Host-Info
Franz Seifert
Freier Sozialwissenschaftler in Wien
 
ORF ON Science :  Franz Seifert :  Leben .  Wissen und Bildung 
 
USA verschärfen Gentechnik-Regulierung  
  Wie die in den USA für die Gentechnik zuständige Food and Drug Administration (FDA) bekannt gab, sollen nun auch in den USA die Grenzen für die Gen-Technik in Medizin, Industrie und Handel etwas enger gezogen werden.  
Kennzeichnung und Transparenz
Für genetisch veränderte Lebensmittel werden in den USA erstmals Richtlinien für eine Gentechnik-Kennzeichnung erlassen, welche allerdings für die Lebensmittelindustrie unverbindlich bleibt. Über die in den USA in breitem Maßstab angebauten gentechnisch veränderten Nutzpflanzen wie Mais, Baumwolle oder Soja sollen Informationen verfügbar gemacht werden. Und auch über klinische Versuche zu Xenotransplantation und Gentherapie ist die Öffentlichkeit in Hinkunft zu unterrichten.
Gentechnik-Kontroverse auch in den USA
Selbst wenn die Verschärfungen amerikanischen Gentechnik-Kritikern noch lange nicht weit genug gehen, ist der gestern bekannt gegebene Schritt der FDA doch ein deutliches Symptom für die Intensität, die der Konflikt um die Gentechnik nun auch jenseits des Atlantik erreicht hat.

Seit den Siebzigern hatte die amerikanische Öffentlichkeit kaum mehr Notiz von der Gentechnik genommen, während die US-Industrien indessen Weltführerschaft in der neuen Technologie erlangten und als erste in deren breite Kommerzialisierung einstiegen. Jedoch seit wenig mehr als einem Jahr ist die Gentechnik wieder in den USA zum öffentlichen Zankapfel geworden.
Behörden geben öffentlichem Druck nach
So lassen sich auch die Schritte der FDA verstehen. Denn sämtliche Maßnahmen - Kennzeichnung und Datenoffenlegung - stehen unter dem Motto erhöhter "Transparenz".

Die freiwillige Kennzeichnung soll das Vertrauen der Konsumenten (wieder-)herstellen ohne allerdings die Industrie zu belasten. Die Offenlegung von Forschungsdaten soll das Vertrauen der Bürger in die Wissenschaft stärken.

Ähnlich, wenn auch weit restriktiver, hatten die Behörden Europäischer Länder und der EU seit Mitte des Jahrzehnts auf den wachsenden öffentlichen Widerstand gegen die Gentechnik reagiert.
Die atlantische Kluft
Die Restriktionen, die die EU unter dem Druck europäischer Öffentlichkeiten in den vergan-gen Jahren erlassen hat, etwa zwingende Kennzeichnung und eine Verschärfung des Risiko-Assessments bei Freisetzungen, schienen sogar einen transatlantischen Handelskonflikt heraufzubeschwören.

Denn nach Meinung der USA hat Europa kein Recht gentechnisch veränderten Produkten irgendwelche Handelsbeschränkungen aufzuerlegen, da sie sich wissenschaftlich betrachtet von anderen Produkten nicht unterschieden. Auch wenn der gegenwärtige Schritt der FDA darauf hindeutet, dass sich USA und EU in puncto Gentechnik-Regelung etwas annähern, ist die Gefahr eines Handelskonflikts keineswegs gebannt.
Globalisierung öffentlichen Protests?
Auch wenn der amerikanische Konflikt um die Gentechnik nicht an die Dramatik der Auseinandersetzungen der letzten Jahre in Großbritannien oder Frankreich heranreicht, und wohl auch keine so schwerwiegenden Folgen für die Politik haben wird wie in Europa, ist sein bloßes Auftreten zu diesem Zeitpunkt doch bemerkenswert.

Warum formiert sich gerade jetzt, wo die industrielle Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln in Europa in so schwere Bedrängnis geraten ist, auch in der amerikanischen Öffentlichkeit die Aversion gegen jene Technologie, deren Existenz man bislang ignoriert hatte?

Einen Teil der Erklärung liefert wohl die Tatsache, daß ein kleinerer Lebensmittelskandal, beunruhigende Forschungsresultate und der spektakuläre Tod eines Gen-Therapie-Patienten die Gentechnik auch in den USA negativ in die Schlagzeilen gebracht hat.

An eine bloß zufällige Gleichzeitigkeit ist aber schwer glauben. Ein weiterer Teil der Erklärung dürfte in den gezielten Protesten und öffentlichen Themensetzung der international koordinierten Gentechnik-Kritiker zu suchen sein.
->   Food and Drug Administration (FDA)
 
 
 
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