News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben 
 
FAME: Fische als Indikatoren für die Wasserqualität  
  Die ökologische Situation von Fließgewässern lässt sich nicht nur mittels chemisch-physikalischer Parameter bewerten. Für das EU-Projekt FAME unter der Leitung von Forschern der Universität für Bodenkultur in Wien werden erstmals Fische als Bewertungsindikatoren für die Gewässergüte herangezogen. Nun haben die Wissenschaftler eine Datenbank mit Informationen zu 2.700 Flüssen und 8.500 Probestellen erstellt.  
Fische bilden das Endglied einer Nahrungskette, sind mobile Organismen, größer als etwa Algen und haben distinkte Ansprüche an Nahrung und Umfeld (z. B. Strömung oder stehende Flussabschnitte).

Daher lassen sich nach den in einem Fluss vorhandenen Fischarten, ihrer Populationsgröße wie dem Altersaufbau komplexere Aussagen zur Gewässerqualität treffen.
FAME: Infos zu Tausenden Flüssen und Probestellen
Für das FAME-Projekt des 5. EU-Rahmenprogramms, das unter der Leitung des Instituts für Wasservorsorge, Gewässerökologie und Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur zusammen mit elf Partnerländern durchgeführt wird und erstmals Fische als Bewertungsindikatoren für die Gewässergüte heranzieht, wurde nun eine Datenbank mit Daten zu 2.700 Flüssen und Informationen zu 8.500 Probestellen erstellt.
->   Weitere Informationen zum FAME-Projekt in boku.ac.at
...
Hintergrund: EU-Wasserrahmenrichtlinie
Die Wasserrahmenrichtlinie schreibt den EU-Mitgliedsstaaten gesetzlich vor, eine fischbezogene Bewertungsmethode für den ökologischen Zustand europäischer Fließgewässer zu implementieren, um ein kohärentes Monitoring des ökologischen Status von Flüssen zu garantieren. Voraussetzung dafür ist eine europaweit angewandte Untersuchungsmethode, die auf einem europäischen Datensatz basiert.

Für die Entwicklung einer solchen Methode wurden im Rahmen des Projekts FAME (Development, Evaluation and Implementation of a Standardised Fishbased Assessment Method for the Ecological Status of European Rivers), das seit Jänner 2002 bis November 2004 läuft, Freilandaufnahmen von Befischungen aus 17 Ökoregionen - d.h. Regionen mit gleicher Landschaftscharakteristik, Vegetation und Fauna - in einer Datenbank gesammelt.
->   Die EU-Wasserrahmenrichtlinie
...
Umfassendster aquatischer Datensatz
Mit insgesamt 140 Parametern wird jede Probestelle beschrieben: also Seehöhe, Gewässergröße, Wassertemperatur, Abfluss, Veränderungen durch menschliche Eingriffe, sowie die Umlandnutzung (städtisches Siedlungsgebiet, Auwald). Die vorkommenden Fischarten werden aufgezeichnet und alle Fische gezählt und gemessen.

Die jetzt fertiggestellte zentrale Datenbank ist der umfassendste aquatische ökologische Datensatz in Europa. Ende des Jahres soll die neue Bewertungsmethode im Rohentwurf vorliegen.
Fünfstufiges Referenzschema
Der methodische Ansatz basiert im ersten Teil auf einer Gewässerklassifizierung in den Ökoregionen. Für die Gewässertypen wird mit Hilfe der Datenbank ein fünfstufiges Referenzschema entwickelt (z. B. "sehr gut" = so und so viele Fischarten etc.). Darauf folgt die Erprobung im Freiland.

Grundlage der Bewertung ist die Abweichung vom Referenzzustand, die an bestimmten Merkmalen der Fischfauna, der Artenzahl oder dem Vorkommen ganz bestimmter Fischarten ablesbar ist.
Alle europäischen Gewässer: Bis 2015 "guter Zustand"

Der Lech gilt allgemein als "letzter Wildfluss" der Alpen.
Ziel ist die regelmäßige Überprüfung des ökologischen Zustands von Flüssen im Abstand von drei Jahren.

Entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie, in der jedes Gewässer eingestuft und beschrieben ist, müssen bis 2015 alle europäischen Gewässer zumindest den "guten Zustand" erreichen.

Dieser weicht vom Referenzzustand, dem "sehr guten" ökologischen Zustand, i.e. der naturbelassene Zustand eines Fließgewässers, nur geringfügig ab. Ist ein Gewässer als erheblich (künstlich) verändert klassifiziert, dann muss es bis zu dem gesetzten Zeitpunkt ein gutes ökologisches Potential erreichen.
Österreich: Vier Prozent der Fließgewässer "ganz natürlich"

Für Österreich zeigen die Analysen, dass vier Prozent der Fließgewässer der Stufe eins, also dem "ganz natürlichen" Zustand entsprechen. Einige Flüsse weisen mit Stufe vier bzw. fünf einen erheblich beeinträchtigten Zustand auf.

Infolge der Fischereiwirtschaft erfolgt in vielen Gewässern der Fischbesatz mit nicht typischen, standortfremden Arten. Für die Bewertung des Referenzzustandes werden nur autochthone Arten herangezogen.

Silvia Anner
->   FAME
->   BOKU Abteilung für Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft und Aquakultur
->   www.innovatives-oesterreich.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010