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Telomer-Manipulation: Ewige Jugend oder Krebstod  
  Theoretisch wären Forscher in der Lage, den Menschen "unsterblich" zu machen - durch Manipulation der so genannten Telomere. Der Haken an der Sache: Das Risiko einer Krebserkrankung steigt damit enorm.  
Warum können Galapagos-Schildkröten 180 Jahre alt werden, Menschen aber nur 100? Die Anwort der Wissenschaft: Telomere. Das sind die Enden der 46 Chromosomen des Menschen. Sie bilden die "Hardware" der Lebens-Stoppuhr. Je kürzer die Telomere sind, desto schneller läuft diese Stoppuhr ab.
"Unsterblichkeit" theoretisch möglich
Bis zum 30. Lebensjahr sind die Telomere am längsten, ab dem 65. Lebensjahr werden sie immer kürzer. Wissenschaftler können die Telomere verlängern und die Menschen theoretisch unsterblich machen.

Aber die ewige Jugend hat einen Pferdefuß: Man wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Krebs bekommen - eine deutsche Studie beweist das. Bei Mäusen wurden die Telomere verlängert, die Tiere waren lange sehr jung. Allerdings sind alle Mäuse an Brustkrebs erkrankt.
Jugend = Zellteilung
Jung ist man, solange sich die Zellen teilen - und das machen die Telomere. Bei jeder Zellteiling aber verkürzen sich die Telomere. Am Ende findet keine Teilung mehr statt und man stirbt.

Man kann dieses System aber austricksen. Die Wissenschaftler haben das von den männlichen Spermienzellen abgeschaut. Die Telomere der Spermien verkürzen sich im Laufe des Lebens nicht, weil sie einen Enzymkomplex eingebaut haben, der die Enden der Chromosomen aufrechterhält: die Telomerase.
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Telomere und Telomerase
Vor jeder Zellteilung muss die DNA verdoppelt werden, um eine Kopie auf jede Tochterzelle aufteilen zu können. Dabei wird sie an den Enden der Chromosomen jeweils um ein Stückchen kürzer. Damit es dadurch nicht zu einem Informationsverlust kommt, kommt eine kurze DNA-Sequenz an den Chromosomen-Enden vielfach wiederholt vor.

Diese Telomere werden in regelmäßigen Abständen durch das Enzym Telomerase wieder verlängert. Der Alterungsprozess könnte unter anderem mit einem Nachlassen der Telomerase-Aktivität im Lauf des Lebens zu tun haben.
->   Mehr Information zu Telomeren
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Telomerase auch bei Krebszellen
Diese Enzyme verlängern die Telomere ständig, damit auch ein 70-jähriger Mann noch gesunde Kinder zeugen kann. Der Vorgang ist einfach: Es werden ständig neue Sequenzen am Ende der Chromosomen dazu kopiert.

Doch auch ander Zellen besitzen diese Eigenschaft: die Krebszellen. Die Telomerase kann bei ihnen jederzeit eingeschaltet werden, deshalb sind Krebszellen unsterblich.
Die Uhr läuft bei jedem anders
Die Länge der Telomere stellt sich während der Jugend ein. Je nach genetischer Veranlagung sind die Telomere bei jedem Menschen unterschiedlich lang. Manche beginnen ihr Erwachsenenalter mit relativ kurzen Telomeren, manche mit langen.

Wie groß der Einfluss der Umwelt und des Lebensstils auf die Länge der Telomere ist, ist wissenschaftlich allerdings noch nicht erforscht. Die Telomere bilden sich ab dem ersten Lebensjahr.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010