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Die weltweite Reise der Luftverschmutzer  
  Auf dem Gipfel des 4.103 Meter hohen Vulkans Mauna Loa auf Hawaii sollte man eigentlich die denkbar sauberste Luft erwarten, abgesehen von gelegentlichen Gasausbrüchen aus dem Krater. Stattdessen messen die zahlreichen Wetter- und Umweltbeobachtungsstationen auf dem Gipfel Partikel von giftigem Arsen, Kupfer und Zink in der Luft. Die Schwebeteilchen stammen aus der Schwerindustrie Ostasiens, besonders Chinas, und sind fünf bis zehn Tage zuvor in die Luft gelangt.  
"Hawaii - ein Vorort von Peking"
Als die Luftverschmutzung auf dem Mauna Loa vor Jahren erstmals festgestellt wurde, waren die Wissenschaftler alarmiert. Heute, nach vielen intensiven Studien, hat sich die Aufregung etwas gelegt.

Mauna Loa

Man weiß inzwischen, dass das Phänomen viele Gegenden betrifft und der Staub, der die großen Städte der Welt heimsucht, fast die ganze Erde verschmutzt. "Dabei kommt heraus, dass Hawaii so etwas wie ein Vorort von Peking ist", erklärt der Atmosphärologe Thomas Cahill von der Universität von Kalifornien.

Die Messungen haben ergeben, dass die vorherrschenden Winde in jedem Frühjahr Staub- und Schmutzpartikel über tausende Kilometer an andere Küsten tragen. Bei der auf der Nordhalbkugel üblichen Westwinddrift gelangen so die Emissionen aus Ostasien nach Hawaii und in die westlichen Vereinigten Staaten, die aus den USA nach Europa etc.
Aerosole verbreiten sich wie Treibhausgase
Zuvor hatten die Wissenschaftler angenommen, dass nur die Treibhausgase wie Kohlendioxid so weit verbreitet werden. Doch verstehen sie allmählich, dass mikroskopisch kleine Partikel anderer Schadstoffe, so genannte Aerosole, eine annähernd weite Verbreitung finden.

Das betrifft in erster Linie Stoffe wie Ruß, Salze, Staub und andere Nebenprodukte der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Vegetation.
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Aerosole
Aerosole sind in der Luft oder anderen Gasen feinst verteilte Schwebstoffe fester oder flüssiger Beschaffenheit, die eine Teilchengröße von 10 hoch -8 bis -4 Zentimeter aufweisen. Feste Schwebstoffe erzeugen Rauch (z. B. Zigarettenrauch), flüssige dagegen Nebel (Spray). Aerosole sind potentiell besonders gefährlich, da sie bis ins Innere der Lunge vordringen und sich in den Bronchiolen und Bronchien anlagern.

Ein ständig zunehmender Gebrauch von Aerosoldosen (Sprühdosen zur feinsten Verteilung von z.B. kosmetischen Produkten mit Hilfe eines Treibmittels) und die damit verbundene Konzentrationszunahme an Treibgasen in der Atmosphäre könnten sich langfristig zerstörend auf die Ozonschicht und damit gefährdend auf das Leben auf der Erde auswirken.
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Einfluss auf Erwärmung, Sterblichkeit und Regen
Obwohl sich das Ganze in einem relativ schmalen Bereich abspiele seien die Auswirkungen dennoch von globaler Tragweite, erklärt der Wissenschaftler V. Ramanathan von der Scripps Institution für Ozeanographie.

Während sie in der Luft schweben, beeinflussen die Aerosole alles von der Erderwärmung über die Sterblichkeitsrate bis zum Regen, der sie dann endlich aus der Atmosphäre wäscht. Die Effekte sind nicht vorhersehbar.
Spuren antiker Kulturen im Grönland-Eis
Lange glaubte die Wissenschaft auch, dass die Aerosole "Tagesreisende" seien und nicht lange in der Atmosphäre bleiben würden. Für viele von ihnen gilt das auch.

Doch seit den 50er Jahren registrieren Wissenschaftler immer öfter Dunstschleier an solchen weit von jeder Schmutzquelle gelegenen Plätzen - wie etwa der Arktis. Das beweist, dass die Aerosole über weit größere Distanzen "reisen" können als früher angenommen.

Dass das Problem alles andere als neu ist, beweisen antike Funde aus dem ewigen Eis Grönlands. In Bohrkernen aus dem grönländischen Inlandseis wurden Emissionen gefunden, die nur von Zinn- und Kupferschmelzen der alten Römer und Griechen sowie anderer antiker Kulturen stammen können.
Nicht nur negative Effekte
Doch der industrielle Dunstschleier hat nicht nur negative Auswirkungen. So profitiert des Pflanzenleben auf Hawaii auch vom Phosphor und Kalzium aus Asien und das für die maritime Nahrungskette wichtige Phytoplankton vor der Küste Alaskas profitiert von den aus Asien herangetragenem Eisenpartikel.

(Andrew Bridges, AP/ red)
 
 
 
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01.01.2010