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Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Technologie 
 
Napster für die Wissenschaft  
  Die Datenmengen, die in der experimentellen Physik, Astronomie oder Gentechnologie anfallen, werden immer größer. Verteilte Computeranwendungen nach dem umstrittenen Vorbild "Napster" sollen die Übermittlung und Analyse der Datenmengen bewältigen.  
Tauschbörsen als Vorbild
Zehntausende von Nutzern teilen bereits ihre lokalen Speicher- oder Rechenkapazitäten über das Internet. Was bislang mit der rasenden Verbreitung von Napster und ähnlichen Programmen für schlaflose Nächte in der Musik- und Filmindustrie sorgte, soll die Albträume von Wissenschaftlern nehmen, in denen Petabytes (1 Million Gigabytes) von wertvollen Daten jahrelang unanalysiert auf ihre Auswertung harren, ehe sie ins Datennirvana eingehen.
CERN wieder als Vorreiter
Am Kernforschungszentrum CERN wurde vor 10 Jahren das World Wide Web erfunden. Mit dem von der EU geförderten DataGrid-Projekt will CERN auch bei der zukünftigen Entwicklung leistungsstarker Wissenschaftsnetze eine wichtige Rolle spielen. Das ist nicht weiter verwunderlich, sind doch die Probleme riesiger Datenmengen auch hausgemacht: Mit der für 2005 geplanten Inbetriebnahme des neuen Teilchenbeschleunigers LHC (Large Hadron Collider) werden Datenströme von bis zu 100 Gigabytes in der Sekunde anfallen.
Open Source
Die im DataGrid-Projekt entwickelte Software wird dem Open Source- Konzept entsprechend offen zugänglich sein. Open Source bedeutet, dass der Quellcode der Software nicht nur gelesen, sondern auch verändert und verbessert werden darf, sofern diese Veränderungen wieder frei zugänglich gemacht werden. Damit soll das in der Wissenschaft vereinzelt bereits verwendete Modell des "distributed computing" (z.B. das SETI@home-Experiment) für eine Vielzahl von Anwendungen und wissenschaftlichen Fragestellungen nutzbar gemacht werden.
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SETI@home
SETI steht für "Search for Extraterrestrial Intelligence": Hunderttausende über das Internet verbundene Rechner durchsuchen dabei die Daten eines Radioteleskops nach Anzeichen von Signalen außerirdischer Intelligenz. Jeder PC-Benutzer kann mitmachen: Dazu lädt man einen speziellen Bildschirmschoner aus dem Netz, der nicht nur hochwissenschaftlich aussehende Graphiken auf den Bildschirm zaubert, sondern vor allem Teile der riesigen Datenmengen analysiert. Sobald die Daten ausgewertet sind, werden Sie an die SETI@home-Zentrale an der Universität Berkeley zurückgesandt und neue Daten geholt. In Berkeley werden die Analysen ausgewertet. Noch wurde nichts gefunden, was definitiv den Schluß auf ETs zuläßt - aber das kann ja noch werden, meinen jedenfalls die über 2 Millionen SETI-Forscher.
->   SETI@home im WWW
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Kommerzielle Anwendungen
Die Entwicklungsanstrengungen im Bereich distributed computing beschränken sich nicht auf die Wissenschaft allein: Der Erfolg von Napster&Co hat natürlich auch das Interesse der kommerziellen Softwareschmieden geweckt. So befasst sich etwa Microsoft im Farsite-Projekt (Federated, Available, and Reliable Storage for an Incompletely Trusted Environment) mit Architekturen für verteilte Systeme, die ohne zentralen Server auskommen.

(JC)
->   Artikel in Telepolis
->   Informationen zu DataGrid
->   Artikel über SETI@home
->   Cyberscience-Projekt am ITA
->   Napster
 
 
 
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