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Langeweile essen Leben auf  
  Langweilige Jobs haben einen negativen Effekt auf die Lebenserwartung. Amerikanische Forscher fanden heraus, dass Arbeitnehmer mit geringen Entscheidungsmöglichkeiten früher sterben als jene, deren Tätigkeit durch hohe Flexibilität gekennzeichnet ist. Dies ist sogar dann der Fall, wenn letztere in ihrer Arbeit starkem Stress ausgesetzt sind.  
Benjamin C. Amick und seine Mitarbeiter untersuchten den Zusammenhang zwischen psychosozialen sowie physischen Arbeitbedingungen und der Sterblichkeit amerikanischer Arbeitnehmer.

Ihr Ergebnis: Geistlose berufliche Tätigkeiten bedingen eine um 43 bis 50 Prozent erhöhte Sterberate. Die Gründe hierfür dürften unter anderem in sozialer Isolation und/oder erhöhtem Risikoverhalten zu finden sein, so die Forscher.
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"Mortality and Working Life"
Die Arbeit "Relationship Between All-Cause Mortality and Cumulative Working Life Course Psychosocial and Physical Exposures in the United States Labor Market From 1968 to 1992" erschien in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Journal of Psychosomatic Medicine" (Nr. 64, Seiten 370-381).
->   Zum Abstract der Publikation
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Wenig Einfluss - früher Tod
"Das Fehlen persönlicher Einflussmöglichkeiten in der Arbeit erhöht das Sterberisiko" sagt Benjamin C. Amick von der School of Public Health an der University of Texas in Houston. Er und seine Mitarbeiter untersuchten mehr als 25.000 Arbeitnehmer, deren Anstellung mindestens drei Jahre betragen hatte. Der Untersuchungszeitraum der Studie erstreckte sich von den Jahren 1968 bis 1992.
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Allgemeines zur Lebenserwartung
Im Jahre 1900 lag die Lebenserwartung bei der Geburt bei 47 Jahren und ist seitdem in westlichen Industriestaaten auf etwa 75 Jahre gestiegen. Der entscheidende Schritt zum Anstieg der Lebenserwartung wurde durch die Senkung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit erreicht. In den USA sterben derzeit etwa 12,4 Prozent der Bevölkerung vor dem 50. Lebensjahr. Bis zum Jahre 1990 lag das längste sicher dokumentierte Alter eines Menschen bei 120 Jahren.
->   Lebenserwartung: EU-Statistik
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"Passive Arbeit" erhöht Risikoverhalten
Die Mediziner teilten die Jobs ihrer Probanden in vier Kategorien mit hohen bzw. niedrigen Entscheidungsmöglichkeiten und hohen bzw. niedrigen Anforderungen ein. Die Kombination "Niedrige Anforderungen/niedrige Entscheidungsmöglichkeiten" definierten sie als "passive Arbeit", die dadurch gekennzeichnet sei, dass sie "einen Mangel an sinnvollen Inhalten aufweist".

Während Tätigkeiten mit hohen Anforderungen und geringen Entscheidungskompetenzen in keinem Zusammenhang mit dem Sterberisiko standen, war dies vor allem bei "passiven Arbeiten" der Fall. "Solche entfremdenden Tätigkeiten könnten soziale Disintegration und/oder Verhalten mit hohem Risiko hervorrufen", so Amick.

Die Schlussfolgerung des Forschers: "Neben der persönlichen Einflussnahme ist auch das Bestehen von sinnvollen Arbeitsinhalten ein wichtiger Faktor für die Lebenserwartung."
Arbeitslosigkeit zeigt ebenfalls Einfluss
Arbeitslosigkeit bzw. -unfähigkeit waren ebenfalls Faktoren, die eine Erhöhung der Mortalitätsrate bewirkten. Keinen Einfluss zeigten hingegen erhöhte Arbeitsanforderungen: Die Arbeit in psychisch, sozial oder körperlich anstrengenden Berufen stand in keinem Zusammenhang mit der Lebenserwartung.

Die Ergebnisse zeigten, wie stark sich das Berufsleben auf die Gesundheit auswirke, resümieren die Forscher in ihrer Publikation.
->   University of Texas, School of Public Health
->   Mehr zum Thema Arbeitsmedizin in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010