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Matura abschaffen wegen Stress?  
  FPÖ-Generalsekretär Karl Schweitzer tritt in einem Zeitungsinterview für die Abschaffung der Matura ein. Das würde insgesamt zwölf Millionen Euro einsparen, hat Schweitzer errechnet. Seinen Vorstoß zur Abschaffung der Matura hat er auch damit begründet, dass die Matura "eine zusätzliche nervliche Belastung ohne zusätzlichen Nutzen" sei. Das ORF-Radio ist den Argumenten auf den Grund gegangen.  
FPÖ-Vorschlag
Der Vorschlag von FPÖ-Generalsekretär Schweitzer sieht vor, die schriftliche Matura abzuschaffen und stattdessen die Schularbeiten im Halbjahr vor der Matura auszuweiten, ein umfangreiches Prüfungsgespräch soll die mündliche Matura ersetzen.
... alle Jahre wieder
Dass die Matura für Schüler Stress bedeutet ist unbestritten: länger als die gewohnten Schularbeiten, umfangreicherer Stoff, man muss sich schön anziehen, bei der mündlichen Prüfung sitzt ein fremder Lehrer oder Direktor vor, Mitschüler oder andere Klassen schauen dem Maturanten zu.
Fraglich: Weniger Stress
Zum Vorschlag Schweitzers meint Franz Sedlak, oberster Schulpsychologe im Bildungsministerium: der Stress bleibe in Summe vermutlich derselbe. Die Aufsplitterung der aufreibenden Situationen würde nicht automatisch eine Erleichterung für die Schüler bringen.
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Tipps gegen Prüfungsstress
"Grundsätzlich meint der Psychologe: Negativen und unnötigen Stress könne man vorbeugen. Seine Tipps: Die Prüfungssituation trainieren und "Locker lassen!". Tief durchatmen und dem Körper die Chance zum Entspannen geben, das nehme auch der Angst die Spitze. Um in das Prüfungsgespräch lockerer einzusteigen rät er, die Frage langsam zu wiederholen, damit sei die erste Schwelle überwunden.
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Kostenargument
Karl Schweitzer argumentiert auch damit, dass die Abschaffung der Matura 12 Millionen Euro einsparen könnte. Aus Sicht der Lehrer ist das Kosten-Argument nicht ganz nachvollziehbar:

Nach Auskunft der Lehrergewerkschaft erhält ein AHS-Lehrer pro mündlicher Prüfung 13 Euro und für jede schriftliche Prüfung 24 Euro an Prüfungstaxen. Zumindest in den AHS machen nach dieser Berechnung die Prüfungstaxen etwa die Hälfte dessen aus, was FPÖ-Generalsekretär Schweitzer errechnet hat.

Allerdings waren genaue Zahlen über alle Gebühren bei den unterschiedlichen Maturaformen am Freitag weder im Bildungsministerium noch bei der Gewerkschaft zu erfahren.
Kuriosum: Matura als externe Prüfung
Dass überhaupt Prüfungstaxen bezahlt werden, liegt daran, dass Maturanten rein rechtlich nicht mehr Angehörige ihrer Schule sind. Die Matura ist formal eine externe Prüfung, die nicht mehr in den normalen Unterrichtsbetrieb eines Lehrers fällt.

Für die Vorbereitungsstunden der Schüler zwischen schriftlicher und mündlicher Matura erhalten die Lehrer eine Abgeltung. Die wird aber mit der Lehrverpflichtung in der achten Klasse insgesamt gegengerechnet.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   ORF.at: FPÖ für "Diplomarbeit" statt "Schriftlicher"
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->   FPÖ
 
 
 
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01.01.2010