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Adler-Nebel: Doch keine Stern-Geburten?  
  Es ist das berühmteste Bild, das jemals vom Hubble-Weltraumtelesekop aufgenommen wurde: Die Staubsäulen im so genannten Adler-Nebel gelten als Symbol für die Schönheit des Kosmos - nicht zuletzt deshalb, weil man mit dieser Aufnahme die Geburt von Sternen beobachtet zu haben glaubte. Neue Aufnahmen im Infrarotbereich könnten diesen Mythos nun zerstören. Die vom Hubble-Teleskop fotografierten Säulen sind möglicherweise Staubschwaden vergangener Sternengenerationen.  
"Säulen der Schöpfung"
Neben dem rein wissenschaftlichen Erkenntnisstreben hat die Weite des Universums immer schon zu Reflexionen über die Stellung des Menschen im Kosmos inspiriert.

So meinte einmal der Nobelpreisträger Jacques Monod: "Der Mensch muss seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen."

In dieser Hinsicht haben die berühmten Aufnahmen des Adler-Nebels auch unter Laien für besonderes Interesse gesorgt. Denn die Staubsäulen galten bislang als Paradebeispiel für den Entstehungsprozess von Sternen in kosmischen Nebeln, weswegen sie auch "Säulen der Schöpfung" genannt wurden.
Das berühmte Bild
 
Bild: NASA

Der Klassiker der Astro-Fotografie: Die Staubsäulen im Adler-Nebel.
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Hubble-Weltraumteleskop
Das Hubble-Weltraumteleskop (Hubble Space Telescope, kurz HST) wurde am 24.4.1990 mit der Weltraumfähre Discovery in eine 590 km hohe Erdumlaufbahn gebracht. Das 2,2-m-Teleskop ist für den Bereich vom nahen Ultraviolett bis nahen Infrarotbereich geeignet. Das HST ist ein Projekt der NASA, zu dem die Europäische Weltraumbehörde ESA eine Kamera beigesteuert hat.

Das HST hat eine Reihe aufsehenerregender Resultate aus allen Bereichen der Astronomie geliefert. So gelang mit ihm die bislang am weitesten reichende Aufnahme eines Himmelsfeldes, die man Hubble Deep Field nannte.

Zu den weiteren herausragenden Ereignissen zählte die erstmalige Beobachtung von Delta-Cephei-Sternen in Galaxien des Virgo-Haufens, was zu einer neuen Berechnung der Hubble-Konstanten führte, sowie die detaillierte Untersuchung der Supernova 1987A. Darüber hinaus wurden zahlreiche Studien u.a. von planetarischen Nebeln, Jets und aktiven Galaxien angefertigt.
->   Bilder vom Hubble-Teleskop
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Infrarot: "Völlig anderes Bild"
Rodger Thompson von der amerikanischen University of Arizona hat nun den Adler-Nebel einer genaueren Analyse im Infrarotbereich unterzogen. Er verwendete dafür die am Hubble-Teleskop montierte Kamera "Nicmos" (Near-infrared camera and multi-object spectrometer).

Im Gespräch mit BBC erklärte Thompson: "Die Adler-Nebel sehen aus wie dunkle, dichte Säulen. Doch betrachtet man sie im Infrarot, zeigt sich ein völlig anderes Bild."
->   BBC
Nur wenige Stern-Entstehungsgebiete
Die Staubsäulen verdanken ihre Form und Leuchtkraft offensichtlich dem Einfluss naheliegender Stern-Cluster, den so genannten "O-Sternen". Was den Titel "Säulen der Schöpfung" angeht, wird man sich für die Zukunft wohl eine andere Bezeichnung einfallen lassen müssen.

Thompson: "Nur an den Spitzen der Säulen finden sich fünf oder sechs Regionen, in denen Sterne entstehen. Aber selbst hier wissen wir nicht, ob es sich dabei nicht um Reflexionen von Staubwolken handelt." Den Rest der Säulen hält Thompson eher für Staubschwaden längst vergangener Sternengenerationen.
Nächster Schritt: Röntgenteleskop "Chandra"
Um zu sehen, ob die angebotene Theorie stimmt, will Thompson nun ein Röntgenteleskop einsetzen: "Der nächste Schritt ist die Verwendung des Chandra-Teleskops. Durch die von den Adler-Nebeln abgegebene Röntgenstrahlung können wir genauer ermitteln, was im Inneren der Säulen vor sich geht."
->   Mehr zum Hubble-Teleskop in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010