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Helden der Arena: Gladiatoren von Ephesos  
  Gladiatorenkämpfe in Ephesos waren bisher nur aus der Literatur bekannt. Wiener Wissenschaftler haben nun anhand von Skelettfunden bewiesen, dass auch in dieser antiken Metropole heftige Kämpfe auf Leben und Tod abgehalten wurden. Eine eben eröffnete Sonderausstellung im Museum in Selcuk bietet einen atemberaubenden Einblick in die Zeit der römischen Gladiatoren.  
Forschungen des ÖAI seit 100 Jahren

Ausschnitt von Ephesos mit der Arkadia, dem
Amphitheater, der Agora und dem Hanghaus II.
Russell Crowe, Titelheld-Darsteller des Hollywood-Kassenschlagers "Gladiator" und seitdem Oscar-Preisträger, täte gut daran, für einen zweiten Teil des Kinokassenschlagers eine Studienreise nach Ephesos zu unternehmen.

Denn in der einstigen Metropole Kleinasiens an der Westküste der Türkei, seit mehr als 100 Jahren ausländische Hauptforschungsstätte des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI), präsentiert eine Sonderausstellung die Geschichte der römischen Gladiatoren in Ephesos: Die aufwendig gestaltete Schau erläutert nicht nur die harten Lebensbedingungen der antiken Haudegen, sondern führt auch in die Kampftechniken der Helden der Arena ein.
->   Österreichische Grabungen in Ephesos (ÖAI)
3-D-Rekonstruktionen und Videofilme

Teil der Ausstellungsräume im Ephesos-Museum in Selcuk.
Mithilfe modernster 3-D-Rekonstruktionen und von Videofilmen wird dem Publikum ein Eindruck der Kämpfe ebenso wie ein ausführliches Bild der gesellschaftlichen und politischen Bedeutung der Gladiatoren vermittelt.

Eine Garderobe mit Kleiderspinden und Sitzbänken sowie Kampf- und Zuschauerlärm im Hintergrund versetzen in den antiken Alltag der Helden. Original-Skelettfunde, an denen die Spuren der Verletzungen zu sehen sind, und Teile der Ausrüstung bringen die Kampfszenerie näher. Schautafeln liefern das Basiswissen rund um Ausbildung, Training und die verschiedenen Gladiatorentypen.
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Bereits 1993 entdeckt, 2001 entschlüsselt
Grundlage der Sonderausstellung sind die jüngsten Forschungsergebnisse eines Wiener Wissenschaftlerteams. Im Sommer 2001 konnten die Anthropologen Karl Großschmidt und Fabian Kanz vom Wiener Institut für Histologie den Nachweis erbringen, dass es sich bei den freigelegten Skeletten eines 1993 entdeckten Friedhofs in Ephesos tatsächlich um die Überreste von Gladiatoren handelt.
->   Institut für Histologie
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Erstaunlich guter Zustand der Funde
"Diese weltweit einzigartigen Funde, die im Gegensatz zu allen anderen bekannten Gladiatorenfunden in einem erstaunlich guten Zustand erhalten sind, bieten uns einen sensationellen Einblick in die Waffeneinwirkungen und Todesursachen bei den römischen Kämpfern", erläutern Großschmidt und Kanz.

Die beiden Anthropologen waren bereits bekannt für ihre Forschung und Organisation einer Ausstellung rund um die altägyptischen Mumien des Kunsthistorischen Museums Wien.
PC-Simulationen der Verletzungen
"Mit Hilfe modernster anthropologisch-medizinischer Analysemethoden war es uns möglich, erstmals die vielfältigen Verletzungen an Schädeln und Skeletten in mehrfacher Ausführung zu dokumentieren und mittels Computeranimationen zu rekonstruieren. Unter anderem konnten wir eine Hinrichtungsart, die bislang nur aus der Literatur bekannt war - den Halsstich mit einem Schwert-, an Knochen aus Ephesos nachvollziehen."
Gladiatorenkämpfe bisher nur aus Literatur bekannt
Die Gladiatorenkämpfe in Ephesos waren den Wissenschaftlern bisher nur aus der Literatur bekannt: Zurzeit der Hochblüte der Gladiatorenkämpfe im 3. Jahrhundert n. Chr. galten auch in der antiken Metropole derartige Spiele und Tierhetzen als beliebte öffentliche Unterhaltung, die vom Kaiser und bedeutenden Ephesiern regelmäßig veranstaltet wurden.

Über den Umfang solcher Spiele gibt eine Inschrift Auskunft, die berichtet, dass während der Tage der Provinzfestspiele 31 Paare mit scharfen Waffen - das heißt auf Leben und Tod kämpfende Gladiatoren - gegeneinander antraten.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
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Die Schau in Selcuk läuft bis zum Frühjahr 2003. Eine Folgeausstellung in Österreich ist in Planung.

Informationen: gladiator.ephesos@univie.ac.at
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->   Mehr über Ephesos in science.ORF.at
->   Universum Magazin
->   Gesellschaft der Freunde für Ephesos
->   Österreichisches Archäologisches Institut
 
 
 
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01.01.2010