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Erdbeben in Tibet riss 400 Kilometer langen Spalt  
  Das Erdbeben in Tibet vom vergangenen November hat die Erde über eine Länge von knapp 400 Kilometern aufgerissen. Gleichzeitig trat eine tektonische Verschiebung entlang der aktiven Kunlun-Falte im Norden Tibets bis zu 16,3 Metern auf.  
Das haben japanische und chinesische Forscher bei Messungen festgestellt. Beide Daten gehören zu den extremsten, die bisher von einem seismischen Brennpunkt der Erde bekannt wurden, schreiben sie im Wissenschaftsjournal "Science".
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Der Artikel "Co-Seismic Strike-Slip and Rupture Length Produced by the 2001 Ms 8.1 Central Kunlun Earthquake " ist erschienen im Science Bd.296, Nr. 5575, S. 2015-2017 (14. Juni 2002).
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Tibet nach Osten gedrängt
Die Messungen bestätigen ihren Angaben nach, dass die Kunlun-Falte die Kollision zwischen der indischen Platte und der eurasischen Platte auszugleichen versucht.

Durch den Prozess werde Tibet jährlich um einige Millimeter in östliche Richtung abgedrängt, schreibt das Team um Aiming Lin vom Institut für Geowissenschaften der Universität von Shizuoka in Japan.

"Die Kunlun-Falte absorbiert einen erheblichen Teil der Auswirkungen durch die gegenwärtige Annäherung von indischer und eurasischer Platte, indem sie dem tibetanischen Plateau erlaubt auszuweichen", heißt es in dem Artikel.
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14. November 2001: Beben mit 8,1 in Tibet
Das Beben hatte sich am 14. November 2001 in Zentral-Kundun mit einer Stärke von 8,1 auf der Richter-Skala (R) ereignet. Die Verschiebung wurde auf der östlichen Seite der Falte anhand markanter Punkte wie Moränen, Straßen, Wasserläufen und Terrassen ermittelt, erläutern die Forscher. Die westliche Seite liege in einer Region mit Gletschern und Sümpfen sowie dem 6860 Meter hohen Buka Daban und sei nur schwer zugänglich.
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"Historische" Beben sorgten für Verschiebungen
Zwei "historische Beben" im 20. Jahrhundert hätten dem tektonischen Druck in Tibet bereits "Luft gegeben", heißt es in "Science".

Das erste im Jahr 1937 mit einer Stärke von 7,5 R am Tuosho-See habe die Erde auf 300 Kilometer Länge aufgerissen und eine Verschiebung von sechs Metern produziert.

Das zweite trat 1997 mit einer Stärke von 7,6 R in Manyi auf und riss eine 170 Kilometer lange Spalte. Dabei sei eine Verschiebung von sieben Metern gemessen worden.
Weitere Beben zu erwarten
Mit noch stärkeren Beben in dieser Region sei alle 800 bis 1000 Jahre zu rechnen, schreiben Lin und Kollegen. Darüber hinaus bewege sich der tibetanische Norden jährlich um acht Millimeter in Richtung Ost-Nordost und der Süden von Zentral-Tibet um 20 bis 22 Millimeter.
->   Mehr zum Thema Erdbeben in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010