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Stammzellforschung: Ja der Bioethik-Kommission  
  Die Bioethik-Kommission des Bundeskanzleramtes hat am Mittwoch über die österreichische Haltung zur Finanzierung von Forschung mit embryonalen Stammzellen beraten. Mit elf zu acht Stimmen sprach sich die Mehrheit für die Förderung aus.  
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6. EU-Rahmenprogramm
Es geht um das vergangenen Herbst beschlossene 6. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung. Von 2002 bis 2006 sollen dafür 16,3 Milliarden Euro ausgegeben werden, etwa eine Viertel Milliarde Euro davon auch für medizinische Forschungsprojekte, bei denen embryonale Stammzellen verwendet werden können. Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer hat bereits im Dezember in Brüssel ihre Bedenken gegen diese Forschung und eine österreichische finanzielle Beteiligung daran geäußert.

Ende vergangenen Jahres wurde die Bioethik-Kommission des Bundeskanzlers beauftragt, eine Stellungnahme zur österreichischen Haltung in dieser Frage abzugeben.
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Erstmals keine Konsenslösung
Nach mehreren Diskussionsrunden wurde nun ein endgültiges Papier abgegeben - das in diesem strittigen Punkt erstmals keine Konsenslösung bietet. Acht Kommissionsmitglieder lehnen die Förderung von Forschung mit schon existierenden embryonalen Stammzellen ab.
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Angst vor Embryonenzucht
Die ablehnende Haltung wird mit der Sorge begründet, dass für solche Forschungsprojekte künftig nicht nur die bereits existierenden Stammzelllinien verwendet werden, sondern eigens zu diesem Zweck menschliche Embryonen gezüchtet werden könnten.
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Mehrheit für Forschungsförderung
Die Mehrheit, nämlich elf der insgesamt 19 Mitglieder, hingegen findet, dass man die vorsätzliche Produktion von Embryonen zu Forschungszwecken nicht nur verbieten, sondern auch verhindern kann.

"Das war für diesen Teil der Gruppe Motiv genug, um die Subventionierung von derartigen Projekten im Rahmen des Rahmenprogramms zu unterstützen", sagt Kommissions-Vorsitzender Johannes Huber im ORF-Radio.
...deshalb nicht unbedingt Forschung in Österreich
Es gehe außerdem nicht um die Frage, betont Johannes Huber, ob die Forschung an embryonalen Stammzellen in Österreich erlaubt sein solle oder nicht, sondern nur, welche Position Österreich in der Forschungsfinanzierung innerhalb des 6. EU-Rahmenprogrammes einnimmt.

Die Position der Befürworter lehnt sich damit weitgehend an die Argumentation in dem von Kommissions-Mitglied Ulrich Körtner verfassten Artikel für science.ORF.at an.
->   Embryonale Stammzellen - in Österreich tabu?
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Keine Grundsatzdiskussion
Auffallend ist, dass sich die ablehnenden Stimmen auf keine grundsätzlichen Werte wie etwa Menschenwürde oder die Unverfügbarkeit menschlichen Lebens ab dem frühesten Embryonalstadium berufen
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Konsens in anderen Punkten
In allen anderen Punkten zum Thema Stammzellen kam die Kommission zu einem einhelligen Entschluss: die Forschung an adulten Stammzellen wird begrüßt, das Klonen abgelehnt, außerdem wurden gemeinsam strenge Kriterien für jene Projekte definiert, die innerhalb der EU für Stammzellforschung angedacht werden.
Europäische Entscheidung gefallen
Auf europäischer Ebene ist die Entscheidung in Sachen Förderung der Forschung mit embryonalen Stammzellen in einer Abstimmung zwischen Europäischem Rat und Parlament bereits gefallen. Die Stellungnahme der österreichischen Bioethik-Kommission soll, so deren Vorsitzender Johannes Huber, allerdings Richtlinien für eine Diskussion über den aktuellen Anlassfall hinaus geben.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   Der Text der Stellungnahme
->   Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010