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Insulin: Tablette statt Spritze  
  Insulin in Tablettenform statt mit Spritze - das könnte in naher Zukunft für Patienten mit Diabetes vom Typ II Realität werden. Ein Wiener Team von Pharmazeutischen Technologen hat eine neuartige Methode entwickelt, mit der das lebensnotwendige Hormon in Form einer Pille verabreicht werden kann.  
"Mit unserer neuen Wirkstoffträger-Technologie, der so genannten 'Thiomer-Technologie', wird es möglich sein, das Insulin genau dort im Körper in ausreichender Dosis verfügbar zu machen, wo es am schnellsten in den Blutkreislauf aufgenommen wird, nämlich direkt an der Schleimhaut des Dünndarm", sagt Andreas Bernkop-Schnürch vom Wiener Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie.

Zudem gewährleistet das Wirkstoffabgabesystem einen Schutz vor Verdauungsenzymen, damit der Großteil des Hormons nicht aufgespalten und damit unbrauchbar gemacht wird", erläutert Bernkop-Schnürch das vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Forschungsprojekt.
Neues Trägermaterial ermöglicht hohe Wirkungsrate
Dazu macht sich das Team, das zu den international führenden Forschungsgruppen auf diesem Sektor gehört, eine einfache chemische Reaktion zunutze: Das Insulin ist in einem Trägermaterial mit so genannten thiolisierten Polymeren eingebracht.

Dabei handelt es sich um Riesenmoleküle, die Schwefel-Wasserstoff -(also: Thiol-) Gruppen enthalten. "Diese Thiolgruppen gehen mit dem Schwefel der Schleimhaut eine chemische Bindung ein. Das Trägermaterial, die Tablette, 'klebt' direkt an der Schleimhaut und das Insulin kann nahezu ohne Verluste an den Blutkreislauf abgegeben werden", so der Pharmazeut.
Große Wirkung, kleiner Preis
"Damit sind wir weltweit jene Forschungsgruppe, die mit ihrer Technologie die beste Bioverfügbarkeit hat, das heißt der Prozentsatz der Dosis des Insulins, das im Blutkreislauf seine gewünschte Wirkung entfaltet, liegt in einem Bereich, in dem die Anwendung einer derartigen Therapie für den Patienten sinnvoll ist und die Herstellungskosten für die Pharmafirmen im Vergleich zur gängigen Methode nicht explodieren, erläutert Bernkop-Schnürch.
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Noch wird die bereits mehrfach patentierte Wiener Technologie, die auch für andere Anwendungsbereiche wie die Verabreichung von Heparin-Tabletten zur Verhinderung von Embolien oder von Calcitonin-Tabletten zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden kann, im Sommer an Schweinen und Hunden getestet.

Eine potentielle Anwendung am Menschen liegt aber in naher Zukunft: Bis 2008 könnte das Produkt auf dem Markt sein.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazeutik, Uni Wien
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010