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ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Zweifel an den ältesten Lebensspuren auf der Erde  
  Die auf Grönland gefundenen und bisher als älteste Zeugen des Lebens auf der Erde interpretierten Ablagerungen sind jüngsten Studien zufolge nicht organischen Ursprungs. Nach Untersuchungen schwedischer und US-Forscher handelt es sich bei dem fraglichen, rund 3,8 Milliarden Jahre alten Gestein um vulkanische Ablagerungen.  
Wie die Geowissenschaftler betonen, könne sich darin kein organisches Material befinden. Mit dieser Studie sind andere Funde von frühem Leben auf der Erde - etwa 3,5 Milliarden Jahre alte Versteinerungen - jedoch nicht in Frage gestellt.
Der Artikel " Reversals Reveal Pitfalls in Spotting Ancient and E.T. Life" ist erschienen in "Science" Bd. 296, S. 1448-1452, 2002.
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
Gestreifte Gesteine: "Gebänderte Eisenablagerungen"
Die grün und weiß gestreiften Gesteine auf der kleinen Insel Akilia gut 30 Kilometer südlich der grönländischen Hauptstadt Nuuk wurden bisher als so genannte gebänderte Eisenablagerungen interpretiert, die in der Tiefe eines urzeitlichen Ozeans abgelagert worden sind.

Sie enthalten feine Schichten von reinem Kohlenstoff, der eine Isotopenzusammensetzung aufweist, die bisher als eindeutig organischen Ursprungs galt. Das heißt, das Isotop Kohlenstoff 12 war in größerer Menge vorhanden als sein Schwester-Isotop Kohlenstoff 13.
Gebänderte Eisenablagerungen
Zur Bildung dieser ungewöhnlichen Eisenablagerungen kommt es nur, wenn kein Sauerstoff in der Atmosphäre vorhanden ist. Da man darin Kohlenstoffablagerungen fand, nahm man bisher an, dass es sich um das älteste Leben - Bakterien - handeln müsse, zumal seitdem es Sauerstoff in der Luft gibt, diese Ablagerungen nie wieder gebildet worden sind.
Mengenverhältnis der Isotope entscheidend
Angesichts des Mengenverhältnisses der beiden Isotope, das ziemlich genau dem entspricht, was man noch heute in organischem Material findet, das aus Pflanzen oder Bakterien stammt, war man überzeugt die älteste Spur des Lebens gefunden zu haben.

Denn rein chemische oder geophysikalische Vorgänge, die eine solche Kohlenstoff-12- Anreicherung liefern, waren bislang nicht bekannt.
Mehr zu den Gesteinsfunden in Grönland
Als Gustaf Arrhenius von der Scripps Institution in La Jolla (Kalifornien) und Kollegen in der Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" (Bnd. 6004, S. 55, 1996) von ihrem Fund berichteten und ihre Schlussfolgerungen präsentierten, dass das Leben auf der Erde vermutlich 300 Millionen Jahre früher stattfand als bisher angenommen, galt die These in Fachkreisen als unbewiesen und umstritten.

Erst 1997 gelang es aufgrund neuer Analysen und mit Hilfe einer Ionen-Mikrosonde, die isotpische Beschaffenheit des elementaren Kohlenstoffs zu entschlüsselt. Die Ergebnisse wurde unter dem Titel " Evidence for Life on Earth More Than 3850 Million Years Ago" im Wissenschaftsjournal "Science" (Bd. 275, S. 38, 1997) veröffentlicht.
->   Der Orginalartikel (kostenpflichtig)
Deutung fraglich, Gestein stammt von einem Vulkan
Christopher M. Fedo von der George Washington Universität in Washington DC sowie Martin J. Whitehouse vom Schwedischen Museum für Naturgeschichte in Stockholm stellen nun diese Deutung in Frage.

Das Gestein stamme vielmehr von einem Vulkan, meinen die beiden Forscher. Die bunte Bänderung in dem basaltischen Gestein sei auf lang andauernde chemische und physikalische Veränderungen zurückzuführen.

Aus heutigen Prozessen in den Gesteinen der Tiefsee sei bekannt, dass sich bei der Reaktion von solchen Basalten mit dem Salzwasser auch Kohlenstoffablagerungen bilden können, die nicht organischen Ursprungs sind.
Frühes Leben nicht grundsätzlich in Frage gestellt
Mit dieser Studie ist das frühe Leben auf der Erde jedoch nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Das Team bezweifelt nur den organischen Ursprung der grönländischen Gesteine. Die nächst jüngeren, etwa 3,5 Milliarden Jahre alten Gesteine mit organischem Material in Australien stehen nicht zur Diskussion.
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Mehr zum Fund in Australien
Die mit 3,5 Milliarden Jahren nun ältesten bekannten Lebensspuren waren 1993 in australischem Gestein gefunden worden. Sie bestehen aus typischen, gebänderten Ablagerungen, die von einem dichten "Rasen" aus Algen und Bakterien hinterlassen wurden und im Laufe der Zeit versteinerten. Der grönländische Fund dagegen besteht aus reinem Kohlenstoff, der im Gestein eingeschlossen ist.
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Noch früheres Leben "durchaus möglich"
In einem "Science"-Kommentar betont der Geowissenschaftler Bob Ludwig von der George Washington Universität, dass es irgendwo auf der Erde vor etwa 3,8 Milliarden Jahren durchaus Leben gegeben haben könnte.
 
 
 
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01.01.2010