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Alan Colman: Des "Klonmanns" neue Pläne  
  Das Klonen ist Alan Colmans Leibthema. Von Jahr zu Jahr hat sich die Liste der Fotos mit geklonten Tieren, die er auf Vorträgen zeigt und als "Seine große Familie" bezeichnet, verlängert: vom berühmtesten, dem Schaf Dolly, bis hin zu einem Wurf inzwischen zweijähriger Klonschweine. Wie der britische Molekularbiologe am Rande eines Besuchs in Wien gegenüber dem ORF-Radio verlautbarte, arbeitet er nun an einer neuen Diabetes-Therapie, die auf menschlichen embryonalen Stamzellen beruht - therapeutisches Klonen hält er dabei für "völlig unnötig".  
Nächster Schwerpunkt: Embryonale Stammzellen ...
Zimperlich war Alan Colman noch nie, umstrittene Technologien auch in der Öffentlichkeit zu vertreten. Nun habe er Lust verspürt, von einem kontroversiellen Feld zu einem anderen zu wechseln: menschlichen embryonalen Stammzellen will er künftig seine gesamte Aufmerksamkeit schenken.
... für neue Diabetes-Therapie
Alan Colman will nun aus einigen dieser Stammzellen Insulin-produzierende Zellen machen - und damit eine neue Therapie für Diabetes entwickeln. Bei Mäusen, sagt er, funktioniert diese Umwandlung schon gut, und es bestehe eigentlich kein Grund, daran zu zweifeln, dass das auch bei menschliche Zellen möglich wäre.
->   Diabetes-Stammzelltherapie der "Dolly"-Kloner
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Arbeitsplatzwechsel
Neuer Arbeitsplatz ist Singapur, dort wird Colman ab Herbst als Chef-Wissenschaftler für die Firma ES Cell International tätig sein. Jene Firma übrigens, die rund ein Zehntel jener weltweit bereits existierenden menschlichen Stammzelllinien herstellte, deren Beforschung in den USA auch aus öffentlichen Geldern finanziert werden darf.
->   ES Cell International
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Neues Problem verlangt nach ...
Sind Stammzellen einmal in Insulin-produzierende Zellen verwandelt, stellt sich allerdings eine neue Frage. "Ob diese Insulin produzierenden Zellen gut genug sein werden, um die Zellen zu ersetzen, die bei vielen Diabetikern fehlen, müssen wir erst noch sehen. Aber man weiß, dass man mit speziellen Zellen von Toten zum Beispiel auch sehr schwere Fälle von Typ Eins Diabetes heilen kann, das zeigen mehrere klinische Studien weltweit", meint Colman.

Mit Zellen Toter funktioniert es also. Aber von diesem Gewebe sei nicht genug verfügbar, und so brauche man eine Alternative, um diese Zellen herzustellen. "Was wir machen, bietet eine mögliche Lösung für dieses Mengenproblem", so Colman.
... neuen Stammzelllinien
Die existierenden Stammzelllinien kommen dafür allerdings nicht in Frage. Sie wurden - aus technischen Gründen - zusammen mit Mausgewebe gezüchtet, und die Gefahr wäre zu groß, dass ungekannte Krankheitserreger aus der Maus auf diesem Weg auf den Menschen übertragen werden könnten.

"Die Lösung ist, neue Linien von menschlichen embryonalen Stammzellen herzustellen, die auf menschlichem Gewebe gezüchtet werden. Das haben wir gemacht und tun es weiter", meint Colman.
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Fünf Jahre Dolly
Bekannt wurde Colman durch das Klon-Schaf Dolly. Im Februar 2002 feierte es seinen fünften Geburtstag.
->   Mehr dazu
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Keine Bedenken wegen menschlicher Embryonen
Das heißt, es werden auch immer neue menschliche Embryonen zur Herstellung dieser Zellen gebraucht - der Punkt, über den heftige Debatten sowohl in Europa als auch in den USA geführt wurden und werden.

Alan Colman hat bei der Verwendung von Embryonen, die, wie er sagt, bei der künstlichen Befruchtung übrig bleiben und, zuerst eingefroren, eines Tages ohnehin vernichtet würden, keine Bedenken.
Rechtliches in Australien und Singapur
Wie aber sehen die rechtlichen Vorgaben in den zwei Ländern aus, in denen ES Cell International seine Firmenstandorte hat, in Australien und Singapur? In Australien wird nach Angaben Colmans an dem Gesetzesentwurf gearbeitet: "Die letzte Auskunft war, dass man erlauben würde, mit embryonalen Stammzellen zu arbeiten und auch, sie aus überzähligen eingefrorenen Embryonen herzustellen. Das wird im Moment vorgeschlagen, endgültiges Gesetz gibt es noch keines."

In Singapur wird gerade über ein Gesetz oder eine Regelung nachgedacht. Bis jetzt habe es weder das eine noch das andere gegeben. "Einige der Zellen, die wir haben, stammen teilweise von Embryonen aus Singapur - aber sie wurden mit allen nötigen Zustimmungsverfahren gemacht, die wir erwarten würden, gäbe es ein Gesetz", so Colman.
Passendes Gewebe ...
Dem Projekt Alan Colmans, aus menschlichen embryonalen Stammzellen Insulin-produzierende Zellen zu machen, scheint also nichts im Wege zu stehen. Denkt er auch daran, seinen Ansatz einmal in Richtung therapeutisches Klonen auszuweiten, damit dereinst Patient und Zellspenden die gleiche genetische Ausstattung haben?

"Worum es eigentlich geht, ist, dass sie den Kern einer spezialisierten Zelle so reprogrammieren wollen, dass er wie der Kern einer Embryonalzelle wird. Was Leute jetzt versuchen, ist, das Zytoplasma, den Zellinhalt von existierenden menschlichen Stammzellen zu nehmen und ihn in spezialisiertere Zelle zu injizieren," meint Colman.
... auch ohne therapeutisches Klonen
Der Klonexperte weiter: "Das Ziel wäre, diese spezialisierte Zelle damit in eine Embryonale Stammzelle zu verwandeln. Das wird versucht. Es ist zwar sehr schwierig, aber ich bin recht zuversichtlich, dass es da in den kommenden fünf Jahren einen großen Fortschritt geben wird. In Zukunft könnte es also möglich sein, völlig passendes Gewebe ganz ohne therapeutisches Klonen herzustellen."
Zu teuer, zu arbeitsintensiv
Damit ist die Zukunft des therapeutischen Klonens für den britischen Molekularbiologen klar besiegelt. Er hält es für "völlig unnötig".

Zudem glaubt er, " selbst wenn es nötig wäre, würde es sich als so arbeitsintensiv und teuer erweisen, dass es nie für alle zugänglich wäre, sondern nur für die Reichsten. Und selbst dann, selbst wenn jemand genug Geld hätte, müsste erst einmal die Wissenschaft stark gefördert werden, um so ein Produkt überhaupt anbieten zu können. Ich glaube einfach, das wird nie passieren. Das ist zumindest meine Meinung - es wird nicht passieren, sowohl aus kommerziellen, als auch aus technischen Gründen. Und schließlich denke ich, wird es einen besseren Weg geben, das gleiche Ziel zu erreichen."

Ein Beitrag von Birgit Dalheimer für die Ö1-Dimensionen vom 31. Mai, 19 Uhr.
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010