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Tagung: Zukunft der Geisteswissenschaften  
  Sind die Geisteswissenschaften zu sperrig, unrentabel, gar überflüssig? Eine Tagung in Berlin diskutierte ihre Rolle und Funktion heute - und stellte die Frage nach etwaigen "Schlüsselthemen".  
Keine unmittelbar verwertbaren Ergebnisse
An den geisteswissenschaftlichen Fakultäten regiert der Rotstift. Lehrstühle werden nicht nachbesetzt und die Bibliotheken - als zentrale Institutionen der Forschung - verlieren immer mehr an Bedeutung. Sigrid Weigel, Leiterin des Zentrums für Literaturforschung in Berlin, zeichnete im ORF-Radio-Interview ein düsteres Bild.

Die technologischen und naturwissenschaftlichen Forschritte, sagte sie, hätten die Rolle der Geisteswissenschaften geschmälert, weil sie nicht mit unmittelbar verwertbaren Ergebnissen ihrer Arbeit aufwarten können.
Naturwissenschaften: Nimbus praktischer Effizienz
"Die Naturwissenschaften sind sozusagen ausgestattet mit diesem Nimbus der praktischen Effizienz. Das zu befragen, wäre natürlich auch eine gesellschaftliche Notwendigkeit, an der sich Geisteswissenschaftler beteiligen könnten," so Weigel.
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Das Zentrum für Literaturforschung Berlin und die VolkswagenStiftung veranstalteten am 24. und 25. Oktober in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Tagung zu "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften".
->   Mehr über das Programm (VolkswagenStiftung)
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Mut zur Offensive, mit sozialen, ethischen ...
Die Geisteswissenschaftler müssten sich der Herausforderung stellen und offensiver agieren. Sie seien eine kritische Instanz, die sich mit aktuellen Problemen und Entwicklungen auseinandersetzen. Sie hätten die sozialen, rechtlichen und ethischen Fragen zu beantworten.

Zum Beispiel, wenn es um die Präimplantationsdiagnostik, um die Menschenwürde in einer globalisierten Gesellschaft oder um den Stellenwert der Religionen in den Kulturen geht.
... und historischen Kompetenzen
"Plötzlich nach dem 11. September hat man begriffen, dass man gar keine Möglichkeiten hat zu interpretieren, was da eigentlich vor sich geht mit der ganzen Bewegung des Fundamentalismus, dem Zusammenhang von Fundamentalismus und Terrorismus. Da müssen wir uns einfach genauer auf den historischen Index heutiger Probleme beziehen und dann aber unsere historischen Kompetenzen ins Spiel bringen, um das genauer zu analysieren," meinte Weigel im ORF-Radio.
Wichtig für Wissensgesellschaft
Wie wichtig die Geisteswissenschaften für die Wissensgesellschaft sind, das habe nicht zuletzt die PISA Studie gezeigt. Die Fähigkeit, Informationen in einen Kontext zu stellen, sei verloren gegangen, so Weigel.

Volker Obermayr, ORF-Berlin
science.ORF.at
->   Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010