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Die dicke Eisdecke des Jupitermondes Europa  
  Der unter der Eisdecke des Jupitermondes Europa verborgene Ozean ist für die Wissenschaft von besonderem Interesse - denn der Mond bzw. dessen Wasserreservoir zählt zu den beliebtesten Kandidaten bei der Suche nach Leben im All. Neue Analysen lassen diese Hoffnung allerdings immer unwahrscheinlicher erscheinen - denn die eisige Schicht ist demnach viel dicker, als bislang angenommen.  
Die Eisdecke auf Europas Oberfläche ist mindestens 19 Kilometer dick, schreibt Paul Schenk vom amerikanischen Lunar and Planetary Institute im texanischen Houston.

Die im aktuellen "Nature" erschienene Analyse stellt mögliche Missionen zur Suche nach Leben unter dieser Eisschicht vor neue Schwierigkeiten und dämpft die Hoffnung auf etwaiges marines Leben auf dem Himmelskörper.
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"Thickness constraints on icy shells"
Der Artikel "Thickness constraints on the icy shells of the galilean satellites from a comparison of crater shapes" ist erschienen in "Nature", Bd. 417, Seiten 419 - 421, vom 23. Mai 2002.
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Europas Ozean als Hort von Leben?
Europa gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf der Suche nach Leben im All - denn unter der eisigen Oberfläche des Jupitermondes wird ein Ozean vermutet, der als Nährboden mikrobiellen Lebens dienen könnte, wie es auch in den Ozeanen der Erde vorkommt.

Allerdings gingen viele Forscher bislang davon aus, dass die ihn bedeckende Eisschicht nur wenige Kilometer dick ist. Doch Schenk hat nun anhand von Bildern der Voyager- und Galileo-Missionen die Dicke der Eisdecke neu berechnet - und kommt auf 19 bis 25 Kilometer.
Komplizierte Suche - und wenig Energie
Um also etwaige Spuren von Leben aufzuspüren, müsste sich ein Roboter durch diese Eisdecke bohren - bei 19 Kilometern wird dies sehr viel komplizierter sein, als so mancher Astrobiologe sich wohl erhofft hat. Zudem ist die wichtigste Energiequelle - die Sonne - damit weiter vom möglichen Lebensraum entfernt.
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Der Jupitermond Europa
Der Jupiter wird von 39 bislang bekannten Monden umkreist. Besonders gut zu beobachten sind die vier "Galileischen Monde" - benannt nach ihrem Entdecker Galileo Galilei - Io, Ganymed, Kallisto und Europa.

Europa ist etwa kleiner als unser Mond. Er weist wahrscheinlich einen metallischen Kern auf, der von einem Gesteinsmantel umgeben ist. Die äußerst dünne Atmosphäre besteht aus Sauerstoff: Sonnenlicht lässt das Eis auftauen und verdampfen - dabei wir das entstehende Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Der Wasserstoff wird jedoch - aufgrund seiner Leichtigkeit - von der Schwerkraft des Mondes nicht gehalten und verdampft in das Weltall.
->   Mehr Informationen zu Europa
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Vergleich der Krater gibt Aufschluss
Bild: NASA
Europas Eisdecke - durchzogen von faserartigen Strukturen - gleicht den Packeisregionen in den Polarmeeren der Erde.
Schenk untersuchte für seine Analyse die Größe und Tiefe der Krater auf den Jupitermonden Ganymed, Callisto und Europa - und verglich diese mit ihren Gegenstücken auf dem Mond der Erde.

Diese Zeichen von Asteroiden- oder Kometeneinschlägen ähneln sich stark, wie Schenk in "Nature" schreibt - allerdings nur bis zu einer Größe von etwa drei Kilometern.

Bei größeren Durchmessern zeigten sich schließlich deutliche Unterschiede in der Form: Demnach sind die Einschlagkrater auf den eisigen Jupitermonden flacher geformt, während sich auf der steinigen Oberfläche des Mondes tiefere, schüsselförmige Krater zeigen - eine Folge der unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheit.
Wellenförmige Strukturen auf dem Boden
Bild: Paul Schenk/
Wellenförmige Strukturen in einem Krater auf Europa (Durchmesser 41 Kilometer)
Wie Schenk ebenfalls feststellte, zeigen sich am Boden der Krater bestimmte konzentrische, wellenförmige Strukturen - bei Europa ab einem Durchmesser von 30 Kilometern, bei seinen "Kollegen" Ganymed und Callisto erst ab 150 Kilometer.

Wie der Wissenschaftler meint, sind diese Formen zurückzuführen auf flüssiges Wasser unter der Eisdecke: Je dicker aber die Eisschicht, desto größer muss die "Schlagkraft" eines Asteroiden sein, um diese Struktur hervorzubringen - was sich wiederum aus dem Durchmesser der Krater schließen lässt.

Die daraus resultierenden Berechnungen des Wissenschaftlers ergaben für Ganymed und Callisto eine Eisdecke von mindestens 80 Kilometern und für Europa 19 bis 25 Kilometer - möglicherweise zu viel, um Leben zu ermöglichen bzw. dieses bei einer Suchmission aufspüren zu können.
->   Lunar and Planetary Insitute
->   NASA Europa Orbiter
->   science.ORF.at: Elf weitere Jupiter-Monde entdeckt
 
 
 
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01.01.2010