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Schnelle Kühlung verhindert Tod von Unfallopfern  
  Eine schnelle Abkühlung von Herz und Gehirn auf bis zu acht Grad könnte künftig Unfallopfer, die wegen massiven Blutverlustes einen Herzstillstand erleiden, vor dem sicheren Tod retten. Dieses Therapiekonzept wird derzeit an Hunden getestet.  
In ein bis zwei Jahren könnte diese Therapie auch in Österreich am Menschen angewendet werden. Dies erklärt Wilhelm Behringer vom AKH Wien, der an der Entwicklung des Konzepts mitgewirkt hat gegenüber der APA.

Dann soll diese Technik an Patienten angewendet werden, die einen nicht-traumatischen Herzstillstand - also einen plötzlichen Herztod - erlitten haben.
Großer Blutverlust behindert Wiederbelebungsversuche
Eine große Blutung führe erfahrungsgemäß sehr rasch zu einem Herzstillstand, wo normale Wiederbelebungsversuche - wie etwa Herzdruckmassage - nicht mehr erfolgreich durchgeführt werden können.

Wie Behringer bei seinem Vortrag im Rahmen des 34. Intensivmediziner-Kongresses in Innsbruck erklärt, ist dies darauf zurückzuführen, dass im Körper einfach nicht mehr genug Blut vorhanden ist, um das Gehirn mit Sauerstoff versorgen zu können.
Entscheidende fünf Minuten
Ein fünfminütiger Stillstand der Durchblutung führe bereits zu einer irreversiblen Gehirnschädigung. Aus diesem Grund ist es notwendig, einen Weg zu finden, mit dem der Organismus innerhalb dieser alles entscheidenden fünf Minuten konserviert werden kann, um die Zeit für den Transport ins Krankenhaus zu überbrücken.

Nach einer erfolgreichen Blutstillung während des Herzstillstandes werde die Wiederbelebung des Unfallopfers eingeleitet.
Acht Grad Körpertemperatur
Bei den Tierversuchen wurde den Hunden in den ersten Minuten nach dem Herzstillstand mit Hilfe eines Ballonkatheters ein Schwall eisgekühlter Kochsalzlösung in die Hauptschlagader appliziert.

Binnen kürzester Zeit wurde sowohl das Gehirn als auch das Herz auf acht Grad abgekühlt. Unter dem konservierenden Schutz der Kühlung beließen die Forscher die Tiere bis zu zwei Stunden im toten Zustand, um die Zeit des Transportes und der blutstillenden Operation zu simulieren.
Nach drei Tagen wieder wohlauf
Darauf folgte die Wiederbelebung mittels Herz-Lungen-Maschine und eine langsame Aufwärmung des Körpers. Die Hunde waren drei Tage nach dem Experiment wieder wohlauf, ihre kognitiven Funktionen waren intakt.
Eine neue Behandlungsära
In etwa 50 Prozent der plötzlichen Herztod-Fälle könne trotz Ausschöpfung aller herkömmlichen Wiederbelebungsmaßnahmen kein Kreislauf mehr hergestellt werden.

Das neue Therapiekonzept könnte "möglicherweise eine neue Ära" in der Behandlung dieser Fälle einleiten, zeigte sich der Mediziner zuversichtlich. Dafür seien aber zuvor noch weitere Tierversuche notwendig, fügte Behringer hinzu.
->   34. Intensivmediziner-Kongresses in Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010