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Medizin-Unis: Pro und Kontra  
  Wenn die Bundesregierung ihr Universitätsgesetz in der derzeitigen Form durch das Parlament bringt, dann werden die Medizinischen Fakultäten in Wien, Graz und Innsbruck in eigenständige Universitäten umgewandelt. Die Zahl der Universitäten in Österreich wird von 18 auf 21 steigen. Nicht alle Beteiligten sind mit dieser Idee einverstanden: Vor allem an der Innsbrucker Medizin möchte man innerhalb der Uni Innsbruck verbleiben.  
Schon derzeit sind die drei Medizinischen Fakultäten die Giganten in der heimischen Universitätslandschaft: Sie haben mehr Personal und mehr Budget als jede andere Fakultät und mehr Studenten als so manche Universität.
Wiener Medizinuniversität - siebtgrößte Universität
Am ersten 1. Jänner 2004 sollen die Medizin-Unis in die Eigenständigkeit entlassen werden. Dann wäre z. B. die Wiener Medizinuniversität mit über 11.000 Studenten die siebtgrößte Universität Österreichs.

Ihre alte Mutter, die Uni Wien würde auf noch immer stolze 56.0000 Studenten schrumpfen. Zu den kleinsten Universitäten Österreichs würden hingegen die Medizinuniversität in Graz und Innsbruck zählen.
Widerstand in den Universitäten...
Die Innsbrucker Mediziner wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Ausgliederung. Der Wiener Professor Michael Freissmuth, Vorstand des Instituts für Pharmakologie glaubt zu wissen, warum.

"In Innsbruck ist ein Teil der Lehre, der sogenannten naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer in einer anderen Fakultät angesiedelt, und es ist begreiflich, dass sie eine gewisse Sorge haben, dass im Fall der Trennung hier gewisse Abläufe nicht so gut reguliert werden könnten. Das gilt aber nicht für die Forschung: Die geht international über Mail und Telephon", meint Freissmuth gegenüber dem ORF Radio.
...und in der Politik
Gegen die Loslösung sind jedenfalls weiterhin nicht nur Opposition und Hochschülerschaft, sondern auch die Bürgermeister von Wien, Graz und Innsbruck.

Sie fürchten, dass ihre Städte als Uni-Standorte abgewertet würden, obwohl es allgemein als ziemlich unwahrscheinlich gilt, dass die drei Medizin-Unis aus Wien, Graz oder Innsbruck abwandern würden.
Positives Stimmen aus Graz und Wien
Für die Ausgliederung sind die Mediziner in Graz und Wien: Michael Freissmuth ist einer von ihnen: Er freut sich darauf, keine umständliche Zustimmung von völlig fachfremden Uni-Gremien mehr einholen zu müssen, auch beim Medizinstudium neu, das schon in einer Pilotphase läuft.

Das Medizinstudium neu konfrontiert die Studenten gleich zu Beginn mit praktischen Fächern.
Kaum Änderungen für Universitätskliniken
Was ändert sich nun für die Patienten der Universitätskliniken, deren größte das Wiener AKH ist? Nicht viel, so Michael Freissmuth, höchstens zum Positiven und auf Umwegen.

Denn die Medizin-Universitäten verfügen nicht nur über ein eigenes Budget, sondern können auch Missstände an den Kliniken sofort regeln- im Gegensatz zu jetzt.

"Derzeit hat die Personalhoheit für das AKH der Rektor der Uni Wien, und der ist fachfremd und weit, weit weg. Da sind viele Instanzen zu durchlaufen, um gegen jemanden vorgehen zu können ¿ und es gibt auch dementsprechend viele Interventionsmöglichkeiten", meint Freissmuth im Gespräch mit dem ORF Radio.
Rektoren gegen die Eigenständigkeit
Die drei Rektoren der Universitäten Wien, Graz und Innsbruck bleiben hingegen weiterhin bei ihrem Nein zu den Medizin-Unis.

Die Diskussion ist also noch nicht abgeschlossen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaftsredaktion
->   Mehr Geschichten über die geplanten Medizin-Unis in science.ORF.at.
->   Medizinische Fakultät - Universität Wien
->   Medizinische Fakultät - Universität Graz
->   Medizinische Fakultät - Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010