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IIASA-Studie: Dörfer sterben aus  
  Die ländlichen Regionen sind in der Krise. In jeder dritten ländlichen Gemeinde hat in den vergangenen zehn Jahren die Bevölkerung abgenommen. Das ist nur die Spitze des Eisbergs, sind Wissenschafter überzeugt. Ein großes Forschungsprojekt des IIASA - des International Institute for Applied Systems Analysis -in Laxenburg untersucht, welche Veränderungen uns bevorstehen.  
"Es gibt nur drei Länder in Europa, deren Bevölkerung nicht schrumpft: Island, die Türkei und Albanien. In allen anderen Ländern überaltert die Bevölkerung. In den ländlichen Gebieten ist es besonders krass", sagt Gerhard Heilig, Projektleiter am IIASA in Laxenburg.

Er hat erstmals die Bevölkerungdaten auf EU-Ebene nach Altersgruppen ausgewertet.
Jeder dritte über 65
"Was dabei für ganz Europa herauskommt, ist, dass es in Europa große ländliche Gebiete gibt, in deren die Bevölkerung wesentlich älter ist als im Rest Europas", sagt Gerhard Heilig.

"Es gibt im Süden Frankreichs, im Norden Spaniens Gebiete, wo bis zu 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sind. Auch in Österreich im nördlichen Waldviertel oder in der südlichen Steiermark gibt es Gebiete, wo der Altersdurchschnitt weit höher ist als in anderen Teilen Österreichs", erklärt der Experte.
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Projekte-Sammlung
In diesen Gebieten entstehen deshalb auch nur selten neue Initiativen, die die Gegend attraktiver machen könnten. Regionalforscher Heilig trägt die vielversprechendsten Ideen aus ganz Europa zusammen. Projekte von Technologiezentren, aber auch von einem Projekt in Cornwall zB, wo vergessene Gärten zum Tourismusmagnet ausgebaut wurden. Denn die Bauern werden die Regionen nicht retten können.
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Waldreicher Kontinent
"Es gibt ländliche Gebiete, in denen jeder zweite über 50 ist. Das hat die Folge, dass viele Bauern ihre Höfe nicht mehr weitergeben können. In Teilen Europas haben bis zu 30 Prozent keine Hoferben mehr", meint Heilig vom IIASA.

Durch die Bevölkerungsentwicklung verändert sich auch die Landschaft. "Es wird in 10-15 Jahren in Europa im ländlichen Bereich völlig anders aussehen als heute. Es wird wesentlich mehr verwaldete Gebiete geben- wir werden ein waldreicher Kontinent. Das zeichnet sich schon ab im Norden Europas, in Teilen der Zentralalpen."
Frühindikator
Die ländlichen Gebiete sind für die Forschung deshalb so interessant, weil sie ein Frühindikator sind. In den Regionen kann man das sehen, was sich in 20 Jahren auch in den Städten abzeichnet.

Die Infrastruktur wie Bus, Post und Nahversorgung wird punktuell zusammenbrechen, wenn die Bevölkerung ausdünnt. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Europa in einer historisch einmaligen Situation ist" , resumiert Heilig. "Wir sind zum ersten Mal ein ganzer Kontinent, der seit 30 Jahren beschlossen hat, abzunehmen. Wir verringern uns momentan um 30 Prozent zwischen den Generationen."

Die Forscher versuchen deshalb herauszufinden, was getan werden kann, um den Trend zu stoppen. In zwei Jahren soll es erste Ergebnisse geben.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   International Institute for Applied Systems Analysis
 
 
 
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01.01.2010