Host-Info
Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 
Freier Markt versus Nachhaltigkeit  
  Prominenter deutscher Wissenschafter hält das europäische Modell der ökosozialen Markwirtschaft für geeignet, weltweit nachhaltige Entwicklung zu garantieren.  
Märkte bestimmen unser Leben
Weltweit herrscht Konsens, dass die Dinge des Lebens über Märkte geregelt werden. Wie die Rahmenbedingungen dafür aussehen ist nicht nur ein politisches, sondern auch soziales und ethisches Thema. Derzeit weisen die Trends auf eine alles andere als nachhaltige Entwicklung, meinte Franz Josef Radermacher anläßlich der Konferenz "Europa nachhaltig gestalten" am 15.2. in Wien. Veranstalter waren das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, die Industriellenvereinigung und die Vertretung der Europäischen Kommission.
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Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher
leitet das Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) in Ulm, das die Beherrschung komplexer Systeme erforscht, vor allem solcher, die anspruchsvolle Hard- und Software-Umgebungen beinhalten. Ein Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit von Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft. Prof. Radermacher war und ist Mitglied zahlreicher hochrangiger Kommissionen von Bund und Ländern in Deutschland sowie von beratenden Kommittees der EU-Kommission und ist Mitinitiator vieler Forschungsprogramme. Seine wissenschaftliche Arbeit umfaßt mathematische Untersuchungen zu entscheidungstheoretischen Fragestellungen sowie anwendungsorientierte Fragen der Informatik, Robotik, Wirtschaftswissenschaften und Umwelttechnik bis hin zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen zur Globalisierung, Weltbevölkerungsentwicklung, Zukunft der Arbeit und nachhaltigen Entwicklung.
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Ökosoziale Marktwirtschaft ist teuer
Das europäische Marktverständnis hat als zentralen Wert die soziale Gerechtigkeit. In Form der ökosozialen Marktwirtschaft kann dieses Verständnis weltweit nachhaltige Entwicklung sichern. Doch dieses Modell kostet Geld und beeinträchtigt die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Wirtschaftssystemen, die keine ethischen Werte beinhalten - das kostet Europa ökonomisch die Weltspitze. Daher sind eindeutige politische Entscheidungen unabdingbar.
Ohne Lebensstandard kein Umweltschutz
Der Schutz der Umwelt ist nur unter lebenswerten Bedingungen möglich. Deshalb ist es wichtig, in wenig entwickelten Ländern die Lebensqualität zu erhöhen. Dort kann mit wenig Geld relativ viel mehr erreicht werden als im reichen Europa mit viel höherem Einsatz. Diese Aufwendungen dürfen aber nicht als Kosten, sondern müssen als Investitionen in eine nachhaltige Zukunft verstanden werden. Das gilt natürlich auch für die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft.
Konkurrenzfähigkeit durch Doppelstrategie
Um die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen großen Wirtschaftsmächten wie den USA aufrecht zu erhalten ist es notwendig, gleichzeitig auch bewußt nicht-nachhaltige Strategien zu verfolgen. Das geschieht in der Europäischen Gemeinschaft aus ökonomischen Gründen ohnehin laufend, nur wird es nicht offen ausgesprochen. Als gleichberechtigter, konkurrenzfähiger Wirtschaftspartner hat Europa die Möglichkeit, Konkurrenten oder Partnern das ökosoziale Wirtschaftsmodell anzutragen oder, unter geeigneten Bedingungen, auch aufzuzwingen.

(Ssch)
->   Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung
->   Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich
->   Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt
 
 
 
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