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Sinnesorgan zeigt Alligatoren den Weg zur Beute  
  Alligatoren können auf ihrer nächtlichen Jagd dank eines einzigartigen Sinnesorgans ihre Beute sehr früh orten. Die Sinneszellen am Kiefer der Tiere reagieren auf kleinste Druckwellen, die von Bewegungen des Wassers stammen.  
Das berichtet Daphne Soares von der Universität Maryland im Fachmagazin "Nature" vom Donnerstag. Demnach bemerkt ein im Wasser liegender Alligator ein Beutetier bereits, wenn es sich zum Trinken herab beugt, und eine kleine Welle verursacht.
Entwickelt vor 195 Millionen Jahren
Das Sinnesorgan entwickelte sich laut Soares bereits bei Tieren im frühen Jura, das vor 195 Millionen Jahren begann. Es komme heute auch bei anderen im Wasser jagenden Tieren aus der Gruppe der Krokodile vor.

Erkennbar sind die fingernagelgroßen Rezeptoren als Wölbungen auf der Haut. Poren oder Sinneshaare fehlen, allerdings ist die Haut im Bereich des Sinnesorgans dünner als normal.
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Verzweigtes Nervengeflecht leitet Reize weiter
Unter jedem Rezeptor befindet sich in einer Hautfalte ein verzweigtes Nervengeflecht, dessen Erregung über den Trigeminusnerv weitergeleitet wird. Dieser Nerv steuert bei vielen Wirbeltieren spezialisierte Organe - bei Schlangen zum Beispiel den Infrarot-Sensor.
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Winzige Welle reicht aus
Die Wissenschaftlerin bewies mit einem Verhaltensexperiment, dass eine winzige Welle - zum Beispiel durch einen Wassertropfen ausgelöst - ausreicht, damit sich ein Alligator zur vermeintlichen Beute orientiert.
Nur bei bestimmter Kopfhaltung ...
Er drehte den Kopf oder den Körper in die Richtung, in der die Wasseroberfläche durchbrochen wurde. Allerdings reagierte das Tier nur, wenn sich der Kopf zur Hälfte oberhalb der Wasseroberfläche befand.

War der Jäger abgetaucht, oder reckte er den Kopf ganz aus dem Wasser, sprach er auf den Reiz nicht an. Auch wenn das Sinnesorgan, der so genannte Dom-Druck-Rezeptor, abgeklebt wurde, verlor der Alligator (Alligator mississippiensis) die einmalige Fähigkeit.
Hauptgrund für das lange Überleben?
Anhand der Nervenanordnung gelang es der Wissenschaftlerin, die Entwicklungsgeschichte des Sinnesorgans zu entschlüsseln. Denn die Nervenleitungen der Rezeptoren entsprechen einem Lochmuster in den Kiefern der Alligatoren, das auch deren fossile Vorfahren aus dem frühen Jura besitzen.

Das Verhalten und die Anatomie der Panzerechsen zeige, dass sie sich über die Jahrmillionen auf die genaue Beobachtung von Bewegungen an der Wasseroberfläche spezialisiert hätten.

Nach Ansicht der Biologin sind die feinnervigen Ausstülpungen sogar der Hauptgrund dafür, dass die Panzerechsen über mehr als 65 Millionen Jahre im Wettstreit mit der Natur überleben konnten.
->   "Nature"
 
 
 
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01.01.2010