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DNA-Analyse soll Mord an Schweden-König klären  
  Fast 300 Jahre nach dem mysteriösen Mord an Schwedens berühmtestem König, Karl XII., deuten Erbgut-Analysen darauf hin, dass der Regent von einem zur Gewehrkugel umfunktionierten Knopf seiner eigenen Uniform getroffen wurde.  
Wie die Chefin des Historischen Museums in Varberg, Christina Andersson-Wiking, am Montag bestätigte, ergaben genetische Analysen an dem Bleiknopf und an einem vom König in der Mordnacht des 30. November 1718 getragenen blutgetränkten Handschuh identische genetische Profile.
Doch ein Schwede als Mörder?
Damit wird auch die Hypothese gestärkt, dass der Attentäter einer der eigenen Offiziere gewesen sein müsse. In der schwedischen Geschichtsschreibung wurde dagegen bisher überliefert, dass der Attentäter ein Norweger war.
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Letzter Regent in der Großmacht-Ära
Karl XII. war der letzte Regent in der Großmacht-Ära der Schweden, führte ständig und zeitweilig mit verblüffendem Erfolg Krieg gegen immer neue Feinde, präsentierte sich seinen Untertanen als erster Regent ohne Perücke und inspirierte den französischen Schriftsteller Voltaire zu einem eigenen Werk über ihn.

Zu Lebzeiten des Königs allerdings wurde Schwedens Bevölkerung nach heutiger Meinung der Geschichtsschreiber der dauernden Kriege ihres Königs immer überdrüssiger.
->   Kurzer Abriss zur Regierungszeit Karl XII.
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Aberglaube: Der Knopf als Waffe
Dass Karl XII. nach mehreren Anschlägen als "unverwundbar" durch fremde Kugeln oder andere Waffen galt, erklärt vielleicht die seltsam anmutende Verwendung eines Knopfes.

Ein eigener Offizier könnte sich den Knopf von einer Uniform des Königs angeeignet und in den Lauf seines Gewehrs gesteckt haben, weil dem König einem weit verbreiteten Aberglauben zufolge nur durch "Eigenes" beizukommen war.
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Knopf bei Historikern bisher umstritten
Der tödliche Kopfschuss aus dem Hinterhalt traf den Regenten nachts bei der Inspizierung eines Schützengrabens im feindlichen Norwegen. Bisher war unter Historikern umstritten, ob der kurz nach dem Attentat von einem ängstlichen Soldaten zeitweilig versteckte Knopf tatsächlich aus dem Gewehr des nie gefundenen Mörders abgefeuert wurde.
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Keine absolute Sicherheit ...
"Es ist eigentlich sehr schön, dass dieses Forschungsergebnis einen weit verbreiteten Mythos erhärtet", meint Andersson-Wiking, deren Museum südlich von Göteborg den Knopf ausstellt.

Allerdings schränkt die für die DNA-Analyse zuständige Genetikerin Marie Allen von der Universität Uppsala ein, dass die identischen Profile keine absolute Sicherheit über die Identität ihrer beiden Träger geben: "Die gefundenen DNA-Profile sind ziemlich normale, die es bei etwa einem Prozent der Bevölkerung gibt."
"Spannende soziale Aussagen"
Museumschefin Andersson-Wiking findet die sozialen Aussagen der neuen Forschungsergebnisse spannend: "Sie passen dazu, dass die Schweden einschließlich der Soldaten es leid waren, von Karl für dessen Kriegsziele ausgeplündert zu werden."

Als Genetikerin sieht Marie Allen anderen Grund zur Freude: "Ich bin sehr begeistert, dass die DNA-Analyse so lange zurück erfolgreich gewesen ist."

(Thomas Borchert, dpa)
->   Länsmuseet Varberg
 
 
 
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01.01.2010