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Krampf mit Krampfadern  
  Besonders in der warmen Jahreszeit leiden viele Menschen unter schweren, schmerzenden, geschwollenen Beinen und Krampfadern. Im Gegensatz zu bisherigen Annahmen entstehen Venenprobleme lange, bevor sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen.  
Auch sind diese Venenprobleme kein Schönheitsproblem, sondern eine echte Volkskrankheit, die jeden zweiten Menschen betrifft.

Krampfadern können zu gefährlichen Thrombosen und offenen Beinen führen.
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Venenleiden beginnt schleichend
Durch die Venen wird das Blut zurück zum Herzen transportiert. Viel Bewegung der Beinmuskeln verbessert den Blutfluss. Stehen und Sitzen belastet die Venen. Bei einer angeborenen Venenschwäche dehnen sich die Blutgefäße aus. Die Venen-Klappen schließen nicht mehr richtig, Blut fließt zurück und staut sich, es kommt zu Krampfadern, Schwellungen, Ödemen, als Spätfolgen drohen Thrombosen und offene Beingeschwüre.
->   Gefässerkrankungen (Venen)
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Ursache von Venenleiden aufgeklärt
Wissenschaftler haben jetzt aufgeklärt, dass Venenleiden nicht nur auf Grund der ungünstigen Druckverhältnisse in den Beinen entstehen. Die Krankheit beginnt in den kleinsten Venen, den Venulen, von denen es eine Milliarde pro Bein gibt.

Diese winzigen Blutgefäße - sie haben nur einen zwanzigstel Millimeter Durchmesser - sind innen von Endothelzellen ausgekleidet, die eine natürliche Barriere bilden. Die pflastersteinartigen Zellen verhindern die Gerinnung des Blutes. Im Falle einer Verletzung rufen sie Abwehrzellen auf den Plan, dirigieren sie zum Entzündungsherd im umliegenden Gewebe, wo sie die Schäden reparieren.
Menschliches Endothelgewebe gezüchtet
Es ist nun gelungen, menschliches Endothelgewebe im Labor zu züchten und mit einer Zeitrafferkamera zu filmen. Experimente zeigen: Beim Venenkranken gerät die natürliche Funktion der Endothelzellen außer Kontrolle. Die Auskleidung wird löchrig. Entzündungsfaktoren und Blutplasma strömen ins Gewebe, der Druck erhöht sich, es kommt zu einem Ödem, das die Hautdurchblutung schädigt - das Venenleiden beginnt.
Venentabletten wirken
Die Laborexperimente erklären jetzt auch die Wirkung von pflanzlichen Venentabletten. Gibt man zum Beispiel Flavonoide aus dem roten Weinlaubextrakt, der Rosskastanie oder vom japanischen Schnurbaum auf die geschädigten Endothelzellen, so wird die Zellschicht abgedichtet und die Schäden repariert.
Diese Substanzen sind sehr wirkungsvoll, müssen allerdings möglichst früh eingenommen werden, bevor die Venenschäden chronisch sind, empfiehlt der Münchner Physiologe Stephan Nees von der LMU München: ¿Man kann sich nicht erwarten, dass ein vollkommen geschädigtes Organ wie die Wand einer Vene bei chronisch venöser Insuffizienz in späteren Stadien einfach komplett wieder neu gestaltet werden kann.¿
Vorsorgeuntersuchung ab 30
"Die Venen werden irgendwie stiefmütterlich behandelt, auch von uns Ärzten, muss man zugeben, es wird erst dann gehandelt, wenn das Leiden schon relativ weit fortgeschritten ist", meint die Hautärztin Sanja Schuller-Petrovic von der Hautklinik in Graz.

Die Venenspezialistin empfiehlt Vorsorge-Untersuchungen, vor allem bei Menschen, die familiär belastet sind. ¿Wir wissen, dass Venenleiden genetisch bedingt sind. Und solche Personen sollten, wenn sie keine Beschwerden vorher haben, mindestens um das 30. Lebensjahr eine Venenuntersuchung machen lassen."
Schmerzfreie Untersuchung mit Ultraschall
Bei Beschwerden wie schweren, müden Beinen, Spannungsgefühl, Brennen, Kribbeln oder Besenreisern im Bereich der Knöcheln sollten die Venen möglichst bald untersucht werden.

Mit dem Ultraschall kann der Venenarzt völlig schmerzfrei testen, ob die Blutgefäße ausgeweitet sind und die Venen-Klappen nicht mehr richtig schließen. Nicht die hässlichen oberflächlichen Krampfadern sind das Gesundheitsproblem. Gefährlicher ist es, wenn die großen Stammvenen undicht sind, die unter Fettgewebe verborgen liegen. Dann drohen Spätfolgen wie bleibenden Hautschäden, ein offenes Geschwür oder eine Thrombose.
Bereits Schüler haben Venenleiden
Eine Studie aus Bochum hat gezeigt, dass Venenleiden schon in der Kindheit beginnen. Bei Ultraschall-Untersuchungen hatten schon zehn Prozent der zwölf- bis vierzehnjährigen Buben eine Veneschwäche. Vier Jahre später waren schon 30 Prozent betroffen. Der Rat der Experten lautet daher: Vorsorge-Untersuchungen und rechtzeitige Therapie.
Neue Lasertherapie
Auch für die Behandlung bereits kranker Venen gibt es etwas Neues. Eine Lasertherapie kann bei vielen Patienten die große Krampfadernoperation ersetzen, bei der unter Vollnarkose die kranke Stamm-Vene chirurgisch entfernt wird.

Das Bein wird örtlich betäubt und unter Ultraschall-Kontrolle die dünne Laser-Sonde in die kaputte Vene eingeführt. Die Energie des 940 nm Diodenlasers erhitzt das Blut, verklebt die erweiterte Ader und schaltet sie so aus. Das Blut wird zu anderen Venen umgeleitet.
->   Neue minimalinvasive Behandlung variköser Venen
Der Patient verspürt während des Eingriffes nur ein leichtes Ziehen und kann bereits am nächsten Tag nach Hause gehen. Es bleiben keine großen Narben. In Österreich wurden etwa fünfzig Patienten mit der amerikanischen Laser-Technik behandelt, die sich für Stammvenen und gerade Seitenäste eignet. Langzeitergebnisse gibt es allerdings noch keine.

Sylvia Unterdorfer, Modern Times
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Mehr zu diesem Thema in Modern Times, 17. Mai 2002, 22.35 Uhr, ORF 2
->   Modern Times
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01.01.2010