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Uni-Reform: Medizin-Unis für ÖVP fix  
  Die Umwandlung der Medizinischen Fakultäten in Wien, Graz und Innsbruck in eigenständige Universitäten ist für die ÖVP fix. Ausschlaggebend dafür sind "rein sachliche Gründe", hieß es auf einer Enquete am Mittwoch. Die Opposition kritisierte das Vorhaben einmal mehr.  
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), ÖVP-Klubobmann Andreas Khol und ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek ließen am Mittwoch bei einem Pressegespräch anlässlich einer ÖVP-Klubenquete zum neuen Universitätsgesetz keinen Zweifel darüber aufkommen, dass an allen drei Standorten Medizin-Unis kommen.
Namensgebung noch unklar
Es sei darum gegangen, die bereits bestehende weitgehende Autonomie der Mediziner auch im neuen Gesetz zu sichern und ihre Position gegenüber den Krankenanstalten-Erhaltern zu stärken.

Vorstellbar ist für die Bildungsministerin, dass man beim Namen der neuen Medizin-Unis noch eine Zugehörigkeit zu ihren Stammuniversitäten signalisiert, etwa "Universität Wien - Medizinische Universität Wien".
Gute Kooperation ...
Angesichts eines bereits bestehenden Instituts, das problemlos gemeinsam von der Uni Innsbruck und einer New Yorker Universität betrieben werde, glaubt Khol nicht, dass es zu Problemen in der Zusammenarbeit zwischen Stamm- und Medizinuni kommen werde.
... und keine hohen Kosten angenommen
Die VP-Politiker erwarten sich keine hohen Kosten für die Einrichtung der drei neuen Medizin-Unis. Die Führungsebene würde derzeit bereits auf Fakultätsebene bestehen. Und es wäre "verrückt, die Verwaltung auseinander zu reißen", plädierte Gehrer dafür, Verwaltungseinheiten weiterhin gemeinsam zwischen Stamm- und Medizin-Uni zu betreiben.

Allfällige Kosten müssen jedenfalls aus jenem Topf getragen werden, der für die Implementierung des Gesetzes allen Unis zur Verfügung gestellt wird. "Dieser ist mit 21 Millionen Euro großzügig bemessen, und ich glaube, dass da auch die Implementierung der Medizin-Universitäten drinnen ist", sagte Gehrer.
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Laut der am 21. Mai vom Ministerrat beschlossenen Regierungsvorlage für ein neues Universitätsgesetz erhöht sich die Zahl der österreichischen Hochschulen ab 2004 von 18 auf 21. Die Medizin-Universität Wien wäre dann die siebentgrößte österreichische Universität.
->   Mehr dazu in: Künftig 21 Universitäten in Österreich
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Maßvolle Hochschullehrer-Gewerkschaft?
An der ÖVP-Klubenquete haben laut Khol rund 50 Rektoren, Dekane, Senatsvorsitzende, Studenten- und Gewerkschaftsvertreter teilgenommen. Die Gespräche hätten gezeigt, dass alle verfassungsrechtlichen Fragen zur Zufriedenheit aller Beteiligter geklärt werden konnten. Auch bei der Vorsitzenden der Hochschullehrer-Gewerkschaft, Andrea Kdolsky, habe er, Khol, eine "sehr maßvolle Reaktion" feststellen können.
Khol (ÖVP) will Konsens suchen
Der VP-Klubchef ist jedenfalls zuversichtlich, dass die Reform "planmäßig bei gleichmäßiger Unzufriedenheit bzw. Zufriedenheit aller" über die Bühne gebracht werden kann.

Bei der weiteren parlamentarischen Behandlung der Uni-Reform - geplant sind zwei Unterausschusssitzungen Ende Juni und der Beschluss im Nationalrat am 11. Juli - will Khol einen "Konsens zwischen parteipolitischen Interessen und dem Gemeinwohl" herstellen.

Entsprechende Gespräche mit den Wissenschaftssprechern der Parlamentsparteien seien bisher fruchtbar und positiv verlaufen.
SPÖ weiter für Beibehaltung der Medizinischen Fakultäten
In einer ersten Reaktion hielt SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser "die Jubelmeldungen nach der ÖVP-Uni-Enquete (für) völlig fehl am Platz".

Für die SPÖ sei "die substantielle Kritik an der Unireform", unter anderem "die Beibehaltung der Medizinischen Fakultäten nach wie vor aufrecht", so Niederwieser.
Grüne befürchten Verteuerung und doppelte Hierarchien
Auch der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, kritisierte die Einrichtung von Medizin-Unis: Die für die Mediziner nötigen Sonderbestimmungen wären auch im Nahmen einer Fakultätslösung innerhalb einer Gesamtuniversität möglich. Die Synergien in Forschung und Lehre wären wesentlich höher, auch die Gesamtkosten könnten so gedrückt werden, betonte Grünewald in einer Aussendung.

Die von der Regierung vorgesehene "Dachkonstruktion" zwischen Medizin-Uni und der ehemaligen Stammuniversität sei "dünn und wenig tragfähig" und führe zu einer Verdoppelung der Hierarchien und damit einer Verteuerung.
->   Bildungsministerium
->   ÖVP
->   SPÖ
->   Die Grünen
->   Mehr über die neuen Medizin-Unis in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010