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Juristen braucht das Internet  
  Spätestens durch Kinderporno-Delikte und Neonazi-Webseiten ist klar geworden, dass auch das Internet rechtliche Richtlinien braucht. Der Beruf des "Informationstechnologie-Juristen" ist im kommen.  
Wer vom anderen unerlaubt abschreibt, bewegt sich zumindest am Rande von geistigem Diebstahl: Das galt Jahrhunderte lang als ausgemacht.
Neue Regeln im Netz
Durch das Internet hat sich das geändert, sagt der Schweizer Urs Gasser von der Forschungsstelle für Informationsrecht der Universität St.Gallen.

"Die Kopie galt als Abschrift, die auch nicht völlig ident ist. Jetzt, im digitalen Zeitalter ist kein Unterschied mehr zwischen Original und Kopie zu sehen", so Gasser im ORF-Radio.
IT-Recht wird immer wichtiger
Hat jeder Benützer das Recht auf Kopie von Inhalten einer beliebigen Website? Nun, zumindest für wissenschaftliches Arbeiten sind da die Grenzen klar zu ziehen.

"Wenn ich wissenschaftlich aus dem Internet zitiere, muss ich wie sonst auch den Quellennachweis angeben und den Zeitpunkt, wann ich die betreffende Seite aufgerufen habe", erklärt der Internetexperte.

Da bei weitem nicht alle Internet-Benützer ein so hohes Ethos haben, spezialisieren sich schon seit Jahren immer mehr Juristen auf so genanntes IT-Recht.
Ideendiebstahl ist noch das geringste Delikt
"Im Privatrecht beginnt das bei elektronischen Signaturen und Sicherheit von Transaktionen, rechtlichen Problemen des Bezahlens im Internet; im Öffentlichen Recht geht's primär um datenschutzrechtliche und strafrechtliche Fragen, und dann gibt's natürlich die Menge an Normen, die die EU in den letzten Jahren herausgebracht hat und mit denen die Juristen umgehen müssen", meint Nikolaus Forgo, der Leiter des Universitätslehrganges für Informationsrecht und Rechtsinformation an der Uni Wien.
Eine große Herausforderung
Der Informationstechnologie-Jurist braucht also einen weiten Horizont.

"Man sollte Lust an Sprachspielen haben, die nicht nur juristisch sind, sondern auch technisch 'politisch und soziologisch', meint Forgo.
Anonymität schützt nicht vor Strafe
Die Anonymität und Unübersichtlichkeit des weltweiten Netzes darf jedenfalls keine Ausrede sein, kriminelle Delikte im Cyberspace nicht zu verfolgen.

"Hinter jeder Maschine sitzt ein Mensch, der zu erreichen und auch zu belangen ist", meint Forgo. Die gute alte Rechtschaffenheit zahlt sich also auch im Internet aus.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaftsredaktion
 
 
 
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01.01.2010