit der jeweiligen Universitäten gesetzlich verankert werden und die eigene Rechtsfähigkeit erhalten.
->   Die Erklärung vom 17. April
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Ablehnung wegen fehlendem Uni-Rat
Das Wiener Fakultätskollegium hat sich in dieser Abstimmung gegen den Alternativ-Vorschlag ausgesprochen. Begründet wird die Ablehnung vor allem damit, dass in dieser Variante kein eigener Universitätsrat für die Medizin-Fakultät vorgesehen ist, sondern nur ein um zwei Personen erweiterter gemeinsamer Uni-Rat.

"Dieser gemeinsame Universitätsrat hat nun im Fakultätskollegium nicht die erforderliche Stimmenmehrheit erhalten, wenngleich das Ergebnis sehr knapp war", erklärte der Vorsitzende des Gremiums, Eduard Auff in einer Aussendung.
Dekan Schütz: "Entscheidungsgrundlage für Politik"
Dass das Alternativmodell damit abgelehnt worden ist, bekennt auch Wolfgang Schütz, der Dekan der Wiener Medizinischen Fakultät, der es mitunterschrieben hatte.

"Eigenständige Medizin-Unis sind in Europa eine Seltenheit. Wir glauben, als Rektoren und Dekane eine Alternative gefunden zu haben. Wenn aber die Mehrheit der Betroffenen das dann doch nicht will, kann die Politik das zur Entscheidungsgrundlage machen - das ist aber keinesfalls sicher!", so Schütz im ORF Radio.

Konkret fordert Schütz eine rasche Entscheidung von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), die wie es aus dem Ministerium heißt, nach dem Ministerrat am 21. Mai dazu Stellung nehmen wird.
Grazer Mediziner für Ausgliederung ...
Das Medizin-Fakultätskollegium der Uni Graz hat sich bereits Mitte April neuerlich mit Zwei-Drittel-Mehrheit für die Ausgliederung und damit für eine eigenständige Grazer Medizin-Uni ausgesprochen.

Die Grazer tendieren dazu, nicht noch einmal darüber abzustimmen, "die Qualität der Diskussion wird nicht besser, wenn sie länger wird", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Hans Peter Soyer, der APA.
... Innsbrucker dagegen
In Innsbruck ist die Abstimmung am Mittwoch geplant. Mit Überraschungen ist dabei nicht zu rechnen, die Ablehnung einer Ausgliederung war in Tirol bisher immer sehr stark.

Damit dürften nur die Innsbrucker Mediziner sowie die drei Rektoren der Unis Wien, Graz und Innsbruck gegen die Ausgliederung sein.
Entwicklung stärkt Bildungsministerium
Die Ablehnung des Alternativvorschlags durch die Wiener und Grazer Mediziner stärkt dagegen dem Bildungsministerium und der FPÖ den Rücken. Das Ministerium hat die Ausgliederung bereits in den Entwurf für ein neues Universitätsgesetz geschrieben, auch wenn Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) in der Vorwoche betont hatte, die Frage sei noch offen, alle Vorschläge würden geprüft. Die FPÖ hat sich immer dezidiert für Medizin-Unis ausgesprochen.
->   Gehrer: Eigene Medizin-Unis im Uni-Gesetz
Unterschiede der beiden Entwürfe
Im UG-Entwurf ist vorgesehen, dass die drei Medizin-Unis durch ein gemeinsames "Dach" mit ihren ehemaligen "Mutter-Universitäten" verbunden wären. Die Rektoren und Dekane haben in ihrem Modell hingegen die Verankerung der Fakultäten im UG sowie die Einräumung eigener Rechtsfähigkeit vorgeschlagen.

Außerdem sollten die Fakultäten Budget- sowie Organisationsautonomie erhalten und somit eigene Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium abschließen können.

Dienstherr des Personals wäre der Rektor der Gesamt-Universität geblieben, wobei den Medizinern aber ein Vorschlagsrecht für ihr Personal zugekommen wäre - der Rektor hätte diesen Vorschlägen nur zustimmen bzw. sie ablehnen können.
->   Der UG-Entwurf des Bildungsministeriums
->   Bildungsministerium
->   Faktultätskollegium der Medizinischen Fakultät, Uni Wien
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Neuer Vorschlag für Verbleib der Medizin-Unis
->   Uni-Reform: Unklarheit um Zukunft der Medizin-Unis
 
 
 
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01.01.2010