Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Wissen und Bildung 
 
Archäologie und Computer  
  Die Wiener Stadtarchäologie veranstaltet ihren 6. Workshop zu "Archäologie und Computer" im Rathaus. Neue Methoden und Techniken des Einsatzes der EDV in der Archäologie werden durch etwa 25 in- und ausländische Referenten präsentiert.  
Virtuelle Spaziergänge

Die Themen reichen von der Datensicherung bis zu Spaziergängen durch virtuell rekonstruierte archäologische Denkmale, wie dem antiken Troia. Ein weiteres deutsches Forscherteam führt durch das römische Xanten (Bild) und eine Gruppe aus Rom durch die "Casa dei Vettii" in Pompeji.
->   Troja - virtuell
->   Troja im ORF.at

Die 3-D Beispiele reichen von "Virtual Pittsford - a historic journey" im Staate New York über die Belgrader Burg und Stadtbefestigung und der Dammwiese oberhalb der eisenzeitlichen Salzbergwerke von Hallstatt bis zur mittelalterlichen Synagoge am Wiener Judenplatz. Dieser digitale Rundgang ist seit der Eröffnung im Oktober 2000 im Misrachi-Hauses (Judenplatz 8) zu sehen. Nebenstehendes Bild zeigt dagegen ein "klassisches" Modell der Synagoge aus den Werkstätten der Hochschule für angewandte Kunst.
->   Or Sarua-Synagoge
3-D-Darstellung archäologischer Schichtenabfolgen
Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops ist die Darstellung und Verarbeitung der stratigraphischen Beobachtungen. Der für die Methode namengebende Edward C. Harris (Bermuda) konnte als Referent gewonnen werden. Er berichtet über die Methoden der Analyse, die von der Beobachtung und Dokumentation stratigraphischer Befunde bis zur Erstellung von Phasen und Perioden führt. Daneben beschäftigen sich mehrere Vortragende mit der virtuellen Darstellung der Harris-Matrix und den Möglichkeiten der Auswertung.
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Harris-Matrix
Die archäologische Stratigraphie beruht auf einer Reihe von Gesetzen und Regeln. Harris unterscheidet vier verschiedene Formen der Lage von Schichten (oberhalb, unterhalb, identisch und gleichzeitig) und stellt diese übersichtlich in einem Diagramm dar.

Zwei Arten von Stratifikationseinheiten werden unterschieden: positive und negative. Die negativen Stratifikationseinheiten sind so genannte Interfaces, beispielsweise Graben- oder Grubenprofile sowie Begehungshorizonte. Die positiven Stratifikationseinheiten sind dagegen die eigentlichen Schichten und bestehen jeweils aus einem spezifischen Material.

Nach dem Prinzip der Überlagerung, Überschneidung oder Anlehnung sind die oberen, bzw. schneidenden und anlehnenden Schichten jünger, als die darunter liegenden. Ein Prinzip, welches bereits vor langem von der Geologie entdeckt worden ist.

Die Harris-Matrix ist ein Diagramm zur Darstellung einer stratigraphischen Sequenz, welche die Abfolge von Schichtablagerungen und die Entstehung von Interfaces in einer klar definierten Form zeigt. Die Harris-Matrix stellt also die Position jeder Stratifikationseinheit und ihre relativen Beziehungen zu allen anderen Befunden einer Grabung dar.

Zur Vermeidung von Zirkelschlüssen muss die stratigraphische Beurteilung ohne Berücksichtigung der Funde erfolgen.

In einem zweiten Arbeitsschritt kann die Harris-Matrix durch die Interfaces in Phasen gegliedert werden.

Erst danach kann unter Berücksichtigung der in den Schichten liegenden Funden sowie den vorgefundenen Strukturen die Schichtenabfolge periodisiert werden.

Literatur: Edward C. HARRIS, Principles of Archaeological Stratigraphy, Academic Press, London and San Diego 1989 (2. Aufl.).
->   Harris-Matrix
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Neue Wege der Archäologie
Aus Portugal wird ein GIS-Projekt zur Erfassung prähistorischer Kunstdenkmäler (Europreart) und aus Spanien eine neue Management-Software für archäologische Parks (SIDGEIPAN) vorgestellt.

Ein polnischer Kollege stellt die Ergebnisse eines Copernicus-Projektes vor, welches dem Austausch archäologischer Daten im Raum Bulgarien, Rumänien und Polen erleichtert.

Am Beispiel archäologischer Funde aus dem Legionslager von Carnuntum wird eine computerunterstützte Keramikklassifikation präsentiert; ebenfalls aus Wien kommen neue Methoden zur verbesserten Kalibration von archäologischen Radiokarbondaten.
Programm und Vortragszusammenfassungen
Einen Überblick über das vielfältige Programm bietet die untenstehende Homepage der Stadtarchäologie Wien. Sie finden dort zu allen Vorträgen kurze Zusammenfassungen.

Eine Veröffentlichung der Referate im Rahmen einer Publikation ist geplant.
->   6. Workshop - Archäologie und Computer
 
 
 
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