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Ist die grüne Gentechnik wirklich grün?  
  Noch ist Österreichs Landwirtschaft Gentechnik-frei. Das könnte sich bald ändern, wenn ab Herbst eine neue EU-Freisetzungsrichtlinie in Kraft tritt. Damit kommt auch neuer Schwung in die Debatte um mögliche Vorteile und Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen. science.ORF.at hat zwei Wissenschaftler gebeten, zum Pro und Contra der Gentechnik in der Landwirtschaft Stellung zu nehmen.  
Pro und ...
Grüne Gentechnik erlaube es, Pflanzen gezielt so zu verändern, dass ihnen Schädlinge oder Unkrautvernichtungsmittel nichts anhaben können, meint Josef Schmidt vom Geschäftsfeld Biotechnologie der ARC Seibersdorf research.

Da diese Pflanzen wesentlich genauer untersucht werden, als konventionell gezüchtete, seien aus ihnen entstehende Lebensmittel auch deutlich sicherer. Eine neue Generation gentechnisch veränderter Pflanzen könne außerdem eine Reihe von Nutzen für den Konsumenten tragen: von einer Erhöhung des Vitamingehalts bis zu mit produzierten Impfstoffen.
->   Der Originalbeitrag von Josef Schmidt, ARC Seibersdorf research, Biotechnologie
... contra Gentechnik in der Landwirtschaft
Die konventionelle Landwirtschaft sei durch die Verwendung verschiedenster chemisch-synthetischer Hilfsstoffe vom Ökosystem weitgehend abgekoppelt - gentechnische Produktionsmethoden unterstützen diese Abkoppelung weiter, meint hingegen Ludwig Maurer vom Ludwig Boltzmann-Institut für biologischen Landbau und Angewandte Ökologie.

Biologischer Landbau dagegen versuche, bei Pflanzen standortgemäße und bei Tieren artgerechte Erträge zu erzielen. In Österreich habe der Biolandbau auch ökonomisch gute Chancen. In unmittelbarer Nachbarschaft zu konventioneller Landwirtschaft sei er aber nicht überlebensfähig.
->   Originalbeitrag von Ludwig Maurer, Ludwig Boltzmann-Institut für biologischen Landbau und Angewandte Ökologie
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Ausstellung und Podiumsdiskussion
Anlässlich der Ausstellungseröffnung "Gentechnik pro & contra" findet am Montag, den 27. Mai, um 14 Uhr im Wiener RadioCafe eine Podiumsdiskussion zu Fragen rund um Gentechnik in der Landwirtschaft statt.
->   Das Programm
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Drei Felder der Risikoforschung
Vor allem drei Punkte waren und sind Anlass für ökologische Bedenken beim Auspflanzen gentechnisch veränderter Pflanzen:

1) Kreuzungen mit Wildpflanzen könnten dazu führen, dass sich das Fremdgen unkontrolliert verbreitet. Diese Gefahr besteht in Europa vor allem bei Raps und Zuckerrübe. Der ökologische Schaden durch solch ein Auskreuzen ist allerdings nicht definiert.

2) Die eingeführten Resistenzgene könnten Auswirkungen nicht nur, wie erwünscht, auf Schädlinge, sondern auch auf andere Tiere haben. Mit einer Beeinträchtigung von Nicht-Ziel-Organismen könnte das gesamte Nahrungsnetz des Ökosystems ins Ungleichgewicht kommen.

3) Untersucht wird außerdem, ob und wie gentechnisch veränderte Pflanzen Bodenmikroorganismen verändern oder beeinflussen können.
EU-Moratorium seit 1998
Die aktuelle Debatte läuft vor dem Hintergrund bevorstehender Gesetzesänderungen. Seit vier Jahren gibt es in der EU ein Moratorium für die Neuzulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft. In dieser Zeit wurde intensiv an einer Novellierung der EU-Freisetzungsrichtlinie aus dem Jahr 1991 gearbeitet.
Neue Freisetzungsrichtlinie
Die neue Richtlinie 2001/18/EG wurde vor etwas mehr als einem Jahr auf EU-Ebene beschlossen. Unter anderem sieht sie erstmals eine Risikobewertung auch unter Berücksichtigung langfristiger und akkumulierter Umweltauswirkungen und die begleitende Überwachung von in Verkehr gebrachten Produkten vor.

Bis zum 17. Oktober 2002 sollen die EU-Mitgliedsstaaten die neue Richtlinie umsetzen.
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Haftung bislang ungeregelt
Nach wie vor ungeklärt ist, wer in einem etwaigen Schadenfall zu haften hätte. Bei dem durch verunreinigtes Saatgut ungewollt ausgepflanzten gentechnisch veränderten Mais vergangenen Sommer wurde klar, wie wichtig dieses Thema ist. Über Haftungsregelungen wird gerade im Rahmen einer Umwelthaftungsrichtlinie verhandelt.
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Forderung nach GVO-freier Landwirtschaft
In Österreich ist in diesem Zusammenhang die Forderung aufgetaucht, eine Gentechnik-freie Landwirtschaft gesetzlich vorzuschreiben. Eine Anfang Mai präsentierte Studie zeigt, dass Biolandbau, konventionelle Landwirtschaft und Gentech-Landwirtschaft hierzulande nicht dauerhaft nebeneinander existieren könnten.
->   Eine Kurzfassung der Studie
Molterer gegen striktes Nein zur Gentechnik
Vergangenen Mittwoch hat sich der zuständige Minister Wilhelm Molterer (ÖVP) gegen eine solche Verordnung ausgesprochen. Sollten sich gentechnisch veränderte Pflanzen beispielsweise einmal als optimale Lieferanten für Biomasse herausstellen, so wolle er deren Anbau nicht a priori verbieten.

Gleichzeitig betonte er aber, dass Österreich sich für eine Verlängerung des EU-Moratoriums einsetzen sollte.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft/science.ORF.at
->   Molterer: Gentechnik nicht generell ausschließen
->   Mehr zum Thema Gentechnik in science.ORF.at
->   Die neue Richtlinie 2001/18/EG
 
 
 
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01.01.2010