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Groß oder klein: Schwarze Löcher ähneln sich  
  Große schwarze Löcher sind offenbar durch ähnliche Merkmale wie ihre kleineren Ausgaben gekennzeichnet. Das berichten Forscher der Boston University of Massachusetts im Fachmagazin "Nature".  
Die supermassiven schwarzen Löcher im Zentrum von aktiven Galaxien sind demnach ähnlich den bisher erforschten kleinen schwarzen Löchern, so genannten "Mikroquasaren", von einer Scheibe aus extrem heißen Gas umgeben und haben ein ähnliches Emissionsspektrum.
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"Observational evidence for the accretion-disk origin"
Der Artikel "Observational evidence for the accretion-disk origin for a radio jet in an active galaxy" ist erschienen in "Nature", Bd. 417, Seiten 625 - 627, vom 6. Juni 2002.
->   Der Originaltext (kostenpflichtig)
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Galaxie 3C 120 stand Modell
In einem dreijährigen Projekt von 1998 bis 2001 untersuchte das Team um Alan Marscher, Astronom am Institute for Astrophysical Research, die Funktionsweise einer aktiven Galaxie am Beispiel der 450 Lichtjahre entfernten Galaxie "3C 120".

Das sich im Zentrum der Modellgalaxie befindliche supermassive schwarze Loch ist - wie seine "kleinen" Verwandten - von einer Scheibe, im Fachjargon Akkretionsscheibe genannt, umgeben. Die Strahlen, die die Galaxie aussendet, werden durch diese Scheibe und das ihr innewohnende Material gespeist.
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Schwarze Löcher
Schwarze Löcher sind Objekte enormer Dichte. Sie saugen jegliche Art von Materie und elektromagnetischer Strahlung auf. Unterhalb einer bestimmten Grenze - dem so genannten Schwarzschild Radius - wird jede Masse zu einem schwarzen Loch. Würde die Sonne beispielsweise auf einen Radius von drei Kilometern zusammengepresst, oder die Erde auf ganze neun Millimeter komprimiert, dann entständen so schwarze Löcher.

Um das Loch kreisen Atome, deren Geschwindigkeit mit der Nähe zum Lochzentrum zunimmt. Kurz bevor sie aufgesogen werden, erreichen sie beinahe Lichtgeschwindigkeit. Als Folge dieses Vorganges entsteht große Hitze und die Atome emittieren hochenergetische Strahlung wie z.B.: Röntgenstrahlen, die ein Indiz schwarzer Löcher sind.

Man unterscheidet zwei Typen von schwarzen Löchern: Stellare Löcher, die im Zuge der Sternentwicklung aus einzelnen kleinen Sternen entstehen und nur wenige Sonnenmassen wiegen, sowie supermassereiche Löcher, die sich in Zentren von Galaxien befinden und Millionen bis Milliarden Sonnenmassen schwer sind.
->   Mehr Informationen zu schwarzen Löchern
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Ähnliches Phänomen wie Mikroquasare
Den Wissenschaftern gelang es, bei dem großen schwarzen Loch der Galaxie viermal ein bei Mikroquasaren festgestelltes Phänomen zu beobachten.

Die Röntgenstrahlenemission der Scheibe wird schwächer. Der innere Teil der Scheibe verliert an Stabilität und wird vom schwarzen Loch eingesogen. Während das heiße Gas der Scheibe entweicht, wird ein Absinken der ausgesendeten Röntgenstrahlung gemessen.
Emission von Radiowellen nimmt zu
Nur ein Teil des Scheibeninneren wird allerdings vom schwarzen Loch aufgenommen. Das restliche heiße Material gelangt durch elektromagnetische Kräfte in die Strahlung, die vom Zentrum der Galaxie ausgeht und wird mit dieser abgegeben. Messbar wird dieser Vorgang durch eine erhöhte Emission von Radiowellen.

Aufgrund dieser Studie, die den supermassereichen schwarzen Löchern einen den stellaren Löchern ähnlichen Aufbau nachweist, glauben die Wissenschafter nun, auch weitere Erkenntnisse der kleinen Löcher auf die großen übertragen zu können.
->   Institute for Astrophysical Research der Boston University
Mehr zum Thema schwarze Löcher in science.ORF.at:
->   Auf der Suche nach Schwarzen Löchern und Zusatzdimensionen
->   Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße
->   "Doppelsternsystem": Stern und schwarzes Loch umkreisen einander
 
 
 
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01.01.2010