Host-Info
Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Medizin und Gesundheit 
 
Strategie für mehr Patientensicherheit  
  USA: Durch medizinische Fehler sterben mehr Personen als bei Verkehrsunfällen. Nicht alle Fehler sind vermeidbar.  
Irren ist menschlich: Irrtümer zu vermeiden, sollte es auch sein
Der jüngste Bericht des US-amerikanischen Institute of Medicine/IOM der Nationalen Akademie der Wissenschaften befasst sich unter dem Titel "To Err Is Human: Building a Safer Health System" mit medizinischen Irrtümern und deren Ursachen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass mehr Menschen durch medizinische Fehler als durch Verkehrsunfälle, Brustkrebs oder AIDS sterben. Allerdings sind nicht alle Fehler vermeidbar.
US-Gesundheitssystem sucht Strategie für mehr Patientensicherheit
Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist durch Erfahrungen mit Gerichtsverfahren und dem Versuch ihrer Vermeidung äußerst defensiv. In diesem Zusammenhang ist auch die Fragestellung des IOM-Reports zu verstehen. Das IOM beginnt damit eine Serie von Berichten, die zu einer nationalen Strategie der Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen beitragen soll. Ein Ziel sind neue Instrumente für mehr Patientensicherheit.
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Irrtümer, Fehlverhalten, Kunstfehler: nicht alles ist vermeidbar
Einer Studie zufolge sterben jährlich etwa 44.000 US-Bürger an Irrtümern oder medizinischem Fehlverhalten allein in US-Spitälern. Eine andere Studie setzt diese Zahl mit 98.000 noch höher an. Demnach sterben mehr Menschen an medizinischen Fehlern als in Verkehrsunfälle, an Brustkrebs oder AIDS.

Die meisten Fehler werden allerdings nicht durch die Fahrlässigkeit einzelner Ärzte verursacht, sondern durch "Systemfehler". Dazu gehört z.B. die Unlesbarkeit von Dokumenten, die angeben, ob ein Patient ein Medikament nicht verträgt oder ob ein Arzneimittel toxische (Neben-)Wirkungen hat. Eine andere Ursache ist die enorm rasche Zunahme des medizinischen Wissens und die mangelnde Koordinierung der Fachdisziplinen.
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Nationale Strategie soll 50% der Fehler vermeiden helfen
Der Bericht zeigt klar, dass die Ursachen für medizinische Irrtümer vielfältig sind und daher keine universelle Lösung möglich ist. Dennoch setzt das IOM die Latte sehr hoch: Die (noch zu entwickelnde) Strategie zur Erhöhung der Patientensicherheit soll zu einer Reduktion von 50% der medizinischen Fehler führen.
Der Report "To Err Is Human: Building a Safer Health System" (2000) kann vom IOM bestellt werden: er ist in der National Academy Press publiziert.

(CW)
->   National Academy of Science
 
 
 
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