Norbert Vana
Atominstitut der Österreichischen Universitäten
 
ORF ON Science :  Norbert Vana :  Kosmos 
 
"Matroshka" auf den Spuren kosmischer Strahlung  
  Das größte und aufwändigste Experiment in der Geschichte der Weltraumfahrt zur Untersuchung der Einwirkung kosmischer Strahlung auf den Menschen ist am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Baikonur gestartet - unter den Instrumenten befindet sich auch die dem menschlichen Körper nachempfundene Puppe "Matroshka". Österreichische Messgeräte sind mit an Bord, ein Österreicher ist verantwortlich für wichtige Teile des Experiments.  
Die Bestimmung der Strahlenbelastung der Astronauten und der biologischen Wirkungen der Strahlungsumgebung im Weltraum ist eine der Kernfragen für die Zukunft der bemannten Weltraumfahrt.
Strahlung im Weltraum wesentlich intensiver
 


Während des Aufenthaltes auf der Internationalen Raumstation (ISS) etwa sind die Astronauten einem Strahlenfeld ausgesetzt, das nicht nur um ein Vielfaches intensiver ist als auf der Erde, sondern sich auch in seiner Zusammensetzung wesentlich von allen terrestrischen Strahlenfeldern unterscheidet.
ISS-Besatzung bekommt Zuwachs: "Matroshka"

Die wissenschaftliche Nutzung der ISS wird nun mit einem internationalen Experiment mit österreichischer Beteiligung fortgesetzt, um neue biomedizinische Erkenntnisse zu gewinnen. Am 29. Jänner um 12:58 Uhr MEZ ist eine Sojus-Rakete mit einem unbemannten Progress-M1-Raumschiff vom kasachischen Kosmodrom Baikonur gestartet und soll planmäßig am 31. Jänner um 14:20 Uhr MEZ an der ISS andocken.

Mit an Bord ist eine von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) konzipierte, dem menschlichen Körper nachempfundene, lebensgroße Puppe - benannt "Matroshka" - mit einer Reihe wissenschaftlicher Messgeräte (siehe Bild rechts).

Die Puppe wird für knapp über ein Jahr die Besatzung der ISS verstärken. Mit ihrer Hilfe soll die Einwirkung kosmischer Strahlung auf den menschlichen Organismus gemessen werden.
->   "Matroshka"-Seite des DLR
Wichtiger österreichischer Beitrag

Im Rahmen des Projektes arbeiten Forscher aus Europa, Russland, Japan und den USA zusammen. Auch Österreich ist mit rund 1.000 Detektoren des Atominstituts der Österreichischen Universitäten prominent vertreten und stellt damit knapp ein Viertel der passiven Messgeräte.

Die Gruppe des Atominstituts unter Leitung von Norbert Vana mit den Mitarbeitern Thomas Berger, Michael Hajek und Manfred Fugger hat bereits mehr als 3.000 Tage Messungen mit ihren entwickelten Dosimetersystemen im Weltraum auf der Raumstation Mir, der ISS, an Bord von Space Shuttles und Satelliten durchgeführt.
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Die Fördermittel für den österreichischen Beitrag entstammen teilweise dem Impulsprogramm "ASAP" des BMVIT, für welches die Austrian Space Agency (ASA) als Abwicklungsstelle im Auftrag des BMVIT verantwortlich zeichnet, bzw. werden auch von der ESA zur Verfügung gestellt.
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Biologische Bewertung der Strahlung
Durch eine am Atominstitut entwickelte einzigartige Messmethode, welche die biologische Bewertung der Strahlung ermöglicht, sind die österreichischen Wissenschaftler gern gesehene Partner bei den verschiedensten Weltraumexperimenten.

Der Österreicher Thomas Berger ist als Gastwissenschaftler beim DLR mit der Koordinierung der passiven Strahlungsmessung im Rahmen dieses einzigartigen Experiments "Matroshka" beschäftigt.
Wertvolle Aufschlüsse über das Risiko
Die Forscher erwarten sich von den Experimenten im Rahmen des "Matroshka"-Projekts wertvolle Erkenntnisse über das Strahlenrisiko während so genannter "Weltraumspaziergänge" im erdnahen Orbit sowie während Langzeitaufenthalten im Weltraum, wie z.B. eine zukünftige bemannte Mission zum Mars.

Die technologischen Herausforderungen eines Mars-Fluges erscheinen aus heutiger Sicht absolut lösbar. Jedoch steht eine endgültige Beantwortung der Frage, inwieweit eine Langzeitmission zum roten Planeten aus strahlenbiologischer Sicht vertretbar ist, noch aus.
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Weitere Auskünfte
Univ.-Prof. DI Dr. Norbert Vana, DI Dr. Michael Hajek
Atominstitut der Österreichischen Universitäten, Stadionallee 2, 1020 Wien, Tel.: +43-(0)1-58801 14193
e-mail: mhajek@ati.ac.at

DI Dr. Thomas Berger, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Linder Höhe, 51147 Köln, Tel.: +49-(0)2203-601 3135
e-mail: thomas.berger@dlr.de
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