Host-Info
Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit 
 
Evidenz-basierter Medizinjournalismus gegen Innovationsberichterstattung
Claudia Wild, ITA
 
  Ärzte und Industrie informieren Medizinjournalisten regelmäßig über jüngste Forschungsergebnisse. Die Berichterstattung zu medizinischen Innovationen ist meist mit der Hoffnung auf (sensationelle) Durchbrüche gepaart. Einige Medizinjournalisten versuchen nun mit Methoden der Evidenz-basierten Medizin, die Grundlagen für die geschürte Hoffnung kritisch zu hinterfragen und der reinen Innovationsberichterstattung entgegenzuarbeiten.  
"Skeptiker liegen meistens richtig"
"Fragen Sie sich einmal, wieviel vielversprechende Neuigkeiten der Medizin schließlich sang- und klanglos wieder verschwinden oder sich als grandiose Flops herausstellen. Es ist die Mehrzahl. Skeptiker liegen meistens richtig", meint etwa Klaus Koch.

Koch, (freier und skeptischer) Medizinjournalist der Süddeutschen Zeitung sowie Gewinner des Publizistik-Preises 2001 "Medizin im Wort" des Kollegiums der deutschen Medizinjournalisten begründete eine eigene - auf wissenschaftliche Nachweise gestützte - Internetseite: www.evibase.de.
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Evibase
Die gesammelten Hintergründe, Analysen und Meldungen aus der Medizin sind das "Ergebnis einer mehr als 10-jährigen Konfrontation mit Versprechungen der Medizin".

Evibase basiert auf dem Prinzip, dass Aussagen zur Wirksamkeit von Therapien beziehungsweise zum Nutzen eines Produktes durch geeignete, ausgewogene wissenschaftliche Beweise unterlegt werden müssen.
->   Evibase
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Kritische Beweiswürdigung
Victor Cohn, Medizinjournalist der Washington Post formuliert es drastischer: "Show me! The stronger the claim, the greater the burden of proof." Je stärker der Anspruch auf "medizinischen Durchbruch", desto größer ist die Beweislast.
Wie gut und relevant ist die Beweislage?
Im kritischen Medizinjournalismus sind vor allem zwei Fragen von Bedeutung:

1. Wie gut ist die klinische Evidenz/Beweislage? Basiert der "medizinische Durchbruch" auf Fallbeobachtungsstudien, kontrollierten Studien, randomisierten Studien? Wie groß sind die beobachteten Effekte?

2. Wie relevant ist die klinische Evidenz/Beweislage? An welchen Patientengruppen wurde ein Effekt beobachtet? Ist eine Verallgemeinerung zulässig? Welcher Patientennutzen, welche Ergebniswerte wurden gemessen? Welche Risken/Nebenwirkungen traten auf?
Verfrühte Hoffnungen ohne Qualität ...
Der Öffentlichkeit beziehungsweise den Patienten ist wenig mit verfrühter Hoffnung durch eine Innovationsberichterstattung à la "Professor XY sagte, dass..." gedient, ohne dass die Qualität des wissenschaftlichen Nachweises berücksichtigt wird.
Siehe auch:
Do medical Reporters ask the tough questions? Medical Science & Practice 2001:2. SBU-informations

3. deutscher EBM-Kongress, Köln: Sept. 2001: Seminar zu Journalisten und evidenz-basierter Medizin.

CW
 
 
 
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