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Diabetes-Medikament verzögert Alzheimer-Krankheit  
  Alleine in Europa leiden etwa fünf Millionen Menschen an Alzheimer. Die zusätzliche Gabe einer Diabetes-Arznei kann jedoch - nach Ergebnissen einer ersten Testreihe - den geistigen Verfall der Patienten verzögern.  
In Kombination mit den gewöhnlich bei Alzheimer-Patienten eingesetzten AchE-Hemmern habe das Diabetes-Mittel in Testreihen eine positive Wirkung gezeigt.

Das berichteten Klaus Hager, Chefarzt der Klinik für Medizinische Rehabilitation und Geriatrie der Henriettenstiftung in Hannover, und Gerald Münch von der Universität Leipzig am Mittwoch.
Wirkstoff gegen Entzündungen
Der bei Diabetes eingesetzte Wirkstoff Liponsäure stoppe Entzündungen, die durch Eiweiß-Ablagerungen an den Nervenzellen entstehen. Er werde Zuckerkranken gegen Nervenschäden gegeben.

Die Verzögerung der Alzheimer-Erkrankung sei aber nur im frühen oder mittleren Stadium möglich, betonte Hager. Auch die Standardmedikation der Alzheimer-Patienten mit AChE-Hemmern bleibe unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung.
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Morbus Alzheimer
Die Krankheit führt zu fortschreitendem Verfall der geistigen Fähigkeiten und gilt als unheilbar. Morbus Alzheimer wurde erstmals 1906 dokumentiert: Der bayerische Nervenarzt Alois Alzheimer berichtete über die zunehmende Gedächtnisschwäche einer Patientin; nach ihrem Tod untersuchte Alzheimer deren Gehirn und fand darin steinharte Ablagerungen, die so genannten Plaques (kugelförmige Ablagerungen) und Fibrillen (mikroskopisch kleine Fasern).

Diese Eiweißablagerungen führen offenbar zum Absterben von Nervenzellen und zwar besonders in den Regionen des Gehirns, die Gedächtnis, Sprache und Denkfähigkeit steuern. Die eigentliche Ursache des Leidens ist noch immer unbekannt, vieles deutet darauf hin, dass es mehrere verschiedene Auslöser gibt.
->   Mehr Informationen zu Alzheimer
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Heilung nicht möglich
Hager hatte vor zwei Jahren mit dem Leipziger Biochemiker und Zellforscher Münch die Testreihe an zehn Patienten begonnen. Inzwischen seien es um die 50 Teilnehmer.

Nach Angaben der Mediziner verbesserte sich der Zustand mancher Patienten vorläufig. Eine Heilung sei aber mit der Therapie nicht zu leisten. Die Alzheimer Forschung Initiative (AFI) bezuschusste mit zunächst 75.000 Euro und will weiteres Geld stiften.

Die Nebenwirkungen von Liponsäure seien minimal. Es könne allenfalls mit der Erstattung durch die Krankenkasse Probleme geben, erklärten die Wissenschaftler.
"Kein Interesse der Pharmaindustrie"
Die Pharmaindustrie habe offenkundig kein wirtschaftliches Interesse, das Jahrzehnte alte Medikament auf den Nebeneffekt zu prüfen und somit eine offizielle Erweiterung der Indikation zu betreiben, sagte Münch: "Es liegt kein Patent mehr darauf. Zudem kostet es nur 80 Cent am Tag."

Der Forschungsansatz sei bislang bundesweit einmalig, so der Bio-Chemiker. Der Effekt sei auch schon in Versuchen mit Tieren und Zellkulturen nachgewiesen worden. Nach AFI-Angaben gibt es in Deutschland rund 1,2 Millionen Alzheimer-Kranke.
->   Alzheimer Forschung Initiative
->   Artikel zum Thema Alzheimer in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010