Host-Info
Otto H. Urban
Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Wien
 
ORF ON Science :  Otto Urban :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Kelten und Römer im Hinterland von Carnuntum
Ein Archäologie-Schwerpunkt
 
  In einer gemeinsamen Aktion versuchen Abgeordnete und Mandatare der BH Bruck an der Leitha (NÖ) für ihren Bezirk einen Archäologie-Schwerpunkt zu setzen. Im Hinterland von Carnuntum zwischen Leithagebirge und Auland sollen verstärkt die Kelten und Römer präsentiert werden.  
Kelten und Römer

Römischer Grabstein mit der Darstellung einer älteren Frau in einheimisch-keltischer Tracht, der in Au am Leithaberg (NÖ) gefunden worden ist. Die Frau hieß, wie die Inschrift verrät, Umma, Tochter des Tabiconus, und ist im Alter von 45 Jahren verstorben.

Das Portrait zeigt eine Frau mit hoher Pelzhaube; ihr Gewand wurde mit einem Paar großer Flügelfibeln an den Schultern zusammengehalten.

Deutlich zeigen in dieser Zeit, als die Römer ihre Herrschaft im Hinterland des Donaulimes ausbauten (1. Jhdt. n. Chr.), die einheimischen, keltischen Damen ihre Eigenständigkeit. Neben der kennzeichnenden Frauentracht finden sich auch im norisch-pannonischen Grenzbereich eine spezifische Mädchentracht.
Die keltischen Männer ließen sich dagegen bereits bevorzugt in der römischen Toga darstellen.
Eine überparteiliche Initiative der Abgeordneten von Bruck/L.
Frau LAbg. Christa Vladyka (SPÖ), Herr Landesrat Ernst Windholz (Freiheitliche) und Herr Bundesrat Friedrich Hensler (ÖVP) informieren heute in der BH Bruck/Leitha die Bürgermeister bzw. Vertreter der Gemeinden des Bezirks über einen geplanten Archäologie-Schwerpunkt, der das reiche archäologische Erbe des Bezirkes einer breiten Öffentlichkeit bekanntmachen soll.

Die Arbeiten werden auf verschiedenen Ebenen ansetzen: neben Vitrinen in Gemeindeämtern und Schulen wäre auch die Gestaltung und Erklärung von Bodendenkmalen im Gelände, wie das Beispiel der "Römervilla von Höflein" zeigt, wünschenswert

Univ.Prof. Jobst, Landesarchäologe von NÖ, berichtet über die Möglichkeiten und Perspektiven, wie Carnuntum und sein Hinterland im Rahmen internationaler Projekte verstärkt präsentiert werden kann. Hier ist in erster Linie gedacht, den gesamten Bezirk Bruck/Leitha in das Projekt BERNSTEINSTRASSE zu integrieren.

Die "Gesellschaft der Freunde von Carnuntum" könnte, wie ihr Präsident anbot, Koordinationsaufgaben übernehmen.
->   Bernsteinstraßenprojekt
Die einheimische Grundlage - Kelten

Das archäologische Erbe der vorrömischen Bevölkerung im Bezirk Bruck/Leitha findet sich nicht nur im eigentlichen Stadtgebiet von Carnuntum, sondern im gesamten Bereich zwischen Donau und Leithagebirge. Es ist sehr reichhaltig und vielfältig.

Unter den zahlreichen Grabfunden, die u. a. in Arbesthal, Au/L., Fischamend, Haslau, Hof/L., Prellenkirchen, Sommerein und Wolfsthal bekannt sind, erscheinen die reichen Beigaben im Gräberfeld von Mannersdorf am eindrucksvollsten. Sie sind im Museum Mannersdorf zu sehen. Die Funde wurden bei Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes geborgen; eine Auswahl war bereits bei der großen Kelten-Ausstellung in Venedig 1990 zu sehen.
->   Museum Mannersdorf/L im Schüttkasten

 


Keltische Kleinfunde aus dem Gräberfeld von Mannersdorf, darunter eine Bronzesitula (oben, rechts) und reicher Schmuck aus Bronze, Gold, Glas und Bernstein (Fotos: Katalog: I Celti).
Auch Siedlungsplätze der Eisenzeit sind von zahlreichen Fundplätzen bekannt, besonders wichtig erscheinen jene von Göttlesbrunn. Sie wurden im Rahmen von zwei Diplomarbeiten und einer Dissertationen am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien bearbeitet und geben ein gutes Bild von den Strukturen bäuerlicher Siedlungen während der älteren und jüngeren Eisenzeit (Hallstatt- und Latènekultur).

Das Zentrum erstreckte sich in dieser Zeit auf dem Plateau vom Braunsberg, wo im letzten Jahr eine Teilrekonstruktion der Holz-Erde-Befestigung eröffnet werden konnte.
->   Keltische Wallburg auf dem Braunsberg
Der keltische Stamm der Boier
Neben diesen archäologischen Fundstätten der Eisenzeit zeugen auch zahlreiche Münzfunde von der Anwesenheit der Kelten in diesem Raum.

Die wenigen erhaltenen schriftlichen Überlieferungen führen uns zur Geschichte der Boier. Dieser einst bedeutende keltische Stamm, der namengebend für Böhmen ist, hatte im 1. Jahrhundert v. Chr. sein Zentrum im Bereich der Porta Hungarica. Er wurde jedoch um 40 v. Chr. von den Dakern unter der Führung König Burebistan vernichtend geschlagen.

Ein Rest dieses Stammes bildete dann im 1. Jahrhundert n. Chr., zur Zeit der römischen Landnahme, im Winkel zwischen Scarbantia (Sopron), Carnuntum und dem später errichteten Vindobona, eine eigene Civitas. Römerzeitliche Grab- und Inschriftensteine geben Hinweise auf diese einheimische Bevölkerung (siehe oben erwähnte Umma).
->   CARNUNTUM aktuell,
->   in der Universität Klagenfurt
->   virtuell
 
 
 
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