Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Steinzeit (er)leben  
  In Stratzing bei Krems, fanden am 26. und 27. Mai die 1. Steinzeittage statt. Zahlreiche Besucher konnten steinzeitliche Lebensgewohnheiten einmal aus nächster Nähe beobachten oder selbst ausprobieren. Das Unternehmen war ein voller Erfolg.  
Das Zeltlager

Im Zuge der Grabungen, die seit 1988 in Stratzing bei Krems (NÖ) immer wieder durchgeführt wurden, konnte an dieser Stelle ein Zeltlager aus der Zeit des Aurignacien (etwa 30.000 Jahre v. Chr.) gefunden werden. Im Rahmen der Steinzeittage wurde der Versuch unternommen, ein solches Zeltlager zu rekonstruieren, um den Besuchern ein plastisches Bild vom Leben im Paläolithikum zu geben.
Das Feuer

Wie wurde Feuer gemacht? Bei den Besuchern fand das Entzünden eines Feuers mit Hilfe eines Zuderschwammes großes Interesse.
Das Feuer war für den Eiszeit-Menschen von ganz besonderer Bedeutung. Es diente zum Wärmen, zum Schutz, zur Jagd, zum Härten von Holzwaffen und letztendlich zum Kochen und Braten.
Paläolithische Küche
Im Gegensatz zu dem vielfach verbreiteten Bild vom ¿wilden¿ Eiszeitmenschen, der nach der Jagd rohes Fleisch verzehrte, konnten die Grabungen in Stratzing und an anderen paläolithischen Fundstellen belegen, daß der Mensch im Paläolithikum bereits zu Kochen und Braten verstand.

Ob diese Kost auch genießbar war, und wie sie wirklich schmeckte, konnte man bei den ersten Steinzeittagen allerdings nicht probieren - denn Mammutfleisch ist nicht rekonstruierbar.
Kochen mit Steinen
 


Dafür wurde zunächst eine Grube im Boden ausgehoben. Diese mußte mit Leder ausgekleidet werden. In diesem ¿Ledersack¿ kommt dann das Kochgut: Wasser, Fleisch, Kräuter, Pilze etc. - was den Bewohner vom eiszeitlichen Stratzing eben aus der näheren Umgebung zur Verfügung stand.

Mit Hilfe von Steinen, die zuvor direkt in der Feuerstelle erhitzt worden waren, wird diese ¿Suppe¿ dann zum Kochen gebracht.
Die Zutaten

Selbstverständlich durfte es allerdings nicht genügen, eine solche Suppe zuzubereiten, auch die dazu notwendigen Vorarbeiten konnte man bei den Steinzeittagen selbst ausprobieren, bzw. anderen dabei zusehen. So stellt man erst fest, wie schwer es eigentlich ist, das Kochgut entsprechend vorzubereiten, wenn man nichts außer seiner Hände und einiger Steingeräte zu Verfügung hat, die wir heute leider nicht so perfekt einsetzen können, wie der Mensch im Paläolithikum. Mit der richtigen Technik allerdings gelingt es auch mit einem Steingerät gar nicht schlecht, das Fleisch in handliche, eßbare Stücke zu zerteilen, die dann zum Garen ins Feuer gelegt werden.
Steinbearbeitung

Neben dem leiblichen Wohl, galt das Interesse aber auch dem steinzeitlichen Alltag am Lagerfeuer, der meist darauf ausgerichtet war, Geräte, die man zum täglichen Überleben benötigte, herzustellen. Dazu gehörte ganz besonders die Herstellung von Steingeräten, die in komplizierter Technik durch Abschlagen von Steinknollen hergestellt wurden (im Paläolithikum freilich ohne dem modernen Schutz der Arbeitshandschuhe, damit aber vielleicht mit mehr Schwielen an der Hand). Kratzer, Klingen, Schaber, Bohrer wurden auf diese Weise zugeschlagen.
Jagd á la Paläolithikum
Besonders interessiert zeigten sich v.a. die Kinder an der jungpaläolithischen Jagdtechnik mit Pfeil und Bogen. Vorwiegend auf Hirsch oder Rentier (Cerviden) wurde mit dieser Waffe Jagd gemacht. Pfeil und Bogen waren aus Holz gefertigt. An einigen paläolithischen Fundstellen wurden Stangen aus Kiefernholz gefunden, die als Pfeile anzusprechen sind. Sie zeigen an einer Seite eine Kerben zum Aufsetzen auf die Bogensehne, als Spitzen dienten eingesetzte Silexpfeilspitzen, die oft gefunden worden sind. Pfeil und Bogen dienten neben der Wurflanze als wichtige Jagdwaffe im Jungpaläolithikum.
Bogenschießen
 


Ob es leicht fiel, mit Pfeil und Bogen ein Ziel zu treffen, konnten die Besucher der Steinzeittage in Stratzing selbst ausprobieren und, wie man sieht, machte es großen Spaß.
Text: Anna Prillinger; Bilder: Christine Neugebauer-Maresch
->   EISZEIT-Wanderwerg
->   1. Steinzeittage mit Eröffnung der STEINZEITWELT
 
 
 
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