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Philosoph und Pädagoge: 50.Todestag von John Dewey  
  John Dewey gilt als einer der Hauptvertreter des Pragmatismus - einer Richtung der Philosophie, die das Handeln als Voraussetzung und Ziel des Erkennens betrachtet. Am 2. Juni ist der 50. Todestag von Dewey, der sowohl als Philosoph als auch als Pädagoge von der Veränderbarkeit des Menschen überzeugt war.  
Praxis statt Theorie
John Dewey- mittlerweile ein Klassiker der amerikanischen Philosophie - betonte die Bedeutung der menschlichen Praxis. Wichtig war für ihn die erfolgreiche, nützliche Handlung, die gesellschaftliches Zusammenleben begründet. Sein Ziel bestand nicht darin, ewig gültige Wahrheiten zu finden, sondern konkrete Lösungen für anstehende Probleme zu finden.
Hauptvertreter des Pragmatismus
Dewey gilt neben Charles Sanders Peirce und William James als Hauptvertreter des Pragmatismus. Dieser Begriff leitet sich vom griechischen Wort "pragma" ab und bedeutet "Tat" oder "Handlung".

Der Pragmatismus geht davon aus, dass sich Menschen verändern und weiterentwickeln, indem sie sich neue Umstände schaffen. Die pragmatischen Philosophen fordern die Philosophie auf - ähnlich wie Karl Marx - die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern sie auch zu verändern.
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Kurzbiografie Deweys
Geboren wurde John Dewey 1859 in Vermont, er studierte Griechisch, Latein, Philosophie und Naturwissenschaften, unterrichtete mehrere Jahre als Lehrer in Chicago und lehrte schließlich an der Columbia University in New York.

Dewey unternahm zahlreiche Vorlesungsreisen nach Japan, China, Mexiko und Russland. Er verteidigte Leo Trotzki gegen die Anklagen der Bolschewiken und setzte sich für verfolgte dissidente Philosophen wie Bertrand Russell ein. Am 1. Juni 1952 verstarb er in New York.
->   John Dewey Society
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Engagierte Philosophie
Dewey war mit der sozialen Wirklichkeit vertraut. Er war bekannt für sein soziales Engagement. Vergleichbar mit Voltaire oder Jean-Paul Sartre, setzte er sich für Menschen ein, die gesellschaftliches oder politisches Unrecht erleiden mussten.

Gleichzeitig engagierte er sich für die Ausbildung von Kindern und entwarf eine unkonventionelle Pädagogik, die heftige Kontroversen auslöste.
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Bücher
"Erfahrung und Natur", Suhrkamp Verlag
"Die Suche nach Gewissheit", Suhrkamp Verlag
"Kunst als Erfahrung", suhrkamp taschenbuch wissenschaft Band 703
Martin Suhr: "John Dewey- Zur Einführung", Junius Verlag
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Der Philosoph als Pädagoge
Während seiner Lehrtätigkeit in Chicago gründete Dewey eine Versuchsschule, die sozial schlechter gestellten Kindern die Möglichkeit anbot, der Armutsfalle zu entgehen.

Dewey verstand Bildung nicht als bloße Formung der intellektuellen Fähigkeiten des Kindes, sondern als Anleitung zur Entfaltung des kreativen Potenzials des Kindes. Das Kind wurde als eigenständige Persönlichkeit ernst genommen.
->   John Dewey Project on Progressive Education
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Zitat
"Der Sinn der Erziehung in einem demokratischen Gemeinwesen ist es, den einzelnen zur Fortführung der Erziehung zu befähigen. Zweck und Lohn des Lernens ist die Fortdauer der Fähigkeit zu wachsen. In einer demokratischen Gesellschaft muss dieser Gedanke auf alle Mitglieder der Gesellschaft angewandt werden."
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Kunsttheorie
Auch in seiner Kunsttheorie war Dewey innovativ. Er bekämpfte den traditionellen Dualismus von Hochkultur und populärer Kultur.

Dewey warf der Hochkultur vor, den elitären Geschmack der Oberschicht zu verkörpern, während die Massenkultur meist als "vulgäres Vergnügen" angesehen wird. Dewey kann somit als Vorläufer der Popkultur angesehen werden.
Die Aktualität von Dewey
Es ist vor allem Deweys Eintreten für einen demokratischen Pluralismus - in der Philosophie, Pädagogik und Kunst - die sein Denken heute besonders aktuell macht.

Dewey plädiert, gegen jede Form des Fundamentalismus, für eine Entfaltung selbst verantwortlicher Individuen, die in einer Gesellschaft gleichberechtigt zusammenleben.

Ein Beitrag von Nikolaus Halmer für die Ö1-Dimensionen vom 29. Mai 2002, 19 Uhr.
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->   Radio Österreich 1
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->   The Center for Dewey Studies
->   Materialien zu John Dewey (Universität Hamburg)
->   The Pragmatism Cybrary
 
 
 
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01.01.2010