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Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Leben 
 
Gentechnische Pflanzen: Unklarheit über Risiken  
  Die erste umfassende Auswertung publizierter Daten ergibt, dass schlüssige Aussagen über mögliche Umweltauswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen derzeit nicht möglich sind.  
Insbesondere in Europa gehen die Wogen weiterhin hoch, ob gentechnisch veränderte Pflanzen neue ökologische Risiken bergen oder bloß eine Fortsetzung bisheriger züchterischer Anstrengungen mit neuen Mitteln sind. Eine definitive Antwort auf diese Frage von wisenschaftlicher Seite ist weiterhin unmöglich, weil die relevanten Experimente noch nicht durchgeführt wurden. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Studie, die von der American Association for the Advancement of Science unterstützt wurde und im Dezember im Fachmagazin Science erschienen ist. (L. L. Wolfenbarger and P. R. Phifer, SCIENCE VOL 290, 15 Dezember 2000)
Nur gesicherte Daten verwendet
Millionen von Hektar in den USA wurden bisher schon mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut. Die Industrie legte den Behörden etliche Studien als Beweis für das Fehlen negativer Effekte vor, die aber nicht veröffentlicht wurden. Erstmals wurden nun die verfügbaren in referierten Zeitschriften publizierten Daten einem Review unterzogen. Demnach gibt es Anzeichen sowohl für ökologischen Nutzen als auch für Risiken, aber über die Wahrscheinlichkeit selbst der gravierendsten ökologischen Bedenken zuwenig gesichertes Wissen.
Abschätzung schwierig
Die Abschätzung ökologischer Risiken sei äußerst komplex, so die Autoren, und generelle Aussagen nicht zu treffen. Die Auswirkungen würden je nach Art, Sorte und Umweltbedingung stark variieren. Manche Risiken seien überhaupt nicht bestimmbar. "Das heißt aber nicht, dass wir aufhören, sie zu untersuchen oder generelle Aussagen darüber machen, dass sie nicht existieren," sagte Wolfenbarger.
Lob von beiden Seiten
Sowohl Industrievertreter als auch Umweltgruppen zeigten sich von der Arbeit angetan. Ein führender Monsanto-Wissenschaftler hielt die Studie für eine "ziemlich vernünftige Zusammenfassung". Eine Vertreterin der Union of Concerned Scientists nannte die Arbeit "sehr fair und klar".
Unterschiedliche Bewertung
Die Schlussfolgerungen waren allerdings unterschiedlich. Während Monsanto darauf hinwies, dass bisher keine ökologischen Auswirkungen von transgenen Pflanzen nachgewiesen werden konnten, meinten die "Concerned Scientists" zum Einsatz derartiger Pflanzen: "Wenn wir (über Risiken und Nutzen) nicht Bescheid wissen, warum tun wir's dann?" (New York Times, 14 Dezember 2000, "Modified-Crop Studies Are Called Inconclusive")



(HT)
->   The New York Times
->   Science Magazine
 
 
 
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