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Stress gefährdet Stoffwechsel im Körper  
  Psychischer Stress schadet nicht nur unserer seelischen, sondern auch unserer organischen Gesundheit. Grazer Forscher können nun erstmals nachweisen, dass andauernder Stress schwere Stoffwechselkrankheiten auslösen kann.  
Stress in der Zelle
Psychischer Stress dringt bis ins Innerste unserer Zellen und verursacht dort Veränderungen. Denn er bringt den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht.

Der Stoffwechselhaushalt ist eine feine und höchst komplexe Abstimmung verschiedener chemischer Substanzen in unserem Körper. Und dieses System verliert sein Gleichgewicht, wenn wir uns zu sehr unter Druck setzen und uns selten erholen.
Erstes Ziel des zur Zeit entstehenden interdisziplinären Stresszentrums ist, sich mit Stress, seiner Ursache, Wirkung und Bekämpfung auseinander zu setzen.
Bitte zum Stresstest
Zunächst wurden Testpersonen aus dem KFZ-Beratungsbereich und einer Fahrschule ausgewählt. Mit einem Pulsmesser versehen, wurden sie einen ganzen Arbeitstag mit Computerequipment begleitet, um festzustellen wie sich Puls und Herzfrequenzvariabilität während der Arbeit und in Erholungsphasen verhalten.
Frauen haben mehr Stress
Dabei hat man auch festgestellt, dass diese beiden Phasen bei Männern und Frauen unterschiedlich verteilt sind. Die Phase der Belastung bei Frauen dauert bis in die späten Abendstunden. Männer schalten schon am frühen Abend ab.
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Fragebogen
Vor dem Stresstest wurden mittels Fragebogen die psychologischen Variablen erhoben: fühlen sich die Testpersonen insgesamt eher belastet oder erholt. Sind sie übermüdet, angespannt oder erfolglos. Oder fühlen sie sich sozial erfolgreich, leistungsfähig und lebensfroh. Schlafen sie gut und während der ganzen Nacht, fühlen sie sich fit? Immerhin ist all das die Basis, auf der ein langer anstrengender Tag bewältigt werden muss.
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Außen cool innen hitzig
Die minutiös aufgezeichneten Untersuchungen zeigten, dass die Testpersonen auf jedes Gespräch, auf jedes Lachen, auf jede Kleinigkeit unmittelbar mit ihrem Puls und ihrer Herzfrequenz reagierten. Während des Beobachtungszeitraums schwankte der Puls zwischen 90 und 180 Schläge (!) pro Minute. Und das obwohl die Probanden keine körperlich anstrengenden Tätigkeiten ausübten.
Das Herz reagiert gehetzt
In solchen Phasen hoher und höchster Belastung gerät das Herz aus seinem natürlichen Rhythmus und pulst dann regelmäßig und heftig, wie gehetzt.

Es zeigte sich aber auch, dass Erholungsphasen zwischendurch, wie etwa Mittagspausen, nicht immer optimal zur Erholung genutzt werden konnten. Der Puls blieb auch in Pausen erhöht.
Der Kampf zeigt sich im Blut
Im Blut zeigt sich, wie sich die Verhältnisse im Stoffwechsel verändert haben. Oxidantien oder Freie Radikale vermehren sich und vernichten ihre Konkurrenten, die Antioxidantien. Das sind Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente. Das nennen die Wissenschafter Zell-Oxidation oder oxidativen Stress.

Die Freien Radikale, diese radikalsten Schadstoffe in unserem Körper, produziert der Mensch, weil er atmet und Sauerstoff verbrennt. Sie werden wiederum gebraucht im Kampf gegen Bakterien, Viren und Pilze, die sich überall im Körper breit machen.
Langzeiterfolg: Krankheit !
Die gesundheitlichen Folgen eines derartigen Ungleichgewichts sind vorerst noch nicht wirklich sichtbar. Erst als Langzeitfolge sind Krankheiten diagnostizierbar, wie etwa Arteriosklerose. Freie Radikale sind verantwortlich, wenn sich durch Fettstoffwechselzellen wie zum Beispiel das Cholesterin Gefäßwände im Körper verengen.

Zunächst ist es aber nur das subjektive, unbestimmte Gefühl, dass alles zuviel ist und man eigentlich etwas Ruhe brauchen könnte. Zuwenig Schlaf, zuwenig Bewegung, ungesunde Ernährung und physische Dauerbelastung unter erhöhtem Puls bringen den Körper an die Grenzen seiner Belastbarkeit.
Erholung - eine banale Therapie?
Und auch das ist ein Ergebnis der Untersuchungen: Auch wenn es banal scheint, nur wirkliche Erholung erlaubt es dem Körper, sich von seinem tiefgreifenden Ungleichgewicht durch Stress zu befreien.

Martina Schmidt, Modern Times

Mehr darüber heute in "Modern Times", 22.35 Uhr, ORF 2
->   Stresszentrum an der Universität Graz
 
 
 
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01.01.2010