News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Neue Leitlinien in der Gynäkologie  
  Die österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG) bietet Frauen erstmals die Möglichkeit, zu kontrollieren, ob ihr/e behandelnde/r Gynäkologe/in moderne Standards in der Vorsorge, Diagnose und Behandlung erfüllt.  
Transparenz in der Behandlung
"In der Gynäkologie", so der Präsident der ÖGGG Norbert Pateisky, "häufen sich - ob zu unrecht oder nicht - die gerichtlichen Verfahren, in denen Frauen mit ihrem Anwälten gegen tatsächliche oder vermeintliche Behandlungsfehler vorgehen."

"Der Schritt in die Offensive mit einem Maximum an Transparenz stellt daher einen dringend notwendigen Schritt weg von ärztlicher Geheimniskrämerei und hin zu einem offenen und klientelgerechten Kommunikationsstil dar", meint der Mediziner.
Daher sind die neu erschienen Leitlinien in der Gynäkologie nicht nur Ärzten, sondern öffentlich im Internet zugänglich.
->   Die Leitlinien in der Gynäkologie
...
Was versteht man unter Leitlinien?
Leitlinien sind systematisch entwickelte Darstellungen und Empfehlungen mit dem Ziel Ärzte und PatientenInnen bei der Entscheidung von zweckdienlichen Maßnahmen der Krankenvorsorge (Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge) zu unterstützen. Sie sollen dem aktuellen Stand des Wissens, also Expertenwissen und Ergebnissen von kontrollierten klinischen Studien zum Zeitpunkt der Veröffentlichung entsprechen.
...
Medizinische Information aus dem Internet
Diese neuen gynäkologischen Leitlinien sollen sicher stellen, dass einerseits in ganz Österreich die gleichen Standards gelten und auch angewendet werden, andererseits ist damit gewährleistet, dass jede Patientin nach neuesten wissenschaftlichem Stand behandelt wird.

"Die Wissensexplosion auf allen Gebieten der Medizin macht es jedem von uns immer schwieriger, die notwendigen Kenntnisse auf dem Laufenden zu halten. Neben Zeitschriften und Tagungen sind jetzt auch die elektronischen Informationsmedien zu unentbehrlichen Quellen der aktuellen Wissensvermittlung geworden. Seit einigen Jahren bemüht sich die ÖGGG, auch hier ihren Teil beizutragen", erklärt Pateisky.
Frauen sind kritischer als früher...
"Das Selbstverständnis vieler Frauen hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert", so Eva Thurner, Ärztin für Allgemeinmedizin vom Frauenzentrum Trotula.

Selbstsicherheit und kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper aber auch den verordneten Behandlungen verdrängen immer mehr das bedingungslose Vertrauen in das Tun und Handeln eines Arztes.
...aber noch nicht vollkommen sicher
Jedoch belasten Krankheiten den Menschen so sehr, dass ärztliche Aussagen und Tätigkeiten für die Betroffenen kaum hinterfragbar und schwer zu beurteilen sind.

"Obwohl Frauen in den letzten Jahren ein hohes Vorsorgebewusstsein an den Tag legen, bestehen in bestimmten Situationen dennoch Unsicherheiten", so Norbert Pateisky.
...
Häufige Unsicherheiten
Viele Frauen sind sich nach wie vor nicht sicher, wie häufig Krebsvorsorgeuntersuchungen stattfinden sollen und ob sie das Recht auf einen Befund haben oder nicht. Immer wieder stellen Frauen die Notwendigkeit einer Brustentfernung nach der Operation in Frage und fühlen sich unnötiger Weise verstümmelt.
Auch hier sollen die veröffentlichten Leitlinien für Klarheit sorgen.
...
Wer profitiert?
"Etwa 80 Prozent der Patientinnen können nach diesen Leitlinien behandelt werden", so Pateisky.

Bei diesen Patientinnen könne sich der Gynäkologe ausführliche Erklärungen meist ersparen, da Patientinnen oftmals überraschend gut informiert sind. Umso mehr Aufklärungsarbeit muss der behandelnde Arzt bei den restlichen 20 Prozent leisten.

Außerdem sei der Arzt gezwungen sich noch einmal genau mit der Diagnose und der Behandlung der Patientin auseinander zu setzen.
Einheitliche Standards in ganz Österreich
Bei Österreichweiten Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass es bei der Behandlung einzelner Erkrankungen in den Bundesländern deutliche Unterschiede gibt.

"Das heißt aber nicht grundsätzlich, dass etwa in Klagenfurt eine Patientin besser behandelt wird, als z.B. in Bregenz", erklärt Pateisky, "jedoch sollte in jedem Bundesland darauf geachtet werden, primär jene Methode zu wählen, die für die Patientin am besten geeignet ist. Gibt es zwei gleichwertige, ist die billigere zu wählen."
Soziale Verhältnisse bei Behandlung berücksichtigen
Darüber hinaus sollen auch soziale Verhältnisse bei der Wahl der Behandlung berücksichtigt werden.

Denn eine Landwirtin, die ständig unter Gebärmutter-Beschwerden leidet und 50 Kilometer zum nächsten Arzt fahren muss, wird sich vielleicht für eine andere Therapie entscheiden, als eine Betroffene in einer Großstadt, die mehrere Anlaufstellen in unmittelbarer Nähe vorfindet.

Martina Weigl, Ö1-Radiodoktor
...
Mehr zum Thema "Neue Leitlinien in der Gynäkologie" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 17.6.2002 um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
->   Ö1
...
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010