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Therapeutisches Klonen bei Kühen erfolgreich  
  Vom so genannten therapeutischen Klonen verspricht sich die Wissenschaft Enormes: Unter anderem will man verschiedenste "maßgeschneiderte" Gewebetypen herstellen können, die etwa als Ersatz für beschädigte Herzzellen oder gar ganze Organe dienen sollen. In den USA sind nun solche Techniken erfolgreich angewandt worden - an Kühen, denen aus Embryonen gewonnenes Gewebe eingepflanzt wurde.  
Wissenschaftler vom Children's Hospital in Boston und dem US-Biotech-Unternehmen Advanced Cell Technology entnahmen den Kühen gesunde Hautzellen und pflanzten diese in eine entkernte Eizelle ein, wie die Forscher im Fachmagazin "Nature Biotechnology" berichten.
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"Generation of histocompatible tissues"
Der Artikel "Generation of histocompatible tissues using nuclear transplantation" wurde am 03. Juni 2002 online publiziert und wird in einer der kommenden Print-Ausgaben von "Nature Biotechnology" erscheinen.
->   "Nature Biotechnology"
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Mehrere Wochen alte Embryonen als Basis
Aus den solchermaßen befruchteten Eizellen entwickelten sich im Labor Embroynen bis zum so genannten Blastozysten-Stadium: Der Kuhembryo besteht zu diesem Zeitpunkt aus wenigen Zellen, die noch nicht ausdifferenziert sind - sich also noch in verschiedene Gewebetypen entwickeln können.

Die Blastozysten wurden in die Gebärmutter von "Leihmüttern" - anderen Kühen - eingepflanzt und ihnen nach rund sechs Wochen wieder entnommen. Erst in diesem schon fortgeschrittenen Stadium entnahmen die Forscher Zellen - aus den sich bereits bildenen Organen der Kuhembryonen.
Herzgewebe und "Mini-Nieren" eingepflanzt
Die Wissenschaftler züchteten daraus kleine Stücke von Herz- und Muskelgewebe sowie "Miniatur-Nieren" und pflanzten dieses Gewebe den Kühen ein, von denen sie die Zellen ursprünglich entnommen hatten.

Nach Angaben der Forscher wurde keines der Gewebe vom "hoch entwickelten Immunsystem der Kühe" abgestoßen. Wie die Forscher schreiben, lasse diese Tatsache hoffen, dass therapeutisches Klonen auch beim Menschen erfolgreich angewandt werden könnte.
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Therapeutisches bzw. somatisches Klonen
Somatisches Klonen: Aus einer Eizelle wird im Labor der Zellkern entfernt und durch den Kern und damit auch das darin enthaltene Erbgut aus der Zelle eines erwachsenen Tiers ersetzt. Die so entstandene Eizelle wird in die Gebärmutter einer Leihmutter übertragen. Das heranwachsende Tier ist weitgehend genetisch identisch mit dem Tier, von dem die Spenderzelle stammt.

Die Grundlagen des Verfahrens haben die "Väter" des Klonschafes Dolly entwickelt: In Dollys Fall stammte die Spenderzelle aus dem Euter eines erwachsenen Schafes. Auch das therapeutische Klonen greift auf diesen methodischen Ansatz zurück, allerdings fungieren die entwickelten Embryonen nur als Zellspender und werden daher nicht großgezogen.
->   Human Genom Project: Cloning Fact Sheet
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Firmeninterner Ethikrat: Niemals beim Menschen
Eine Anwendung der von den US-Forschern angewandten Technik am Menschen ist allerdings unwahrscheinlich - denn die Rechtsgebung der meisten Länder verbietet solche Eingriffe an Embryonen in diesem späten Stadium.

Advanced Cell Technology ist sich der ehtischen Problematik bewusst: Ein firmeninterner Ethikrat nimmt - Kritik antizipierend - Stellung und beurteilt das Verfahren im Tierversuch als vertretbar. Bei Menschen, so der Ethikrat, dürfe dieses Verfahren aber nicht angewendet werden.

Die Hoffnungen der Mediziner weltweit in Bezug auf das therapeutische Klonen sind gleichwohl enorm. Ziel ist es, neues Gewebe zu züchten, das gleichzeitig das Erbgut des Spenders enthält - und daher vom Immunsystem nicht abgestoßen wird.
Stammzellen als "Wunderwaffe"?
Im "Fadenkreuz" der Forscher sind die embryonalen Stammzellen: Aus diesen Vorläuferzellen kann sich noch jedes beliebige Organ oder Gewebe entwickeln, je nachdem, welchen Umwelteinflüssen oder Signalen von Nachbarzellen sie ausgesetzt werden.

Aus ihnen könnten sich - bei genauer Kenntnis der Signale - Nerven-, Muskel- oder Herzzellen bilden lassen, die man dann für die Transplantation verwenden würde. Speziell in der Behandlung von Alzheimer oder Parkinson erhofft man sich wesentliche Fortschritte.

Die Technik stößt allerdings auf Widerstand: Was die Stammzellen so heiß umstritten macht, ist ihr Ursprung - sie werden aus Embryonen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium entnommen, die Embryonen selbst werden dadurch vernichtet.
Unterschiedlichste Regelungen
Die gesetzliche Regelung fällt diesbezüglich in den verschiedenen Ländern recht unterschiedlich aus. In Österreich etwa ist durch das Fortpflanzungsmedizingesetz jeder Eingriff an einer befruchteten Eizelle verboten, der nicht zur Herbeiführung einer Schwangerschaft erforderlich ist.

Österreichisches Fortpflanzungsmedizingesetz

In Großbritannien dagegen ist die Forschung an menschlichen Embryonen innerhalb der ersten 14 Tage zu bestimmten Zwecken erlaubt. Dabei steht das therapeutische Klonen und speziell die Stammzell-Technologie im Mittelpunkt.
Adulte Stammzellen: Ethisch unbedenkliche Alternative
Eine ethisch unbedenkliche Alternative könnten dagegen so genannte adulte Stammzellen - beispielsweise aus dem Gehirn Erwachsener - darstellen. Solche neuronalen Stammzellen sollen ebenfalls ein breites Entwicklungspotential besitzen.

In Tierversuchen konnten bereits erstaunliche Erfolge beobachtet werden. Bei Ratten gelang es etwa, mit neuronalen Stammzellen die Lähmungserscheinungen nach einer Rückenmarksverletzung deutlich zu mindern.
->   Children's Hospital Boston
->   Advanced Cell Technology
->   Mehr zum Thema Klonen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010