Host-Info
Helge Torgersen
Institut für Technikfolgen - Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
 
ORF ON Science :  Helge Torgersen :  Wissen und Bildung 
 
Cyberscience: Forschung im Internet-Zeitalter
von Michael Nentwich
 
  Ein neues Buch des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung untersucht die Folgen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien in den Wissenschaften. Schneller, vernetzter und transparenter wird die neue Wissenschaft sein.  
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Das Buch
Michael Nentwich
CYBERSCIENCE
Research in the Age of the Internet
591 Seiten, 24x17cm, broschiert
ISBN 3-7001-3188-7
->   Das Buch als e-Book
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Virtualisierung

Die Arbeitswelt der Forschenden virtualisiert sich zunehmend. Informationsbeschaffung in Online-Datenbanken und digitalen Archiven haben den Gang in die Bibliothek schon weitgehend ersetzt. Dezentral und zeitlich asynchron kommunizierende internationale Projektteams werden die klassische, an den realen Kommunikationsraum gebundene Forschung schrittweise ablösen.

Virtuelle Forschungsinstitute werden neben die derzeitigen Institute treten. So genannte "Collaboratories" ermöglichen die ortsunabhängige Zusammenarbeit. Der Virtualisierung der Wissenschaft sind freilich Grenzen gesetzt: die wichtigen informellen Kontakte auf Tagungen und in den Kaffeeküchen der Institute werden kaum durch Chat oder Videokonferenzen ersetzt werden.
->   Artikel zur Cyber-Kooperation in der Wissenschaft
Elektronisches Publizieren
Die Tage der wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf Papier sind gezählt. Elektronisches Publizieren wird es in nicht allzu ferner Zukunft fast vollständig ablösen. Nur mehr in Nischen werden wissenschaftliche Bücher gedruckt werden.

Dadurch und durch die forcierte Förderung öffentlicher Wissensportale eröffnet sich für die Wissenschaft die Möglichkeit, sich vom kostspieligen privatwirtschaftlich organisierten Publikationswesen zu befreien. Die zum Teil marktbeherrschenden kommerziellen Verlage werden das Feld jedoch sicher nicht kampflos räumen.
->   Artikel zur Zukunft der wissenschaftlichen Zeitschrift
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Sinkende Bibliotheksbudgets bei gleichzeitig steigenden Abonnementpreisen für wissenschaftliche Zeitschriften, steigende Produktionspreise für wissenschaftliche Monographien bei gleichzeitig sinkenden Absatzzahlen haben das wissenschaftliche Veröffentlichungswesen in eine Krise gestürzt. Elektronisches Publizieren und offene Archive werden als Ausweg aus der Krise wahrgenommen.

Nicht nur in den Lebenswissenschaften wurde mit BioMedCentral eine Alternative zum kommerziellen Verlagswesen geschaffen. Auch die Ökonomie gründet im Zuge der ELSSS-Initiative neue elektronische Zeitschriften. Jüngst haben sich sogar die Präsidenten der großen wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland und Europa in der Berliner Erklärung für den offenen Zugang zum Wissen der Wissenschaften ausgesprochen.
->   BioMedCentral
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->   ELSSS
->   Berliner Erklärung
Produktivitätsgewinne?
Schon jetzt stellen Forschende beachtliche Produktivitätsfortschritte durch den Einsatz der digitalen Medien fest. Der vereinfachte Zugang zu Veröffentlichungen und Primärdaten erleichtert Forschung ebenso wie die raschere Kommunikation und die neuen Möglichkeiten des verteilten Rechnens.

Auf der anderen Seite der Medaille stehen freilich der nicht unerhebliche, kontinuierliche Lernaufwand für die neuen Technologien oder die Zeitverluste bei Computerabstürzen. Auch die schleichende Veränderung des Tätigkeitsfeldes der Forschenden, die immer mehr Aufgaben übernehmen, die früher andere besorgt haben (z.B. die Formatierung von Texten), schlägt sich für das Gesamtsystem Wissenschaft möglicherweise negativ zu Buche.
Auswirkungen auf die Inhalte
Selbst indirekte Auswirkungen auf die Inhalte der Forschung sind bereits absehbar. So sind etwa schon heute manche Projekte nur mit Hilfe vernetzter Computer möglich, beispielsweise in der Astronomie oder in der pharmazeutischen Forschung. Auch der weltweite Zugang zu Datenbanken ermöglicht die Beantwortung neuer Fragen in den vergleichenden Sozialwissenschaften.

Schließlich werden die neuen Möglichkeiten der Wissensdarstellungen im digitalen Raum (Hypertext, Multimedia, virtuelle Realität, Simulation) auch auf die Erarbeitung des Wissens rückwirken. Erst eine langfristige Beobachtung des Technologieeinsatzes wird es allerdings ermöglichen, den genauen Umfang und die Art dieser Veränderungen abzuschätzen.
Wissenschaft wird transparenter
Wenn Kommunikation und Veröffentlichung über das WWW laufen, wird die Zugänglichkeit zu Wissen erleichtert. Forschung wird transparenter und bekommt ein neues Schaufenster, z.B. dieses hier: science.ORF.at. Gleichzeitig werden im entstehenden "Semantischen Netz" so genannte elektronische Wissensroboter ("knowbots") bei der Informationsbeschaffung aus dem WWW helfen.

Dabei werden aus BibliothekarInnen ("librarians") "cybrarians", die den neuen Wissensraum aufbereiten und zugänglich halten. Das ist zwar eine lohnende, nichtsdestotrotz aber anspruchsvolle und aufwendige Aufgabe, deren Bewältigung noch nicht gesichert ist.
->   Semantic Web
Auch die Geisteswissenschaften gehen online
Entgegen gängiger Klischees ist anhand einer vergleichenden Analyse der wissenschaftlichen Disziplinen nachweisbar, dass die neuen Internet-Möglichkeiten von Teilen der Geisteswissenschaft genauso intensiv eingesetzt werden wie in der Naturwissenschaft.
Bemerkenswerte Beispiele stellen die Papyrusforschung und die Geschichtswissenschaft dar, die beide intensiv mit Web-Datenbanken und Web-Kooperation arbeiten.
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Buchpräsentation
Montag, 10. November 2003, 18 Uhr
Skylobby des Techgate Vienna
Donau-City-Straße 1
1220 Wien

- Begrüßung durch den Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Univ.-Prof. Dr. H. Mang
- Multimediale Präsentation des Buchs durch den Autor
- anschließend Gelegenheit zum Gespräch bei einem Imbiß
->   Techgate Events
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->   Linksammlung zur Cyber-Wissenschaft
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Digitale Fußnoten: Wenn Informationen verschwinden (31.10.03)
->   Neue Wege beim wissenschaftlichen Publizieren (11.8.03)
->   Wissenschaft gratis für alle? (3.9.01)
 
 
 
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