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Mehrsprachigkeit und interkulturelles Lernen  
  Mehrsprachigkeit zu fördern, ist das Ziel europäischer Sprachpolitik. Damit verbunden soll das Bewusstsein für den Reichtum europäischer Sprachen und Kulturen geweckt werden. Der Fremdsprachenunterricht spielt auch eine Schlüsselrolle für eine Pädagogik, die sich auf "Cultural Awareness" beruft, wie eine Arbeit im Uni-Portal "mnemopol.net" zeigt, die science.ORF.at mit einer Rezension vorstellt.  
Cultural Awareness - Container versus Collagepädagogik
rezensiert von Oliver Gingrich

Die Realisierung von Victor Hugos Vision auf dem Pariser Friedenskonvent 1849 eines friedlich vereinten und sich durch Verstehen und Verständnis auszeichnenden Europas ist als Erbe kein "Mätzchen":

Wie Fremdsprachen - als Barrieren wie Bereicherungen - im Unterricht die "eurokulturelle Cohabitation" hin zu einer Amalgamierung generieren, zeigt anhand von Michael Byrams Begriff der Cultural Awareness der Philologe Mag. Werner Garstenauer auf mnemopol.net.
->   mnemopol.net
Sprachen als Katalysator der ''Eu-Kinetik''
Nicht erst wenn Paul Watzlawick anekdotisch die burlesken Konflikte bei der Genfer Koreakonferenz 1954 durch die diplomatische Delegation apostrophiert, wird der enge Zusammenhang zwischen kontaktlinguistischen Sprach- und Kulturantagonismen evident.

Dem Fremdsprachenunterricht (FU) fällt die Aufgabe anheim, die Flexibilität von Identitäten in interkulturellen Begegnungen - identity affirmation, identity alignment und identity attunement - durch Plurizentralität der Eigenwahrnehmungen anzukurbeln, vielmehr noch Toleranz und Sensibilität für Vielfalt der Kulturen, Subkulturen und deren sprachliche Basen zur Cultural Awareness als positiven Multiplikator zu steigern.
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Institutionen für ein multilinguales Europa
Der Inhärenz von Bedeutung der Cultural Awarenss bei nicht-linearer Akkomodation von Non-Native Speakers in einem multilingualen Europa wird nicht nur eine konfrontative Wortschatzdidaktik des Goethe Instituts gerecht, eine extraordinäre Drehscheibe für Fremdsprachenkonfliktanalyse befindet sich in Graz, wo das ECML - European Centre for Modern Languages angesiedelt ist
->   European Centre for Modern Languages
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Ein europäischer Brückenkopf in Graz
Seit der Europäischen Kulturkonvention von 1954 haben Europarat und sein Bildungsausschuss Council for Cultural Cooperation (CDCC) ein Gros an Programmatiken wie die Veröffentlichung Weißbuch "Lehren und Lernen", welches den Idealtelos anregte, dass jedeR EU BürgerIn mindestens drei Fremdsprachen beherrschen solle, aber auch an breitenwirksamen Signalen wie das Europäische Jahr der Sprachen 2001 und an soziolinguistischer Grundlagenforschung in Workshops wie in dem 1994 gegründeten European Center for Modern Foreign Languages (ECML) in Graz, initiiert.
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Interkulturelles Lernen
Entwicklungen wie die Verankerung des Unterrichtsprinzips "interkulturelles Lernen" von 1991/3 in den Lehrplänen österreichischer Schulen, wie die Lancierung von Sokrates 1995 durch die EU und dessen Subprogramm für Lehrausbildung LINGUA, oder wie die Verpflichtung aller SekundarstufenschülerInnen zu einer Fremdsprache durch die britische Unterrichtsministerin Tessa Blackstone im Jahr 1997, werden vom ECML mit Symposien begleitet.
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Interkulturalität/Bilingualität: Segregation oder Multiperspektivität
Anhand von SprachforscherInnen wie Byram, Whorfs und Hymes wird in der Arbeit von Werner Garstenauer unter anderem der präskriptive Gesichtspunkt als Formierungsmöglichkeit für hybride Gesellschaften untersucht, um irreführende kulturelle Paraphrasen - Palimpsesten - und Stereotypenbildung zu vermeiden.
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''Cultural Authenticity''
Über Piagets Akkomodationskonzept über die Wichtigkeit des Fremden, die holistische Sicht von der Notwendigkeit einer doppelseitige, affektive wie kognitive Parameter beachtenden Pädagogik nach Ting und die Suche nach "cultural authenticity" bei Kramsch, wird ein wilder Diskurs geführt - im Versuch, zwischen monolithischen Hochkulturen, individueller Selbstverwirklichung auch in der Bilingualität, Assimilation oder Synchronisation subjektiver sprachlicher und kultureller Eigenheiten mit der Fremdkultur auszubalancieren.
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Didaktisches Tauziehen - Container vs. Collage Pädagogik
Richtungsstreite im savoir apprendre wie zwischen Byram und House, welcher in ihrer kulturkontrastiven Pragmatik effiziente Sprachvermittlung kulturell-unterschiedlicher situativer Elemente einfordert, während Byram "discourse competence" eben erst in der Rekurrierung von Bedeutungen durch genuine Aushandlungen des Lerners sehen möchte, werden auf Europäischer Ebene geführt:

"Multiperspektivischer Realismus" nennt Byram sein Credo für FU, dessen Ziel eine heterogene Ablichtung von Kulturen, Sub- und Parallelkulturen für eine sprachunabhängige Retrozedierung des lernenden Interlocutors in den Corpus der neuen Gesellschaft ermöglichen soll.
Container-Pädagogik
Im Quibble - Container vs. Collage Pädagogik - erstreckt sich Byrams savoir apprendre schließlich: Entgegen der europaweit verbreiteten Container Pädagogik mit Konzentration auf Hochkultur in der Sprachvermittlung und deren Usus der Courteoisien, kann nur unter der Prämisse einer Collage Pädagogik für eine heterogene Darstellung von hybriden Gesellschaften individuelle Aggregation garantiert werden.
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Der Autor - Mag. Werner Garstenauer
Mag Werner Garstenauer, Dissertant über die Männlichkeit in der Literatur an der Dt. Philologie Universität Wien erhielt 1995 den 2. Lyrikpreis d. Akademie Graz und veröffentlichte bereits 1996 sein erstes Werk: RELIEF. zwei Lyrikzyklen mit Transparentbeigaben von O. Saxinger. Linz: edition blattwerk 1996. Als Autor war er Bezieher zweier Arbeitsstipendien des bmuk/ bka für Literatur, veröffentlichte zahlreich in Zeitschriften (Manuskripte, Literatur aus Österreich, freie zeit art, die Rampe, Facetten usw.) und veranstaltete diverse Lesungen (alte schmiede, Linzer Notate usw.) Polyglott verbrachte er drei Monate als Flüchtlingsbegleiter in Fronterizo 2 de Mayo; Die Acompanante der Guatemala Initiative Austria führte ihn damals nach Guatemala, später war er 1997 über Erasmus in Madrid sowie 2001 mit einem daf-Auslandspraktikum in Bulgarien. Seit 2001 ist Mag. Werner Garstenauer Referent für österreichische Landeskunde am Lehrerfortbildungszentrum Varna im Auftrag von Kulturkontakt Austria sowie freier Mitarbeiter der Wiener Zeitung.
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->   Weitere Beiträge über die Uni-Datenbank ''mnemopol'' in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010