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Hormonersatz und Brustkrebs: Ärzte beruhigen  
  Viele Frauen glauben, dass ihr Brustkrebsrisiko durch eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren steigt. Wie Experten am Dienstag übereinstimmend betonten, ist an dieser Meinung allerdings wenig dran.  
"80 Prozent der Studien zeigen keinen Effekt, in zehn Prozent der Studien steigt die Brustkrebsrate, in zehn Prozent sinkt sie", sagte William Creasman von der Medical University of South Carolina (Charleston/USA) auf dem 10. Weltkongress für Menopause in Berlin.

Er bezieht sich auf eine Untersuchung aus Oxford (Großbritannien), für die alle verfügbaren Studien zur Hormonersatztherapie ausgewertet wurden.
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Hormonbehandlung in den Wechseljahren
Mit 50 setzen die Wechseljahre ein. Doch die Hormonproduktion nimmt schon einige Jahre davor ab. Die weiblichen Geschlechtshormone wirken auf vielfältige Weise. Einerseits beeinflussen sie direkt die Zell-DNA. In dieser werden verschiedene Proteine gebildet, etwa Matalloproteasen, Immunbotenstoffe und Adhäsionsmoleküle.

Werden diese bei den Wechseljahren vermindert, entstehen die typischen Beschwerden: Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, trockene Augen und weniger Lust auf Sex. Werden Hormone eingenommen, verschwinden diese Beschwerden meist wieder.
->   Mehr Informationen zu den Wechseljahren
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Angst vor der "Alters-Pille"
Nicht wenige Frauen haben Angst vor der "Alters-Pille". Sie wurden verunsichert durch Meldungen, dass die Hormone die Brustkrebsrate erhöhen können.

Am schlechten Image der Hormonersatztherapie (HRT) seien die Medien schuld, meinte Wilhelm Braendle, Präsident der Deutschen Menopause-Gesellschaft, auf dem von 4.300 Fachleuten besuchten Kongress. Es seien nur die Negativstudien breit publiziert worden.
Überschätztes Risiko
Frauen überschätzten das Brustkrebsrisiko, sagte US-Experte Creasman. Frauen in den USA glaubten, dass 40 Prozent der Frauen an Brustkrebs sterben und 10 Prozent an Herzerkrankungen.

Das Verhältnis sei umgekehrt: Tatsächlich werden 45 Prozent an Herzkrankheiten sterben und nur vier Prozent an Brustkrebs, denn Mammakarzinome sind gut heilbar.

Mit anderen Worten: Eine kleine Verringerung der Herzinfarktrate bei Frauen durch Hormone wiegt in der Gesamtsterblichkeit deutlich schwerer als eine kleine Erhöhung der Brustkrebsrate.
Gezielter therapieren
Gleichwohl sind die Ärzte davon abgekommen, allen Frauen über 45 unterschiedslos die Hormonersatztherapie (HRT) anpreisen zu wollen.

"Die naive Empfehlung wurde zurückgenommen. Jetzt sollen Frauen gezielter therapiert werden", sagte Reinhard Ziegler von der Universität Heidelberg.

In den USA erhalten rund die Hälfte aller Frauen über 45 Jahren irgendwann einmal HRT, in Deutschland seien es nur 30 Prozent. Die meisten Frauen würden Ersatzhormone gezielt gegen Wechseljahrebeschwerden und nur ein Jahr lang einnehmen.
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Östrogentherapie nach Brustkrebs
Frauen scheinen von niedrigst dosierten Östrogenen sogar nach einer Brustkrebstherapie zu profitieren. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 mit 487 Brustkrebspatientinnen belegte, dass 15 Jahre nach der Diagnose 88 Prozent der Frauen mit Hormonersatzgaben, aber nur 63 Prozent der Frauen ohne zusätzliche Hormone die Krebserkrankung überlebten, berichtete Creasman.Bei diesen Frauen galt eine Hormontherapie bislang als tabu, eben wegen des Verdachts, Brustkrebs zu fördern. "Wir können unsere Patientinnen beruhigen", sagte er.
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Hormone als Vorbeugung gegen Alterserkrankungen
Ersatzhormone haben nicht nur bei den typischen Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen und Schlafstörungen positive Wirkungen.

Sie scheinen auch einen deutlichen Schutz vor Osteoporose (Knochenschwund) und einen leichten vor Herzerkrankungen und Darmkrebs zu bieten.

"Eine Hormonersatztherapie sollte die erste Vorbeugung gegen Alterserkrankungen sein", fasste Kongresspräsident Hermann Schneider (Universität Münster) die Ergebnisse zusammen.

(Gerald Mackenthun, dpa/ red)
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01.01.2010