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Höchststand der Sonne: Sommerbeginn am 21. Juni  
  Am Freitag ist es wieder so weit: Die Sonne erreicht am 21. Juni den höchsten Punkt ihrer Jahresbahn und der Sommer hält Einzug - zumindest am Sternenhimmel. In unseren Breiten erleben wir den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres.  
Exakt um 15.24 Uhr MESZ bzw. um 14.24 Uhr MEZ erreichte unser Zentralgestirn bei seinem scheinbaren jährlichen Lauf an der Himmelskugel seinen höchsten Punkt.
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Isolierwirkung der Erde hält Hitze zurück
Tatsächlich setzt trotz offiziellen Sommerbeginns in den nördlichen Breiten das wirklich heiße Wetter meist erst einige Wochen danach ein. Diese Verzögerung hat ihre Ursache in der Isolierwirkung der Erdoberfläche, die auch dann noch die Kälte des Winters festhält, wenn die Sonnenwärme schon zugenommen hat.
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Die Sonne "steht still"
Zu Sommerbeginn scheint es, dass die Sonne stillsteht. Drei oder vier Tage um den 21. Juni geht ihre Scheibe an fast den selben Stellen des Horizonts auf und unter, wie ein Pendel, das am Endpunkt seiner Schwingung zum Stillstand kommt.

Auch am abendlichen Fixsternhimmel wird im Juni die Umstellung zum Sommerhimmel allmählich bemerkbar. Die Wintersternbilder sind fast allesamt von der Himmelsbühne abgetreten.
Der Große Wagen: Steil über unseren Köpfen
Das Frühlingsdreieck mit den hellen Sternen Arktur im Bootes, Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau hat sich nach Westen verschoben.

Im Osten ist dagegen das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler aufgegangen. Immer noch steil über unseren Köpfen steht der Große Wagen.
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"Wendekreis des Krebses"
Der "Sommerpunkt" liegt im Sternbild Stier an der Grenze zu den Zwillingen. Er markiert den Beginn des Tierkreiszeichens Krebs, weshalb man vom "Wendekreis des Krebses" spricht. Bereits um 19 Uhr am 21. wechselt die Sonne aus dem Sternbild Stier in das der Zwillinge.
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"Sagenhaftes" am Sternhimmel
Knapp neben dem Sternbild Bootes in der Nähe des hellen, orange roten Arktur fällt ein kleiner, aber einprägsamer Sternenhalbkreis auf. Er markiert die Nördliche Krone.

Der etwas hellere Stern in diesem Halbrund an fast gleich hellen Sternen heißt Gemma und soll den funkelnden Edelstein im Goldgeschmeide der Krone darstellen.

75 Lichtjahre trennen uns von Gemma. Die klassische Sage erzählt, dass die Krone einst dem kretischen Helden Theseus von der Meeresgöttin Amphitrite geschenkt wurde.
Sonnwendfeuer in ganz Österreich
Warm und trocken wäre am Freitag auch das ideale Wetter für die zahlreichen Sonnwendfeuer. Mit diesem Spektakel wird heuer wieder in ganz Österreich traditionell der Sommerbeginn gefeiert.

Zur Sommersonnenwende lodern im alpinen Raum und in weiten Teilen Europas diese Brände. Die Zeit um den astronomisch längsten Tag im Jahr ist Schwerpunkt des Feuerbrauchs, der über die Jahrhunderte eine bewegte Geschichte hat und auch heute noch weit verbreitet ist.
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Schutz und Reinigung
Volkskundlern zufolge ist das Feuer einer der wichtigsten Mittel des Brauchtums überhaupt. Feuer und Rauch haben eine schützende und reinigende Bedeutung, die Flamme gilt als "Lebenslicht". Klassische Deutungen sprechen von Solar-, Not- und Reinigungsfeuern.

In der Zeit vor und vor allem im Dritten Reich wurde mit dem Sonnwendfeuer viel Missbrauch getrieben - es wurde höchstes Kultfest des altgermanischen Sonnenmythos. Dass Sonnenkulte Grundpfeiler fast jeder alten Religion waren, wurde dabei völlig verdrängt.
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"Verbotene heidnische Lustbarkeiten"
Um das Sonnwendfeuer rankt sich viel aus der Abteilung "Volks- und Aberglauben", weshalb ein Chronist bereits zur Zeit Maria Theresias von "verbotenen heidnischen Lustbarkeiten" sprach.

Spektakulär sind Puppenverbrennungen: Hänsel und Gretel, der Peterl oder einfach Hexen gehen in Flammen auf. In der Zeit der Gegenreformation wurde aus Hänsel und Gretel "der Luther und seine Kathl" - eine in Tirol bis 1913 überlieferte Ausformung des Brauches.
Erste Belege aus dem Mittelalter
Auch wenn die Ursprünge des Feuerbrauchtums weit in die Antike weisen, datieren die ersten offiziellen Belege aus dem Mittelalter.

In Lorch brannte 1090 das Benediktinerkloster nach einer "Panne" beim Sonnwendfeuer ab, der älteste österreichische Beleg stammt aus der Predigtsammlung in Rottenann (Steiermark) aus den Jahren 1422/23.
Einschränkungen und Verbote
Die meisten Mitteilungen gibt es durch die unzähligen Versuche der Obrigkeit, den Brauch zu beschränken oder ganz zu verbieten. Unter kirchlichem Einfluss wurde das "Johannisfeuer" (Johannes der Täufers) am 24. Juni und das "Peterlfeuer" am 29. Juni als Alternativtermine mit christlicher Sinngebung forciert.

In Tirol wurde das Sonnwendfeuer durch das Herz-Jesu-Feuer ersetzt, das an die Befreiungskriege gegen Napoleon erinnern soll.
Mehr zu diesem Thema im Internet:
->   Einführung in die sphärische Astronomie
->   Sonne, Mond und Sterne 2002 - eine astronomische Jahresvorschau
->   Das Wiener Institut für Volkskunde zu Feuerbräuchen
 
 
 
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01.01.2010